Grüne Infrastruktur im Alpenraum - HSWT beteiligt an Workshop im Rahmen der 'Mediterranean Coast and Macro-regional Strategies Week 2020'

Wortwolke zu der im Rahmen des Workshops gestellten Frage "Was assoziieren Sie als erstes mit dem Begriff 'Grüne Infrastruktur'?" (Quelle: D. Sziva) Alle Begriffe sind auf Englisch wiedergegeben.

Die Netzwerkveranstaltung 'Green Infrastructure Workshop' im Rahmen der 'Mediterranean Coast and Macro-regional Strategies Week 2020' richtete ihren Fokus auf die ökologische Vernetzung und die 'Grüne Infrastruktur im Alpenraum'. Dort wurden Aktivitäten und Ergebnisse vergangener und laufender Projekte präsentiert wie z. B. 'Life to Grasslands' (Erhaltung und Management von Trockenrasen in Ostslowenien) sowie das 2019 gestartete Projekt LUIGI (Linking Urban and Inner-Alpine Green Infrastructure). Der Workshop fand im Rahmen des INTERREG Alpine Space-Projekts 'AlpGov2' statt und wurde von der EUSALP Aktionsgruppe 7 in Kooperation mit dem Institut für Naturschutz der Republik Slowenien, IRSNC (Zavod Republike Slovenije za varstvo narave) organisiert. Moderiert wurde dieser von Katalin Czippan von der Kommission für Kommunikation und Bildung der IUCN (International Union for Conservation of Nature) sowie Dr. Linda Schrapp vom Institut für Ökologie und Landschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT). 

Das Konzept 'Grüne Infrastruktur' erhält in der EUSALP (EU Strategy for the Alpine Region) und anderen makroregionalen Strategien, Programmen und Finanzmechanismen immer mehr Aufmerksamkeit. Viele Initiativen wollen es inzwischen nutzen, um Aktivitäten vor Ort durchzuführen. Die insgesamt 44 Teilnehmenden kamen aus Regierungsorganisationen, Experten- und Forschungsinstitutionen sowie Entwicklungsagenturen, ferner nahmen Mitglieder der EUSALP AG und Besucher*innen des AlpGov-Workshops 2019 sowie Raumplaner*innen, Naturschutzexpert*innen und Projektmanager*innen teil. Fast die Hälfte kam dabei aus Slowenien, andere aus Italien, Deutschland, Frankreich, Ungarn, Österreich, Belgien, Griechenland und Luxemburg.

Präsentiert wurden drei Ansätze aus zwei Projekten:

Projekt 'Life to Grasslands: Unterstützung der extensiven Landwirtschaft zur Erhaltung artenreicher Graslandschaften' - Institut für Naturschutz der Republik Slowenien

Einige Ergebnisse des Projekts wurden präsentiert: Restaurierung und Pflege traditioneller Obstgärten mit Obstbaumhochstämmen, freiwillige Aktionen und Sensibilisierung von Schulen sowie örtlichen Gemeinden, Einrichtung von Insektenhotels für Bestäuber, Bildung einer Produktkollektivmarke 'Von Haloze Wiesenhängen' u.a.

Projekt 'LUIGI - Verbindung von städtischer und inneralpiner grüner Infrastruktur' - Stadt Mailand und Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Das von der HSWT zusammen mit der Stadt Mailand als Lead-Partnerin bearbeitete INTERREG-Projekt für den Alpenraum 'LUIGI' läuft von 01.10.2019 bis 30.06.2022. Schwerpunkt ist die Erhaltung, Valorisierung und Förderung grüner Infrastrukturen und der damit verbundenen Ökosystemleistungen (ÖSL), um eine dauerhafte ökologische, wirtschaftliche und kulturelle Verbindung zwischen ländlichen und städtischen Gebieten des Alpenraums zu gewährleisten. Erwartet werden folgende Ergebnisse:

  • Verbesserte Raumplanung regionaler und lokaler Entscheidungsträger beim Management von GI-Netzwerken zwischen städtischen Metropolregionen und ländlichen Gebieten.
  • Stärkung der Partnerschaften zwischen ländlichen und städtischen Akteuren durch innovative Managementansätze und Geschäftsmodelle, Zahlungen bzw. Kompensationen und gemeinsame Verwaltungsinstrumente.
  • Umsetzung regionaler Pilotaktionen und Entwicklung von Leitlinien für den transnationalen Austausch und die Replikation bewährter Praktiken
  • Befähigung regionaler und lokaler Entscheidungsträger zur Nutzung von ÖSL & GI durch neue Wissens-, Management- und Finanzinstrumente

Die Diskussionsbeiträge zeigten Einigkeit darin, dass der größte limitierende Faktor für die Erhaltung der ökologischen Konnektivität bei den Urbanisierungsprozessen liegt. Ferner bestätigte sich, dass sich das Thema 'Streuobstwiesen' von den zehn aufgelisteten GI-Elementen am besten für die ökonomische Valorisierung von Ökosystemen eignet. Diese stehen auch im 'LUIGI'-Projekt im Fokus; im nächsten Schritt unter Federführung der HSWT werden diese mittels Einbindung von Stakeholdern in konkreten Fallstudien pilotiert. Dr. Linda Schrapp vom Institut für Ökologie und Landschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf koordiniert das entsprechende Arbeitspaket im Verbundprojekt und verwies auf den aktuellen Stand einer Sammlung von Good Practice-Beispielen in den Alpenländern. Weiter betonte sie die Wichtigkeit partizipativer und co-kreativer Prozesse, mithilfe derer 'LUIGI'-Stakeholder im nächsten Schritt eingebunden werden sollen.

Wie Bildung im 'LUIGI'-Projekt zur Bewältigung der Herausforderungen der GI beiträgt - Landwirtschaftliches Institut, Slowenien

Ein weiteres Arbeitspaket des Projekts 'LUIGI' hat die Bildung für nachhaltiges GI-Management und die Bereitstellung von Ökosystemleistungen (ÖSL) zum Thema. Ziel sei es, so Jože Hladnik vom Landwirtschaftsinstitut Slowenien (AIS), die gegenwärtigen Bildungs- und Wissenstransfermechanismen als Grundlage für die zukünftige strategische Planung von GIs zu gewährleisten. Ferner sollen Verbesserungen für Lehr- und Ausbildungsmodule erarbeitet werden. Die Hauptaktivitäten in diesem Teilprojekt sind:

  • Untersuchung des bestehenden Bildungssystems in den Alpenländern zum Thema GI
  • Vorbereitung von vier Ausbildungsmodulen im Bereich GI
  • Vorschläge zur Verbesserung des Bildungssystems
  • Durchführung von Ausbildungsmodulen (Sommerschulen, Vorträge, praktische Demonstrationen usw.)

Die HSWT als Projektpartner wird sich hier auf die langjährigen Bildungserfahrungen im Bereich Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur stützen.

Fazit des Workshops

Im Rahmen einer interaktiven Runde wurde über den 'neuen Trend' "Green Infrastructure (GI) im Bereich urbaner Landwirtschaft" diskutiert. Dieser eröffnet Möglichkeiten für den multifunktionalen Managementansatz von GI mit Perspektiven zur gemeinsamen Nutzung. Urbane GIs werden damit zu sehr wichtigen Teilen des städtischen und vorstädtischen Raumes. Es lohnt sich daher, über co-kreative Prozesse in diesen Bereichen nachzudenken.

Die Fragen, Antworten und Diskussionen aus den drei Präsentationen zeigen, dass das Konzept und die Umsetzung der 'Grünen Infrastruktur' für die breite Öffentlichkeit sowie für viele Fachleute und öffentliche Verwaltungen noch immer unklar wahrgenommen wird. Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, welches Thema für die Entwicklung nachhaltiger Modelle in diesem Zuge am wichtigsten ist: Ist es neben landschaftsplanerischen Ansätzen das praktische Management von GIs, sind es bestimmte Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit GIs oder ist es vielleicht das gesellschaftliche Engagement für GIs, Politik und Gesetzgebung?

Ähnliche Beiträge

zurück
Mehr