Startups @ HSWT | Teil 19: cravy foods

  • Datum: 27.05.2022
  • Autor: Eva Martell | Gerhard Radlmayr
Das Foto zeigt eine Ansicht des Testgebiets "Zellwieser Moos" bei Mooseurach.

In dieser Interviewserie präsentiert die HSWT Startups, die Teil des Food Startup Inkubators Weihenstephan (FSIWS) sind. Die Serie stellt die Unternehmen und ihre Produktideen vor, ihre Arbeitsweise und wie sie Herausforderungen meistern. In Teil 19 berichtet Alina über ihr Startup 'cravy foods'. Alina ist Teilnehmerin im Zertifikatsprogramm des FSIWS. Die Gründer:innen erhalten Untertützung vom Food Startup Inkubator Weihenstephan.

Deine Produktidee in ein paar Sätzen erklärt:

https://cravyfoods.decravy foods steht für Premium Convenience-Produkte, die besser für Dich, die Tiere und den Planeten sind. Die erste Produktlinie umfasst verzehrfertige Saucen in Bio-Qualität, die für Abwechslung auf dem Teller sorgen und jedem Gericht die nötige Raffinesse verleihen – für einen Alltag voller Genussmomente!

Was macht Dein Produkt einzigartig?

Im unternehmerischen Handeln haben Werte wie Transparenz und Verantwortung oberste Priorität. Auf Produktebene spiegelt sich das iin der hohen Qualität und den einzigartigen Rezepturen wider. Alle Produkte werden von Ernährungsexpert:innen entwickelt und kommen ohne tierische Bestandteile, Zusatzstoffe oder Geschmacksverstärker aus. Die natürlichen Bio-Rohstoffe und Verpackungen kommen überwiegend aus Deutschland oder der EU. Produziert wird in einer Manufaktur in Deutschland. Durch den hohen Convenience-Grad sind die Produkte besonders einfach in der Anwendung. Genuss und Freude am Essen stehen bei cravy foods immer an erster Stelle. Mein Ziel ist es, pflanzliche Lebensmittel auf den Markt zu bringen, die jedem schmecken – egal ob Flexitarier:in oder Veganer:in.

Wie kamst Du auf diese Idee?

Ich bin schon lange Jahre Vegetarierin und liebe gutes Essen – vor allem wenn es herzhaft ist. Viele denken, dass eine pflanzenbetonte Ernährungsweise und herzhafter Genuss nicht zu vereinbaren sind. Das sehe ich anders! Zugegeben sind einige Gerichte und Geschmacksrichtungen in der pflanzlichen Küche einfacher abzubilden als andere. In den letzten Jahren hat sich für mich vor allem eine Königsdisziplin herausgestellt: Eine richtig gute Sauce! Wenn Parmesan, Butter, Sahne, Markknochen und Co. fehlen, wird es zu einer echten Herausforderung, eine vollmundige Sauce mit ansprechender Konsistenz zu kreieren (vor allem, wenn diese auch Nicht-Veganern schmecken soll). Mein Ziel war es immer, die Bratensauce meiner Oma nachzukochen. Jahrelang habe ich an meiner Rezeptur gefeilt, bis mir eine wirklich leckere dunkle Jus gelungen ist. Umso glücklicher macht es mich, dieses großartige Produkt jetzt auf den Markt zu bringen! Dabei ist das Fertigsaucen-Segment nur der Anfang. Herkömmliche Convenience-Produkte verderben mir aufgrund der Zutatenliste oftmals den Appetit. Noch dazu ist die Auswahl an pflanzlichen Produkten und nachhaltigeren Alternativen gering. Dabei möchte ich mich beim Lebensmittelkauf einfach gut fühlen und keinen Kompromiss eingehen müssen. Ich finde, jedes Gericht sollte zu einem Geschmackserlebnis werden – ganz egal, ob ich eine hektische Mittagspause habe oder am Abend ausgelassen mit Freund:innen koche. Das Leben ist zu kurz für schlechtes Essen und sollte vor allem eines: Spaß machen!

Welche Aspekte sind Dir bei Produkt, Verpackung und Vertrieb in Hinblick auf eine mögliche Markteinführung besonders wichtig?

Als Oecotrophologin ist mir besonders wichtig, dass die Rezepturen möglichst ausgewogen und vor allem natürlich sind. Bei cravy foods wird es nur Produkte geben, welche mich hinsichtlich der Attribute Geschmack, Natürlichkeit, Qualität und Nachhaltigkeit überzeugen. Besonders das Thema Nachhaltigkeit ist unglaublich komplex, weil man die gesamte Wertschöpfungskette betrachten muss. Die Sustainable Development Goals (SDG) der UN bieten dafür wichtige Orientierungspunkte. Mit cravy foods fokussiere ich mich besonders auf das SDG 12 „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“. Mein Ziel ist es, gleich von Beginn an immer die sinnvollste, nachhaltigste Entscheidung zu treffen. Nichtsdestotrotz werden für die Produktion meiner Saucen Ressourcen verbraucht. Ich finde es wichtig, dies im Hinterkopf zu behalten und realistisch an die Sache heranzugehen. Das perfekte Produkt gibt es nicht. Deswegen finde ich es wichtig, sich der Verantwortung als Produzent:in bewusst zu werden, transparent zu kommunizieren und sich stetig weiterzuentwickeln.

Welche Schwierigkeiten musstest Du im Prozess der Produktentwicklung überwinden?

Da die Produkte von cravy foods sehr hochwertig und natürlich sind, war es schwierig eine Manufaktur zu finden, welche diese Rezepturen genauso umsetzen kann. Leider lief die erste Testproduktion auch nicht so gut wie erwartet. Das kostet zusätzlich Zeit. Zudem verzichte ich vollends auf Zusatzstoffe. Nicht mal natürliche Bindemittel wie Johannisbrotkernmehl haben Platz in meinen Rezepturen. Gleichzeitig möchte ich natürlich, dass meine Produkte eine ansprechende Konsistenz haben, aromatisch sind und ein gewisses Mindesthaltbarkeitsdatum erreichen. Das ist ohne die herkömmlichen Ansätze und Tricks der Lebensmittelindustrie manchmal gar nicht so einfach.

Wie hast Du dich motiviert, wenn es mal nicht so rund lief?

Es hilft sehr, mit Gleichgesinnten über die Herausforderungen zu sprechen. Dadurch wird einem bewusst, dass es bei niemandem immer nur glatt läuft. Zudem hilft der Zuspruch von Familie und Freund:innen enorm. Der größte Treiber ist für mich meine intrinsische Motivation – mit cravy foods mache ich meine Leidenschaft zur Berufung.

Die Zusammenarbeit im Team ist sicherlich nicht immer einfach, oder? Was hat Dich dazu bewogen, alleine zu gründen?

Ich habe cravy foods allein gegründet und bin noch auf der Suche nach Co-Founder:innen, welche die Lebensmittellandschaft von morgen gemeinsam mit mir nachhaltig positiv beeinflussen möchten!

Was war für Dich der triumphalste beziehungsweise emotionalste Moment bislang?

Ich habe monatelang nach einem Produzenten gesucht. Eine Manufaktur zu finden, die meine hochwertigen Produkte produzieren kann, war ein großer und aufregender Schritt nach vorne!

Tauschst Du dich mit anderen Startups aus beziehungsweise vernetzt dich? Wie?

Als Teilnehmerin des Zertifikatskurs „Food Startup Gründung“ am FSIWS durfte ich von Anfang an von einem großen Netzwerk profitieren. Darüber hinaus bin ich Mitglied beim FoodHub NRW, bei crowdfoods und bei Nutrition Hub sowie bei Kitchentown Berlin. Zudem stehe ich mit der ortsansässigen Wirtschaftsförderung in Kontakt. Über Online-Veranstaltungen und das Female Founder Programm (IU, FSIWS, SCE, StartinFOOD) habe ich über die Zeit viele Gründer:innen kennengelernt. Wir kommunizieren vorwiegend über WhatsApp oder LinkedIn und supporten uns gegenseitig auf Instagram. Ich freue mich sehr, dass mittlerweile wieder Events und Messen in Präsenz stattfinden können. Der persönliche Austausch ist bedeutend wertvoller.

Welche Tipps kannst Du anderen Startup-Gründer:innen in der Lebensmittelbranche oder anderswo geben?

  • Durchhaltevermögen und Resilienz
  • sich von Anfang an gut vernetzen und jedem, der Euch begegnet die Idee pitchen
  • immer über den Tellerrand hinausschauen, offen für Neues sein und die eigene Vision mit der Zeit formen und weiterentwickeln
  • früh genug Co-Founder:innen mit ins Boot holen und darauf achten, dass Ihr unterschiedliche Stärken einbringt und Euch gut ergänzt

Welche Pläne hast Du für die Zukunft deines Startups?

Das kurzfristige Ziel ist die Skalierung der pflanzlichen Rotweinsauce und die Entwicklung weiterer Sorten bis zur Marktreife. Außerdem plane ich eine Crowdfunding-Kampagne. Mittelfristig möchte ich ein gesamtes Fertigsaucen-Sortiment aufbauen, neue Produktkategorien erschließen und verschiedene Vertriebskanäle aufbauen – sowohl online als auch stationär. Langfristig möchte ich mich als moderne, rein pflanzliche Convenience-Food Marke im Premium-Segment etablieren und mit cravy foods eine einzigartige Genusswelt erschaffen. -----

Info: Food-Startup-Inkubator der HSWT

Anfang Juni 2019 hat die HSWT den Food-Startup-Inkubator Weihenstephan (FSIWS) ins Leben gerufen. Dieser ermöglicht es Studierenden sowie Mitarbeiter:innen der HSWT und der am Campus Weihenstephan verbundenen Einrichtungen, ihre Unternehmensideen im Lebensmittelbereich zur Marktreife zu bringen. Hochschulexterne Gründer:innen können über den FSIWS fachkompetente Studierende aus allen Bereichen der Lebensmittelwertschöpfungskette als Partner:innen oder Mitarbeiter:innen gewinnen, etwa im Rahmen von Abschlussarbeiten oder mit den Studierenden als Mitgründer:innen.

Link zum Startup des Vormonats:

Startups @ HSWT | Teil 18: https://www.hswt.de/presse/news/article/startups-hswt-teil-18-goodmoon.html

  • Gründerin Alina bei der Produktentwicklug am FSIWS (Foto: cravy foods)
  • Pflanzliche Rotweinsauce mit Reis und Ofengemüse (Foto: cravy foods)
  • Produktfoto: Pflanzliche Rotweinsauce (Foto: cravy foods)

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