HSWT eröffnet Moorforschungszentrum PSC

Eine Gruppe steht vor einer Leinwand in einem Hörsaal.
© Josef Gangkofer

Ein wichtiger Schritt hin zum Moor- und Klimaschutz in Bayern und weltweit: Mit rund 240 Gästen eröffnete die HSWT das Peatland Science Centre (PSC). Der Bayerische Rundfunk sendete aus dem Saal.

Etwa 220.000 Hektar Moorböden gibt es in Bayern. Diese Flächen sind zum Großteil entwässert aufgrund forst- oder landwirtschaftlicher Nutzung. Sie stoßen rund 6,7 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr aus, was etwa 8 Prozent der bayerischen Gesamtemissionen ausmacht. Nicht nur für die Biodiversität, sondern insbesondere für den Klimaschutz ist es deshalb wichtig, sie wieder zu vernässen. Das Peatland Science Centre (PSC) der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, das am Freitag feierlich eröffnet wurde, soll die wissenschaftliche Basis für die Moorforschung wesentlich verbessern und regionale Lösungen anbieten – in Süddeutschland, aber auch international. Die Leitung übernimmt der Moorexperte Prof. Dr. Matthias Drösler.

Moore „Teil der bayerischen Identität“

Rund 240 Gäste waren zum Festakt in das Löwentorgebäude am Campus Weihenstephan gekommen. Dabei hoben hochkarätige Redner hervor, wie wichtig der Schutz und die Renaturierung von Mooren sind. Dass darüber Konsens zwischen Wissenschaft und Politik besteht, machten die zahlreichen Grußworte klar, die HSWT-Präsident Dr. Eric Veulliet moderierte: Dr. Christian Barth, Ministerialdirektor im bayerischen Umweltministerium, Tobias Eschenbacher, Oberbürgermeister der Stadt Freising, Freisinger Landrat Helmut Petz, Prof. Dr. Jörg Pfadenhauer, TU München, Prof. Dr. Michael Succow, Greifswald Moor Centrum (GMC), und Dr. Ullrich Dettmann, Thünen-Institut (TI), sprachen im voll belegten Hörsaal. Die Gründung des PSC zu erleben, sei für ihn nach 45 Jahren Moorforschung „ein großer Tag“, betonte Pfadenhauer.

Der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume ließ es sich nicht nehmen, eine Videogrußbotschaft mit persönlichen Glückwünschen zu übermitteln: „Moore sind einzigartige Naturlandschaften und Teil der bayerischen Identität. Der Startschuss für das Peatland Science Centre kommt genau zur richtigen Zeit.“ Die HSWT sei ein „starker bayerischer Think Tank für Zukunfts- und Umweltfragen". Er bedankte sich für den finanziellen Startschuss des Forschungszentrums von rund 750.000 Euro aus den Fraktionsinitiativen der Landesregierung. Das PSC wird zudem aus der Professur für Vegetationsökologie der HSWT sowie der Hightech Agenda -Professur für Klimawandel und Moorökosysteme weiterentwickelt.

Klimaschutz durch Moorschutz

Mit dieser Finanzierung entwickelt das Wissenszentrum innovative und praxisnahe Lösungen für den Klimaschutz im Moor. Die zahlreichen Vorträge von renommierten Moorforschern wie Prof. Dr. Hans Joosten, der 2022 das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement im Moorschutz bekam, und Prof. Dr. John Schellnhuber, Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), verdeutlichten die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels für Mensch und Umwelt. Professor Schellnhuber brachte es eindringlich auf den Punkt: Es bestehe keine Chance mehr, den Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf eineinhalb Grad zu begrenzen. Stattdessen wird das Ziel sein, nach dem Überschreiten der Kipppunkte die schlimmsten Szenarien abzuwenden.

Wie kann also der Moor- zum Klimaschutz beitragen? Der emirietierte Professor Joosten – den Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises, 1996 nach Greifswald holte – prägte die Forderung „Moor muss nass!“. Auch darum ging es während der Podiumdiskussion am Mittag mit dem Titel „Klimaschutz durch Moorschutz“ unter der Beteiligung von Robert Brannekämper, Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses im Landtag Bayern, sowie Gästen der Bayerischen Landesanstalt, dem Bayerischen Bauernverband, Landesbund für Vogel- und Naturschutz sowie dem Deutschen Verband für Landschaftspflege. Ein weiterer Knackpunkt, der intensiv diskutiert wurde: wirtschaftliche Formen der Landnutzung auch für wiedervernässte Gebiete zu etablieren, zum Beispiel durch Paludikulturen, einer land- und forstwirtschaftlichen Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore.

Wie dies funktionieren kann, zeigten HSWT-Professor Drösler und sein Team unter anderem bei einer Exkursion ins Freisinger Moos, wo die Moorforschungsstation mit der automatisierten Treibhausgas-Messanlage besucht wurde. Weitere Informationen zu den Stationen und Projekten der Forschenden erhalten Interessierte auf dieser Website des PSC.

  • Prof. Dr. Matthias Drösler steht am Rednerpult im Hörsaal.
    Prof. Dr. Matthias Drösler begrüßte die Gäste im Löwentorgebäude: Der Moorexperte übernimmt künftig die Leitung des PSC.
  • Der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume blickt in die Kamera.
    Der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume übermittelte seine Glückwünsche zur Eröffnung des PSC per Videogrußbotschaft. „Moore sind einzigartige Naturlandschaften und Teil der bayerischen Identität", sagte der Minister. © Steffen Böttcher
  • HSWT-Präsident Dr. Eric Veulliet steht am Rednerpult im Hörsaal.
    HSWT-Präsident Dr. Eric Veulliet moderierte die Grußworte der zahlreichen hochkarätigen Gäste aus Politik und Wissenschaft.
  • Der Freisinger Landrat Helmut Petz steht am Rednerpult im Hörsaal.
    Der Freisinger Landrat Helmut Petz erhofft sich durch die Gründung des PSC „praktische Hinweise für die Politik". Der Lankreis Freising sei auch „Moorland".
  • Freisinger Oberbürgemeister Tobias Eschenbacher steht am Rednerpult im Hörsaal.
    Tobias Eschenbacher, Oberbürgermeister der Stadt Freising, ist „dankbar für das Engagement und den Input" der HSWT im Bereich Klima- und Moorschutz.
  • Prof. Dr. Jörg Pfadenhauer steht am Rednerpult im Hörsaal.
    Die Gründung des PSC zu erleben, sei für ihn nach 45 Jahren Moorforschung „ein großer Tag“, betonte Prof. Dr. Jörg Pfadenhauer.
  • Prof. Dr. Michael Succow auf einer Leinwand.
    Festredner Prof. Dr. Michael Succow, Greifswald Moor Centrum (GMC), wurde 1997 mit dem Alternativen Nobelpreis für seinen Kampf um die Erhaltung der Umwelt ausgezeichnet.
  • Dr. Ullrich Dettmann steht am Rednerpult im Hörsaal.
    Dr. Ullrich Dettmann, Thünen-Institut, betonte in seinem Grußwort: Fragen aus der Politik und der Gesellschaft müssen „zielgerichtet“ beantwortet werden. Denn das Thema Moore sei „extrem komplex".
  • Prof. Dr. John Schellnhuber auf einer Leinwand.
    Prof. Dr. John Schellnhuber referierte eindrucksvoll zu Ursachen, Folgen und Lösungen des Klimawandels.
  • Prof. Dr. Hans Joosten spricht vor dem Publikum im Hörsaal.
    Prof. Dr. Hans Joosten, der 2022 das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement im Moorschutz bekam, sprach im Kontext des „Global Peatlands Assessment" über den Zustand und die Zukunft der Moore weltweit.
  • Prof. Dr. Matthias Drösler uns sein Miitarbeiter stehen bei zwei Zylindern gefüllt mit Moorboden.
    Während des Festakts war auch Praxis geboten: Wie groß der Unterschied zwischen nassen und trockengelegten Moorböden ist, demonstrierte das Team von Prof. Dr. Matthias Drösler in einem Versuch direkt im Hörsaal.
  • Eine Gruppe steht vor einer Leinwand in einem Hörsaal.
    Das PSC Team um Prof. Dr. Matthias Drösler stellte sich bei der feierlichen Eröffnung des Wissenszentrums Mitte März vor. © Josef Gangkofer
  • Eine Gruppe lächelt in die Kamera.
    Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion „Klimaschutz durch Moorschutz: Hürden & Anforderungen, Potenziale & Synergien" mit HSWT-Präsident Dr. Eric Veulliet (v. l.): Robert Brannekämper, Vorsitzender Wissenschaftsausschuss Landtag Bayern, Prof. Dr. Matthias Drösler, Annette Freibauer (LfL), Dr. Norbert Schäffer (LBV), Liselotte Unseld (DVL), Stefan Köhler (BBV), und Moderatorin Janina Nottensteiner. Sie alle bekamen als Präsent eine „Moorbiene".
  • Wissenschaftlerin Carla Bockermann kniet neben einer Messvorrichtung im Freisinger Moos und zeigt mit einem Finger auf die Vorrichtung.
    Wissenschaftlerin Carla Bockermann erklärte bei der Exkursion ins Freisinger Moos, wie die Messvorrichtungen der Moorforschungsstation funktionieren.
  • Eine Gruppe steht um Prof. Dr. Matthias Drösler.
    Auch zur Exkursion im Freisinger Moos am Nachmittag kamen die Gäste zahlreich. Prof. Dr. Matthias Drösler gab eine Einführung an der Moorforschungsstation.

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