Eine Person steht im Moor.
© Daniel Lenz
  • Mehr Moor wagen

Peatland Science Centre

Das Peatland Science Centre erforscht die zentralen Fragen um die Klimawirksamkeit der Moore und deren Schutz- und Nutzungsstrategien. Die Forschungseinrichtung gestaltet den Prozess zur Klimaneutralität Bayerns und international in Synergie mit den weiteren Ressourcen wie Biodiversität, Wasserhaushalt und Produktivität aktiv mit.

Forschungseinrichtung PSC: die Moore erforschen, schützen und entwickeln

Logo des Peatland Science Centre.

Moore zählen aufgrund ihrer nassen und damit anaeroben Bodenbedingungen zu den weltweit wichtigsten Kohlenstoffspeichern. In den letzten Jahren ist der Erhalt der Moorböden zunehmend in den politischen Fokus gerückt. Das 2022 neu gegründete Peatland Science Centre (PSC) der HSWT soll die wissenschaftliche Basis für die Moorentwicklung in Süddeutschland und international wesentlich verbessern. Mit dem PSC werden in Kooperation mit den einschlägigen Partnern aus Wissenschaft, Fachbehörden und Umsetzung regional angepasste Lösungen entwickelt.

Eine Person steht im Moor.
© Daniel Lenz

SAVE THE DATE: international Peatland Science Conference (iPSC)

Das Peatland Science Centre (PSC) lädt zur international Peatland Science Conference (iPSC) ein: Die Konferenz findet vom 18.09 – 21.09.2024 auf dem Campus Weihenstephan der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) in Freising statt.

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Hintergrund Moore: Das Thema des Peatland Science Centres

Die Entstehung der Moore basiert auf einem Wasserüberschuss in der Landschaft, entweder als Grundwasser oder als Regenwasser. Die moortypische Vegetation an der Oberfläche baut schneller Biomasse auf als im wassergesättigten Boden abgebaut werden kann. Dadurch akkumuliert die organische Substanz und es bildet sich Torf. Dieser Prozess läuft in gemäßigten und borealen Breiten seit der letzten Eiszeit ab. In naturnahem Zustand wachsen die Moore seither kontinuierlich weiter.

Moore werden hier gleichgesetzt mit der Gesamtheit der organischen Böden, entsprechend internationaler Definition (FAO, IPCC) und wie in der Berichterstattung für die UNFCCC festgelegt.

Moore sind ganz besondere, wasserabhängige terrestrische Ökosysteme mit einer Vielfalt von Funktionen:

  • Lebensraumfunktion: Sie bieten Habitate für viele Spezialisten und damit seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Die Moore sind daher ein Schwerpunkt für den Schutz und den Erhalt der Biodiversität.
  • Archivfunktion: Aufgrund der Konservierung von Pollen im anaeroben Milieu sind sie ein Archiv für Klima- und Vegetationsgeschichte.
  • Regelungsfunktion Wasser: Moore können im Landschaftswasserhaushalt eine ausgleichende Rolle spielen durch Dämpfung von Abflussspitzen und regionale Kühlung über die Verdunstung. 
  • Regelungsfunktion Stoffhaushalt: Das Wachstum der Moore geht mit der Einbindung von Kohlenstoff einher. Daraus entstehen sowohl pro Flächeneinheit die größten Kohlenstoffspeicher in der terrestrischen Biosphäre, als auch absolut auf globaler Ebene. Die weltweit in Mooren gespeicherte Menge Kohlenstoff wird auf 550 Milliarden Tonnen Kohlenstoff geschätzt, was 30 % des Bodenkohlenstoffs entspricht auf nur 3 % der Fläche. Damit spielen die Moore eine wichtige Rolle im globalen Klimasystem.
  • Erholungsfunktion: Im naturnahen Zustand sind die Moore einzigartige Elemente der Landschaft, die Faszination und Begeisterung auslösen.  
  • Produktionsfunktion: Moore sind in Mitteleuropa die letzten Landschaftsbestandteile, die beginnend ca. 1750 in Kultur genommen wurden. Voraussetzung für die Nutzung war die Entwässerung für verschiedenste Zwecke: Für Torfabbau, land- oder forstwirtschaftliche Nutzung wurde das Wasser aus den Flächen mit Gräben oder Drainagen ausgeleitet. Wird ein Moorboden entwässert, werden die oben genannten Funktionen verändert und die Funktionserfüllung gefährdet. So verliert ein entwässerter Moorboden seine Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern: Der einst in ihm gespeicherte Kohlenstoff wird nun vor allem in Form von CO2 freigesetzt. So können Moore von Kohlenstoffsenken zu Emissionsquellen und damit zu Antreibern des Klimawandels werden.
Ein naturnahes Moor aus der Vogelperspektive.
© Matthias Drösler

Steckbrief: Moore in Bayern

Die Mooremissionskarte für das Jahr 2020 basiert auf empirischen Treibhausgasmodellen und den Informationen aus TNLandnutzungs-Polygonen, verschnitten mit InVeKos Daten und der Flurabstandskarte 2020 der Technischen Universität München
Die Mooremissionskarte für das Jahr 2020 basiert auf empirischen Treibhausgasmodellen und den Informationen aus TNLandnutzungs-Polygonen, verschnitten mit InVeKos Daten und der Flurabstandskarte 2020 der Technischen Universität München. © Klatt, Schlaipfer, Drösler et al. in prep

Bayern steht mit ca. 220.000 ha Moorböden an fünfter Stelle der moorreichen Bundesländer. Diese Flächen sind heute zu etwa 95% entwässert und werden meist land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Die Tradition der klassischen entwässerungsbasierten Produktion auf 95% der Fläche führt nach den neuesten Ergebnissen aus dem KliMoBay-Projekt zu einem Ausstoß von jährlich ca. 6,7 Mio. t CO2-Äquivalenten. Dies entspricht um die 8% der bayerischen fossilen Gesamtemissionen.

Vor dem Hintergrund der Klimaneutralitäts-Ziele Bayerns bis 2040 müssen in allen Sektoren alle vermeidbaren Emissionen unterbunden und unvermeidbare Emissionen ausgeglichen werden. Dies ist nur unter Einbezug der Moore möglich: Einerseits als Quelle und andererseits als mögliche Kohlenstoffspeicher. Das Stichwort „nature based solutions“ fällt oft in diesem Zusammenhang.

Die Geschichte des PSC: von Kyoto bis Weihenstephan

Zwei Hände zerlegen ein Boorprofil.
© Ella Papp

Das Peatland Science Centre (PSC) geht auf die vor 25 Jahren begonnene Forschung des Leiters Prof. Dr. Matthias Drösler zur Klimarelevanz von Hochmooren am Alpenrand zurück. Ausgangspunkt war die Kyoto Klima-Konferenz 1997, in der die biologischen Senken als Maßnahme zum Klimaschutz sehr umstritten waren und letztlich nicht zugelassen wurden. Es fehlte eine solide Wissensbasis zur Beurteilung des Klimaschutzpotenzials von Mooren. Das lag unter anderem daran, dass die Messung und Modellierung von klimarelevanten Spurengasen in kleinräumigen Ökosystemtypen methodisch noch nicht gelöst war. Voraussetzung dafür war die Entwicklung einer haubenbasierten Messmethode, die in der Folge zum Standard für die Erfassung der Klimarelevanz von Mooren in den DACH Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz) wurde.

Bis heute wurden über 40 Forschungsprojekte mit internationalem, nationalem und regionalem Fokus durchgeführt, die wesentlich dazu beigetragen haben, den Kenntnisstand zur Klimarelevanz von Mooren aufzubauen.

Das PSC wurde im Jahr 2022 mit staatlicher Förderung der Regierungsfraktionen im Bereich des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst im Bayerischen Landtag finanziell für die Aufbauphase unterstützt. Es wurde aus der Professur für Vegetationsökologie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) sowie der Forschungsprofessur Klimawandel und Moorökosysteme weiterentwickelt.

Das PSC wird die wissenschaftliche Basis für die Moorentwicklung in Süddeutschland und darüber hinaus wesentlich verbessern und regionale Lösungen anbieten. Der Klimaschutz braucht wissenschaftlich fundierte Lösungen für die Renaturierung, die Wasserstandsanhebung und die Paludikulturen (landwirtschaftliche Nutzung von nassen oder wiedervernässten Moorböden) sowie die Übertragung des Wissens in die praktische Umsetzung.

Die Ziele des Peatland Science Centres

Ein Bohlenweg durch ein Moor.
© Ella Papp
  • Weitere Erforschung und Beantwortung zentraler Fragen rund um die Ökosystemfunktionen, insbesondere Klimawirksamkeit, Wasserhaushalt, Biodiversität der Moore, deren Schutz und nasse Nutzungsstrategien (Schwerpunkt Paludikultur)
  • Unterstützung des Prozesses zur Klimaneutralität in Bayern und international in Synergie mit weiteren Ressourcen (Biodiversität, Wasserhaushalt und Produktivität)
  • Verstetigung der Institution und Absicherung der Moor-Forschungsstation im Freisinger Moos und der ICOS Messstandorte im Schechenfilz und in Mooseurach, denn Moorschutz ist eine Daueraufgabe, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Umsetzungspraxis
  • Ausbau des Wissenstransfers und der Hochschullehre in Bezug zu Schutz und nasser Nutzung der Moore

Aufgaben des Peatland Science Centres

Das grundsätzliche Konzept des PSC beruht auf den Säulen Forschung & Monitoring, Lehre & Ausbildung, Politikberatung und Wissenstransfer. Es wird weiterhin projektbasierte Forschung im Bereich Klimarelevanz von Mooren betrieben. Die Säule Monitoring ermöglicht den Weiterbetrieb der wichtigen Langzeit-Monitoring-Infrastruktur von ICOS-Standorten (Integrated Carbon Observation System) wie Schechenfilz oder Mooseurach und der einzigartigen Automatik-Messhaube im Freisinger Moos. Das erworbene Wissen aus laufenden und vergangenen Forschungsprojekten soll nun im Rahmen des PSC verstärkt in die Lehre und in den Wissenstransfer eingebracht werden und so die Umsetzung des Moorschutzes in der Fläche beschleunigen und unterstützen.

Das Peatland Science Centre (PSC) repräsentiert den aktuellen Kenntnisstand für Klimaschutz durch Moorschutz in Synergie mit den weiteren oben genannten Ökosystemfunktionen und entwickelt diesen kontinuierlich weiter. Hier werden die Standards für messbar, berichtbar und verifizierbar (MRV) gesetzt. Zudem entwickelt das PSC dringend erforderliche, innovative und praxistaugliche Lösungen für den Klimaschutz im Moor unter Berücksichtigung der spezifischen Ausgangssituation in Bayern, Süddeutschland und angrenzender Gebiete.

Im Zuge widmet sich das Peatland Science Centre folgenden Themen:

Forschungsprojekte

Publikationen

Das Team des Peatland Science Centre

Das Team des Peatland Science Centre.
© Bianca Temme

Das Peatland Science Centre (PSC) ist im fakultätsübergreifenden Institut für Ökologie und Landschaft (IÖL) angesiedelt. Hier arbeiten 14 Professor:innen an den Themen Klimaschutz, Biodiversität und Umweltvorsorge forschend zusammen. Das Team des PSC bildet die genannten Kompetenzfelder in großer Breite ab.

Zum Team des Peatland Science Centre

Leitung

Lageplan der Gebäude A am Campus Weihenstephan.

Kontakt

Peatland Science Centre – PSC
Moorforschungszentrum Weihenstephan

Institut für Ökologie und Landschaft
Gebäude A1
Am Hofgarten 1
85354 Freising

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