Campus Weihenstephan der HSWT war Veranstaltungsort der BMEL-Tagung „Torfminderungskonzepte“

Das Foto wurde bei einem Gastvortrag in einem Hörsaal in Triesdorf aufgenommen. Im Vordergrund ist der Dozent Dr. Sayeh Kassaw Agegnehu zu erkennen.

Weihenstephan – Am 21. und 22. Juni fand die Tagung „Torfminderungskonzepte“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) an der Hochschule Freising-Weihenstephan (HSWT) in Freising und online statt. Über 200 Fachleute aus Forschung, Wirtschaft und Politik diskutierten den aktuellen Stand, die Chancen und die Herausforderungen bei der Torfreduktion im Gartenbau. Ein Fokus lag auf dem Blick in die Nachbarländer Österreich und Schweiz, ein weiterer auf dem Thema Kompost als Torfersatz im kommunalen Kontext. Neben Vorträgen und Best-Practice-Beispielen sorgten Workshops, die Podiumsdiskussion und Exkursionen für einen regen und durchaus kontroversen Austausch.

Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL, Dr. Ophelia Nick, unterstrich in ihrem Grußwort, dass das BMEL die Torfminderung als gemeinsamen und freiwilligen Prozess sieht und die Betriebe bei der Umstellung bestmöglich unterstützen will. Nick erinnerte aber auch daran: „Torfminderung ist keine abstrakte Prozentzahl, sie ist aktiver Klimaschutz und ein von der Gesellschaft mitgetragenes Ziel.“

Deutlich wurde, dass der Blick über Landesgrenzen wertvolle Ansätze bereithält, mittelfristig jedoch gesamtheitliche europäische Strategien gefragt sind.

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) richtete die Tagung im Auftrag des BMEL aus. Der Livestream und die Vorträge der Veranstaltung stehen im Nachgang unter diesem Weblink zur Verfügung.

Bei der Produktion vieler Kulturen ist eine Reduzierung des Torfanteils auf 50 Prozent schon heute machbar, schätzten die meisten Verbandsvertreter auf der Tagung ein. Wichtig sei jedoch eine individuelle Betrachtung der einzelnen Kulturarten, eventuell könne man sich zunächst auf die „Top 10“ der jeweiligen Sparten konzentrieren. Der nahezu vollständige Verzicht auf Torf in Hobbyerden, der entsprechend der Torfminderungsstrategie des BMEL schon 2026 erreicht sein soll, sei zwar eine Herausforderung, die jedoch umsetzbar erscheine.

Im Erwerbsgartenbau sieht das Klimaschutzprogramm 2030 bis zum Ende des Jahrzehnts einen „weitgehenden Ersatz“ von Torf vor. Vorsichtig äußerte sich dazu der Industrieverband Garten e. V. (IVG), der 2030 in Profi-Substraten in Summe aktuell nur 30 Prozent Torfersatzstoffe für realistisch hält und sich zur Erreichung dieses Ziels verpflichtet hat. „Die Verfügbarkeit der Ersatzstoffe in ausreichender Qualität ist das größte Problem“, begründete Philip Testroet vom IVG.

Hier finden Sie die vollständige Pressemitteilung der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR).

Fachbeiträge der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT)

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ist derzeit in verschiedenen Forschungsprojekten zum Thema Torfersatz aktiv. Eines dieser Projekte ist das Verbundprojekt "HOT (Hobby-Gartenbau mit torfreduzierten und torffreien Substraten auf Basis nachwachsender Rohstoffe", das unter der Gesamtleitung der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) zusammen mit dem Partner "GreenSurvey – Institut für Marktforschung Prof. Dr. Menrad GmbH" durchgeführt wird. Dieses BMEL-geförderte Projekt legt einen Schwerpunkt auf die Kommunikation an die Zielgruppe Hobbygartenbau. Die HSWT ist mit zwei Teilprojekten in dem Verbund aktiv.

Im ersten HSWT-Teilprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Menrad von der Professur Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe der HSWT werden die Entscheidungsprozesse und Einflussfaktoren auf die Entscheidung für die Substratwahl – differenziert nach verschiedenen Hobbygärtner:innen-Zielgruppen – untersucht. In einem zweiten Schritt sollen dann die Faktoren positiv beeinflusst werden, die eine Entscheidung für Torfalternativen und torfreduzierte Produkte stark bestimmen und damit Veränderungen bewirken können. Im zweiten HSWT-Teilprojekt untersuchen Wissenschaftler:innen vom Institut für Gartenbau der HSWT um Dr. Dieter Lohr und die inzwischen pensionierte Projektleiterin Prof. Dr. Elke Meinken, wie der Anbauerfolg mit Torfersatzprodukten durch Anwendungsbegleitung gesichert werden kann. Dazu werden mögliche Anwendungsfehler präventiv identifiziert und den Hobbygärtner:innen durch Schulungen sowie eine App Hilfestellungen bei der Anwendung an die Hand gegeben.

Dr. Paul Lampert von der Green Survey GmbH gab in einem Impulsvortrag unter dem Titel "Kann‘s der Hobbygärtner? Erste Eindrücke aus dem Reallabor" einen Einblick in die laufenden Arbeiten im Projekt HOT. Zudem konnten die Teilnehmenden während einer Führung am Institut für Gartenbau – neben weiteren Forschungsprojekten zum Thema Torfersatz – die zum Projekt HOT gehörenden Demonstrationsversuche zu torfreduzierten und torffreien Blumenerden begutachten und mit den HSWT-Wissenschaftlern diskutieren.

HSWT-Wissenschaftler aus dem Institut für Gartenbau präsentierten den Teilnehmer:innen der Tagung in Vorträgen außerdem noch drei weitere aktuelle Forschungsprojekte. Prof. Dr. Elke Meinken, bis März 2022 wissenschaftliche Leiterin der Fachgruppe Pflanzenernährung am Institut für Gartenbau, stellte das Projekt "Biotopfkräuter" vor. Dr. Dieter Lohr, der seit der Pensionierung von Prof. Meinken ihre Projekte leitet, referierte über das "Modell- und Demonstrationsvorhaben Friedhofsgartenbau". Des Weiteren präsentierten Prof. Dr. Stefan Krusche, der wissenschaftliche Leiter der Fachgruppe Betriebslehre und die HSWT-Wissenschaftlerin Anette Stadler aktuelle Ergebnisse aus dem Projekt "Terz – Torfersatz im Zierpflanzenbau" zu den betriebswirtschaftlichen Auswirkungen der Torfreduktion.

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) in Freising als Veranstaltungsort

Die HSWT mit ihren Forschungs- und Lehraktivitäten im Bereich Torfminderung und Torfersatz war ein idealer Veranstaltungsort für das BMEL. Durch die modern ausgestatteten Hochschulräumlichkeiten und einem engagierten HSWT-Veranstaltungsteam unter Koordination von Ingrid Süß-Spachmann vom Zentrum für Forschung und Wissenstransfer (ZFW) der HSWT fühlten sich die Veranstalter aufs Beste unterstützt.

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Quelle: FNR-Pressemitteilung vom 27.06.2022 PSt Nick: „Torfminderung ist aktiver Klimaschutz und ein von der Gesellschaft mitgetragenes Ziel.“ (leicht adaptiert)

  • HSWT-Wissenschaftler Dr. Dieter Lohr gibt den Teilnehmenden einen Überblick über die Forschungen des Instituts für Gartenbau der HSWT im Bereich der gärtnerischen Pflanzenernährung. (Foto: HSWT)
  • Begutachtung der Demonstrationsbepflanzungen von Balkonkästen mit Torfersatzsubstraten am Institut für Gartenbau (Foto: HSWT)
  • HSWT-Wissenschaftlerin Nicole Gleißner erläutert die Details der Demonstrationskästen mit Torfersatzsubstraten. (Foto: HSWT)
  • Dr. Paul Lampert vom Projektpartner "Green Survey Marktforschung GmbH" im Gespräch mit einem Teilnehmer (Foto: HSWT)
  • Prof. Dr. Elke Meinken, bis zu ihrer Pensionierung März 2022 wissenschaftliche Leiterin der Fachgruppe Pflanzenernährung am Institut für Gartenbau, wirkt immer noch aktiv in den Forschungsprojekten mit - hier berichtet sie von Erfahrungen aus dem Projekt „MOORuse“ und den Möglichkeiten zur Verwendung von Paludikulturmaterial als Torfersatz im Topfkräuteranbau. (Foto: HSWT)
  • HSWT-Wissenschaftlerin Elena Beuth und Alisa Kehr vom Verbundpartner – der Technischen Hochschule Rosenheim – erläutern Versuchsergebnisse zu Verfahren zur Bewertung der N-Immobilisierung von Holzfasern im Rahmen des Projektes „Vom Baum zum Torfersatz“. (Foto: HSWT)
  • HSWT-Wissenschaftler Maximilian Schreiner vom Institut für Gartenbau stellt aktuelle Ergebnisse aus dem Projekt „Biotopfkräuter“ vor. (Foto: HSWT)
  • HSWT-Wissenschaftlerin Nicole Gleißner führte die Teilnehmenden durch die Demonstrationsanlage von "HOT". (Foto: HSWT)
  • HSWT-Wissenschaftlerin Andrea Baron erläutert die Vorgehensweise zur Ermittlung der Attraktivität von Torfersatzstoffen und anderen Substratausgangsstoffen für Trauermücken im Rahmen des Projektes „TrauTopf“. (Foto: HSWT)

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