Startups @ HSWT | Teil 18: goodmoon

Zu sehen sind Prof. Dr. Larysa Kalachevska (links) und Dr. Inna Koblianska Ph.D (rechts) von der ukrainischen Universität Sumy. Sie arbeiten nun am „Digitalen Ukraine Zentrum“ mit.

In dieser Interviewserie präsentiert die HSWT Startups, die Teil des Food Startup Inkubators Weihenstephan (FSIWS) sind. Die Serie stellt die Unternehmen und ihre Produktideen vor, ihre Arbeitsweise und wie sie Herausforderungen meistern. In Teil 18 berichtet Johanna über ihr Startup 'goodmoon'. Die Gründer:innen erhalten Untertützung vom Food Startup Inkubator Weihenstephan.

Deine Produktidee in ein paar Sätzen erklärt:

goodmoon.de/Frauen haben einen Zyklus mit vier Phasen. Für jede Phase sind unterschiedliche Nährstoffe wichtig und jede Phase birgt unterschiedliche Stärken und Schwächen. Wir helfen Frauen mit unseren Produkten, ihren Zyklus optimal zu nutzen und sich in jeder Phase wohlzufühlen.

Was macht Dein Produkt einzigartig?

Bisher gibt es noch keine Produkte auf dem Markt, die die einzelnen Zyklusphasen und deren Besonderheiten und Vorteile adressieren. Das ist unser USP. Wir verwenden außerdem rein pflanzliche Zutaten und verzichten vollständig auf Zusatz-, Konservierungs- und künstliche Geschmackstoffe. Natürlich sind alle Produkte auch nachhaltig, vegan, gluten- und laktosefrei. Das entspricht auch unserer Grundüberzeugung, dass die Natur alles für die Gesundheit des Menschen bereithält und wir dafür auch auf die Gesundheit des Planeten achten sollten.

Wie kamst Du auf diese Idee?

Den Anstoß damals hatte mein PMS (Prämenstruelles Syndrom) gegeben, das ich schließlich durch eine Ernährungsumstellung in den Griff bekam. Im Laufe der Zeit, mittlerweile über 12 Jahre, habe ich mich immer weiter mit dem Zyklus beschäftigt, selbst sehr viel ausprobiert und festgestellt, dass ich auch nach vielen Jahren meinen Zyklus durch Ernährung und Heilpflanzen immer noch weiter optimieren kann – obwohl ich schon immer wieder der Meinung war, dass "nicht noch mehr geht". Beispielsweise konnte ich meine Müdigkeit vor der Menstruation ganz ausschalten – vorher hatte ich noch geglaubt, dass das einfach dazugehört. Je mehr ich über den Zyklus lernen durfte, desto größer wurde meine Faszination. Gleichzeitig wuchs auch meine Ungläubigkeit (und auch mein Ärger) darüber, wie stiefmütterlich dieses Thema von sehr vielen Ärzten – sogar von Gynäkolog:innen – leider immer noch behandelt wird und dass vielen Frauen nicht weitergeholfen werden kann, obwohl doch jede Frau irgendwann in ihrem Leben mit hormonellen Fragen zu tun hat. Während meiner eigenen „Zyklusreise“ habe ich die Kraft der Eigenverantwortung erlebt und möchte mit meinen Produkten anderen Frauen diese Einstellung nahebringen und Ihnen ihre „Zyklusreise“ so angenehm und kurz wie möglich machen. Es sollte ja nicht 12 Jahre dauern.

Welche Aspekte sind Dir bei Produkt, Verpackung und Vertrieb in Hinblick auf eine mögliche Markteinführung besonders wichtig?

Wichtig ist mir, dass das Produkt meine Zielgruppe wirklich abholt und dabei auch aufzeigt, welches Potenzial im Zyklus wirklich steckt. Der weibliche Zyklus ist ein sehr emotionales, intimes Thema. Es geht auch darum, dass diese Themen, für die es oft noch gar keine Begriffe gibt, positiv dargestellt werden – sei es auf der Verpackung oder auch beispielsweise in unserem Social Media-Content. Das Produkt soll einen völlig neuen Markt eröffnen, den es bislang so noch gar nicht gibt – nämlich die zyklusgerechte Ernährung. Daher ist neben dem Produkt auch die Wissensvermittlung sehr wichtig.

Welche Schwierigkeiten musstest Du im Prozess der Produktentwicklung überwinden?

Schwierig fand ich es, ein Produkt zu entwickeln, das wirklich die Bedürfnisse der Nutzerinnen erfüllt. Zunächst war es gar nicht so einfach, diese zu erfassen, weil es einfach noch kein vergleichbares Produkt auf dem Markt gibt. Auch die Frage, welches Produkt es denn sein soll – also beispielsweise ein Snack, ein Shake oder ein Pulver – hat einige Schleifen gedreht. Bei der Produktentwicklung selbst wurden beim ersten Produkt, den Moonies, je nach Sorte zwischen 30 und 50 Rezepturen ausprobiert, bis es auf den Markt kam. Hier ging es dann hauptsächlich darum, die richtige Konsistenz mit dem richtigen Geschmack und den passenden Inhaltsstoffen zusammenzubringen. Von vergleichbaren Produkten im Handel konnte ich viel hinsichtlich der Rezepturen lernen. Letztlich war es schon ein aufwändiger Prozess, aber das Erfolgserlebnis am Schluss wiegt auf jeden Fall alle Anstrengungen auf!

Wie hast Du dich motiviert, wenn es mal nicht so rund lief?

Auch wenn ich immer fest an mein Konzept geglaubt habe, blieb und bleibt die Frage, wie lange es wohl dauern wird, bis das Produkt auf dem Markt ist und ob man damit auch Erfolg hat. Und natürlich dauert immer alles länger als gedacht, darauf sollte man sich einstellen. Wichtig ist auch, sich selbst und seine Stärken und Schwächen gut zu kennen und sich Unterstützung zu holen. In meinem Fall, da ich ja Einzelgründerin bin, hat das bedeutet, dass ich mir gleich zu Beginn eine Mentorin gesucht habe. Denn auch ohne Team ist es essenziell, eine:n Sparringspartner:in für seine Ideen zu haben. Mit dieser Mentorin bespreche ich fast alles, was angefallen ist und wo ich weiß, dass sie mir möglicherweise eine andere Perspektive geben kann oder vielleicht eine Idee hat, auf die ich selbst nicht gekommen wäre. Insbesondere für Gründerinnen gibt es hier auch sehr viel Unterstützung in Form von Mentoringprogrammen – ich kann nur empfehlen, sich hier umzuschauen und sich zu bewerben.

Die Zusammenarbeit im Team ist sicherlich nicht immer einfach, oder? Was hat Dich dazu bewogen, alleine zu gründen?

In der Tat, Streit unter Gründer:innen bergen Gefahren für jedes Startup – ich habe daher nach guter Überlegung alleine gegründet. Diese Entscheidung sollte man nicht übers Knie brechen, genauso wenig wie die Wahl der Mitgründer:innen bei einer Teamgründung. Sehr wichtig finde ich dann, dass man sich als Einzelgründer:in sowohl fachliche als auch moralische Unterstützung holt. Ich arbeite daher mit Freelancer:innen zusammen, hole mir Rat von Freund:innen und anderen Gründer:innen, habe aber auch eine Mentorin. Darum fühle ich mich auch als Einzelgründerin nie ganz alleine und habe immer eine:n Ansprechpartner:in.

Was war für Dich der triumphalste beziehungsweise emotionalste Moment bislang?

Es gab viele kleine „Triumphmomente“ entlang des Weges, aber der Produktlaunch stach bislang heraus. Man arbeitet so lange an dieser Idee, die anfangs nur in der eigenen Vorstellung existiert hat, und sie dann wirklich realisiert zu sehen – ein unbeschreiblich tolles Gefühl.

Tauschst Du dich mit anderen Startups aus beziehungsweise vernetzt dich? Wie?

Während der Corona-Pandemie fand ich es schwierig, mich mit anderen Startups zu vernetzen, weil Onlinecalls die persönliche Begegnung nicht ersetzen konnten. Einige Kontakte habe ich über Linkedin geknüpft, indem ich erfahrenere Gründer:innen einfach angeschrieben habe. Mir ist der persönliche Kontakt beim Netzwerken aber sehr wichtig. Ich freue mich daher schon sehr auf echte Messen, Konferenzen oder zufällige Begegnungen, beispielsweise in den neuen Räumlichkeiten am Inkubator oder in den Produktionsräumen.

Welche Tipps kannst Du anderen Startup-Gründer:innen in der Lebensmittelbranche oder anderswo geben?

Ich finde es wichtig, sich mit anderen Menschen zu seinem Startup oder dem Konzept in frühen Phasen auszutauschen. Fast noch wichtiger ist es aber, irgendwann zu erkennen, von wem man wirklich Feedback annehmen sollte und von wem nicht. Man sollte sich fragen, ob diese Person auch dort ist, wo man selbst gerne hinmöchte. Und wenn es um das Produkt selbst geht, sollte man auch so früh wie möglich mit seiner Zielgruppe sprechen.

Welche Pläne hast Du für die Zukunft deines Startups?

Ein eigenes Regal bei Drogerien mit unseren zyklusgerechten Produkten!-----

Info: Food-Startup-Inkubator der HSWT

Anfang Juni 2019 hat die HSWT den Food-Startup-Inkubator Weihenstephan (FSIWS) ins Leben gerufen. Dieser ermöglicht es Studierenden sowie Mitarbeiter:innen der HSWT und der am Campus Weihenstephan verbundenen Einrichtungen, ihre Unternehmensideen im Lebensmittelbereich zur Marktreife zu bringen. Hochschulexterne Gründer:innen können über den FSIWS fachkompetente Studierende aus allen Bereichen der Lebensmittelwertschöpfungskette als Partner:innen oder Mitarbeiter:innen gewinnen, etwa im Rahmen von Abschlussarbeiten oder mit den Studierenden als Mitgründer:innen.

Links:

Startups @ HSWT | Teil 17: www.hswt.de/presse/news/article/startups-hswt-teil-17-kraeuterkraft.html

Das erste Produkt, das Marktreife erlangt hat, sind die 'Moonie Bites' (links): kleine Schokobällchen, die als Snacks verzehrt werden können. Die aktuelle Produktentwicklung (rechts) beschäftigt sich mit einem cremigen pflanzlichen Pulver, das zum Einrühren in Shakes und Smoothies gedacht ist. Es soll in 4 Sorten erhältlich sein, die angepasst sind an die 4 Zyklusphasen. (Foto: Goodmoon)

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