Erneuerbare Energien im Landschaftsbild

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Wie kann die Verschmelzung von Landschaft und dem Erscheinungsbild der erneuerbaren Energien gelingen? HSWT-Professor Olaf Gerhard Schroth erklärt es im Interview.

Olaf Gerhard Schroth forscht und lehrt als Professor für Geodesign und Landschaftsinformatik an der Fakultät Landschaftsarchitektur, unter anderem im International Master of Landscape Architecture (IMLA). In diesem Studiengang geht es um die Entwicklung planerischer Lösungen für Stadt- und Landschaftsräume im europäischen und weltweiten Kontext – vor dem Hintergrund aktueller globaler Herausforderungen. Hierfür kooperiert IMLA mit dem Masterstudiengang Regionalmanagement (MRM). Von ländlichen Räumen bis hin zu Städten und Metropolregionen: im Mittelpunkt steht die Gestaltung einer klimaschonenden und integrativen Entwicklung der Region mit ihren jeweiligen Potentialen.

HSWT: Aus Sicht der Landschaftsarchitektur, wie kann eine große Zunahme an erneuerbaren Energien mit dem Landschaftsschutz in Einklang gebracht werden?

Olaf G. Schroth: Der Bedarf an einem Ausbau der erneuerbaren Energien ist unbestritten. Die wichtigsten erneuerbaren Energien haben jedoch einen beträchtlichen Flächenbedarf und einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Landschaftsbild. Aus diesem Grund kommt der Landschaftsplanung eine besondere Bedeutung zu, die Energiewende fundiert zu begleiten und dabei auch die Bevölkerung mit einzubeziehen. Mit den Methoden der Landschaftsbildbewertung können sowohl besonders schützenswerte Landschaften identifiziert werden als auch Landschaften mit der Kapazität, erneuerbare Energien verhältnismäßig störungsarm zu integrieren.

Müssen wir uns an eine andere Ästhetik der Landschaft gewöhnen?

Ich denke, dass ein entsprechender Gewöhnungsprozess längst in Gange ist. Im Zuge meiner Lehrveranstaltungen frage ich neue Studierende, wie sie zu Windkraftanlagen stehen und habe den Eindruck, dass diese über die Zeit immer öfter als Teil der Landschaft gesehen werden. Zu dieser anekdotischen Beobachtung gibt es auch Studien, die zeigen, dass sich Menschen in Gebieten mit vielen Windkraftanlagen wie zum Beispiel Norddeutschland zu großen Teilen daran gewöhnt haben und diese als Teil „ihrer“ Landschaft betrachten.

Es wird zunehmend über die Mehrfachnutzung der Landschaft gesprochen, wie zum Beispiel Landwirtschaft und Solarenergie. Ist das eine nachhaltige Lösung?

Wenn man bedenkt, dass Landschaft ein sehr begrenztes Gut ist, dann geht an der Mehrfachnutzung bzw. multifunktionalen Landschaften eigentlich kein Weg vorbei. Solaranlagen lassen sich bereits jetzt gut mit ausgewählten landwirtschaftlichen Funktionen wie Schafen, Beerenobst und ökologischen Ausgleichsflächen kombinieren und die Kombination mit Ackerbau ist in der Erprobung. Es gibt auch das Argument, Windkraft- und Solaranlagen aufgrund ihres industriellen Charakters entlang von Industrie- und Verkehrsnutzungen zu installieren.

Denkbar ist aber auch die Kombination mit touristischen Nutzungen, wie es zum Beispiel an der Küste zu sehen ist. Das untenstehende Bild (Anmerkung der Redaktion: siehe Galerie oben) wurde vom KI-gestützten Bildgenerator DALL-E als Antwort auf die Frage nach einer bayerischen Energielandschaft erzeugt. Selbstverständlich ist die Abbildung mit Vorbehalt zu betrachten, da es sich um einen fiktiven Ort handelt, aber vielleicht bietet sie gerade deshalb eine gute Diskussionsgrundlage, weil keine spezifischen Anwohnerinteressen berührt werden.

Newsletter „management regional"

Das ganze Interview mit Professor Schroth kannst Du im Newsletter „management regional" 2023 mit dem brandaktuellen Schwerpunktthema „Regionale Energie“ lesen. Er wurde gemeinsam von Studierenden und Dozent:innen des Masterstudiengangs Regionalmanagement gestaltet. Mit dem Thema wollen sie insbesondere Regionen und Kommunen informieren und ermutigen, ihre eigenen Projekte in der Energieversorgung anzupacken.

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