Start-ups @ HSWT, Teil 10 | Update-Interview mit pläin: Markteinführung in ungewöhnlichen Zeiten

  • Datum: 08.05.2020
  • Autor: Christine Dötzer
Michelangelo Olleck (rechts) und Projektleiter Prof. Dr. Jörg Ewald präsentieren stolz die Dauerleihgabe des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Das durch Kunstharzschichten konservierte Bodenprofil aus Garmisch-Partenkirchen wird einen besonderen Platz im Forstgebäude der HSWT erhalten. (Foto: C. Josten, Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan)

Weihenstephan | In dieser Interviewserie präsentiert die HSWT Start-ups, die von oder unter Mitarbeit von Studierenden oder Alumni der HSWT ins Leben gerufen wurden. Die Serie stellt die Unternehmen und ihre Produktideen vor, ihre Arbeitsweise und wie sie Herausforderungen meistern.

Im Update-Interview zu Teil 6 der Serie sprechen wir mit Jonathan Herrmann von der pläin GmbH. Das Start-up hat mit Unterstützung des Instituts für Lebensmitteltechnologie der HSWT einen veganen Milchersatz entwickelt. Seit wenigen Wochen steht dieser in den Regalen einzelner Läden. Die Markteinführung fiel genau in die Zeit, in der die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu großen Herausforderungen in Deutschland führten. Jonathan Herrmann berichtet, wie das Start-up damit umgegangen ist.

 

Ihr musstet viele Live-Events rund um die Markteinführung absagen. Wie bleibt ihr mit euren Kundinnen und Kunden sowie Interessierten in Kontakt?

Wir hatten das Glück, dass wir die Markteinführung Mitte März noch mit einer Verköstigung in einer Filiale der Münchner Bio-Supermarktkette VollCorner begleiten konnten. Da herrschte ein Riesenandrang, was uns natürlich total gefreut hat. Es war für uns extrem wertvoll, dass wir uns persönlich mit den Kundinnen und Kunden und Interessierten austauschen und uns als Gründer positionieren konnten. Umso trauriger war es, dass wir alle weiteren, bereits geplanten Verköstigungstermine absagen mussten, ebenso das Event für unsere Unterstützerinnen und Unterstützer aus der Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Startnext. In dieser Situation haben wir aber auch gemerkt, wie stark unsere Community bereits ist, die wir noch vor der Markteinführung aufgebaut hatten.

Bei unserer Crowdfunding-Kampagne ist es so, dass jede Unterstützerin und jeder Unterstützer ein Dankeschön erhält, zum Beispiel einen Sixpack pläin oder einen Merchandise-Artikel. Es ist uns wichtig, uns bei allen persönlich zu bedanken. Also haben wir unsere Freundinnen, Freunde und Bekannten mit ins Boot geholt, damit sie uns bei der Auslieferung der Dankeschön-Pakete unterstützen. In die erfreuten Gesichter unserer Unterstützerinnen und Unterstützer zu blicken - einfach toll.

Darüber hinaus waren wir verstärkt auf Social Media aktiv, um mit unseren Kundinnen und Kunden und allen Interessierten in Kontakt zu bleiben. Und da zurzeit viele Menschen häufiger zuhause kochen, haben wir auf Social Media auch vermehrt Anstöße gegeben, wie vielfältig man pläin in der Küche nutzen kann.

Wie hat diese turbulente Zeit die Entwicklung eures jungen Unternehmens beeinflusst?

In gewisser Weise hält Corona beim Wachstum den Deckel drauf, klar. Aber so seltsam es klingen mag: Wir sehen gerade das auch als Chance. Wir wachsen organisch und können peu à peu an den Schrauben für ein erfolgreiches Wachstum drehen.

Eine Frage zu eurem Produkt, die immer wieder aufkommt: Reis und Kokos sind keine regionalen Zutaten - wie passt das mit Nachhaltigkeit zusammen?

Bei jeder Überlegung und jedem Schritt, den wir tun, beziehen wir den Aspekt der Nachhaltigkeit mit ein. Das gilt für alle Bereiche, etwa für Verpackung und Logistik, und ebenso natürlich für das Produkt an sich.

Wir haben uns für die Zutaten Wasser, Kokosmilch, Reis, Reisprotein, Sonnenblumenöl und Sonnenblumenlecithin entschieden, weil wir damit das bestmögliche Ergebnis liefern und sie qualitativ hochwertig sind. Unser Ziel war es, einen veganen Milchersatz zu kreieren, der gewisse Eigenschaften mitbringt: vollmundiger Geschmack, aufschäumbar, cremiges Mundgefühl, weiße Farbe, ausgewogenes Nährwertprofil, allergenfrei, nachhaltig. Denn wir möchten möglichst viele Menschen davon überzeugen, pläin zu verwenden, auch diejenigen, die bislang bevorzugt Kuhmilch konsumiert haben. Fehlen einer nachhaltigen Alternative bestimmte Eigenschaften, steigen weniger Konsumentinnen und Konsumenten auf sie um und sie kann folglich keinen so großen positiven Impact erreichen.

In unzähligen Versuchen und durch sehr viel Tüfteln haben sich die Zutaten als die optimalen herausgestellt. Uns ist wichtig, dass nahezu alle Zutaten aus Europa kommen und durch die Bank alle aus biologischem Anbau. pläin ist mit dem BIO-Siegel zertifiziert.

Wie habt ihr den Moment gefeiert, als ihr pläin zum ersten Mal in einem Ladenregal stehen saht?

Das war im VollCorner Markt in der Münchner Lindwurmstraße. Michael und ich haben die Lieferung persönlich vorbeigebracht. Es waren viele Leute da, die extra gekommen waren, um die ersten Flaschen pläin zu kaufen und uns zu treffen. Das war ein tolles Gefühl und wir haben uns lange mit ihnen ausgetauscht. Den ganzen Tag über waren wir einfach euphorisch.

Wird pläin auch schon in der Gastronomie verwendet?

Bevor Corona alles verändert hat, waren schon einzelne Zusammenarbeiten mit Gastronominnen und Gastronomen angelaufen. Diese Pläne liegen jetzt erst einmal auf Eis, aber unsere Partner und wir werden sie wieder aktivieren, sobald es die Situation zulässt.

Plant ihr für die Zukunft weitere Varianten oder Geschmacksrichtungen von pläin?

Das können wir uns für die Zukunft gut vorstellen. Mit der Zeit werden wir unser Unternehmen und unser Produkt weiterentwickeln. Aber nun geht es erst einmal darum, unser Hero Product zu stärken.

In unserem ersten Interview im vergangenen November habt ihr die Markteinführung als nächsten großen Meilenstein genannt. Der ist nun erreicht - was ist das nächste große Ziel?

Wir möchten pläin flächendeckend in München rausbringen, mittelfristig auch bayernweit. Und dabei weiterhin mit der Community, die uns seit unseren Anfängen so toll begleitet und unterstützt, im Austausch bleiben und von und mit ihr lernen.

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Info: Food-Start-up-Inkubator der HSWT

Anfang Juni 2019 hat die HSWT den Food-Start-up-Inkubator Weihenstephan (FSIWS) ins Leben gerufen. Dieser ermöglicht es Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der HSWT und der am Campus Weihenstephan verbundenen Einrichtungen, ihre Unternehmensideen im Lebensmittelbereich zur Marktreife zu bringen. Hochschulexterne Gründerinnen und Gründer können über den FSIWS fachkompetente Studierende aus allen Bereichen der Lebensmittelwertschöpfungskette als Partner oder Mitarbeiter gewinnen, etwa im Rahmen von Abschlussarbeiten oder mit den Studierenden als Mitgründende.

  • pläin ist eine pflanzliche Alternative zu Kuhmilch und steht seit ein paar Wochen im Kühlregal ausgesuchter Bio-Supermärkte und Unverpacktläden in München und Freising. (Foto: MUNICHfoodstyling)
  • Das Team pläin (von links): Jonathan Herrmann, Julia Deuter und Michael Sysoev. (Foto: MUNICHfoodstyling)

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