Wie 'Grüne Infrastruktur' Regionen und Länder verbinden kann - ein Workshop im Rahmen des Projekts LUIGI (Linking Urban and Inner-Alpine Green Infrastructure)

  • Datum: 16.09.2021
  • Autor: Dr. Linda Schrapp, Gerhard Radlmayr
Teilnehmende am Online-Workshop (Screenshot Linda Schrapp)

Komplexe Begriffe wie 'Grüne Infrastruktur' (GI) herunterbrechen, lokale Initiativen gemeinsam mit lokalen Stakeholdern gestalten, hinter die Kulissen schauen und ein gemeinsames Wertesystem schaffen: mit diesen Botschaften konfrontierte Cassiano Luminati das Auditorium in seiner Keynote zum Auftakt des LUIGI Online-Workshops 'Green Infrastructure that connects'. Der Direktor von Polo Poschiavo aus Graubünden (CH) und zuständiger Lead Partner des ehemaligen Interreg Alpine Space Projekts Alpfoodway resümierte über die 'Lessons learned' aus diesem Projekt und berichtete mit konkreten Beispielen über die Herausforderungen und Lösungsansätze, gemeinsam mit den Stakeholdern einen Prozess der Verständigung zu beschreiten. Auch in der Keynote des zweiten Tages standen die Erfahrungen in der Kommunikation mit Stakeholdern im Mittelpunkt. Johanna Schnellinger von der Akademie für Naturschutz in Laufen (ANL) hat in ihrer Präsentation “Promoting the European Network of Protected Areas” - Experiences on communicating green infrastructure to different target audiences" wertvolle Erfahrungen aus dem Projekt Life Living Natura 2000 geteilt.

Organisiert wurde der Online-Workshop von Dr. Linda Schrapp, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und Katalin Czippán (HSWT, ANL) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) sowie der Grenoble École de Management (GEM). Die Zuhörerschaft kam aus sechs Alpenländern (DE, AT, IT, FR, SI, CH) mit Vertreter:innen aus Forschung, Verbänden, Unternehmen, Landwirtschaft und Naturschutz. Von den insgesamt 80 Registrierten nahmen 57 Personen an Tag 1 und 39 Personen an Tag 2 teil. Eröffnet wurde der Workshop von Katalin Czippán (HSWT, ANL), Daniele Zucchelli (Lead Partner LUIGI) und Prof. Dr. Markus Reinke (Vizepräsident der HSWT und Teilprojektleiter bei LUIGI).

Thema Tag 1: Governance*-Ansätze der 'Grünen Infrastruktur' (GI) im Alpenraum

(* Governance wird hier und im Weiteren im Sinne von Steuerung, Marktsteuerung, Lenkung verstanden)

Dr. Werner Rolf, Dr. Rico Hübner und Maren Buschhaus (TUM) gaben eine Einführung zu den identifizierten Governance-Modellen der GI in den LUIGI Pilotergionen. Im anschließenden Workshop sammelten die Teilnehmenden in 5 parallelen Zoom-Breakout-Räumen Best Practice Beispiele zu folgenden thematischen Governance-Typen:

  • Staatliche Regulierung
  • Co-Governance Ansatz mit geteilter Verantwortung
  • Market Governance – Steuerung durch den Markt
  • Bottom-up Ansatz – Selbstverwaltung
  • erfolgreiche partizipative Formate

Die dazugehörigen Leitfragen wurden in jeder Gruppe mittels der Software 'Mural Board' angepinnt und beantwortet:

  • Was können andere von uns lernen?
  • Was können wir von anderen lernen?
  • Was ist das Wichtigste für ein gutes GI-Management?

In der zweiten Session wurden die Ergebnisse einer Tiefenanalyse aus 75 Interviews quer über sechs Alpenländer vorgestellt. Die Themen waren:

  • Netzwerke und Zusammenarbeit der Akteure
  • Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze beim Erhalt bzw. der Entwicklung von 'Grüner Infrastruktur'
  • Stärken und Potenziale für eine verbesserte GI-Governance sowie Management in den Pilotregionen. Favorisierte Lösungswege: Unterstützung durch die Politik; branchenübergreifende Lösungen; Community-basierte Lösungen; Wertschöpfungsketten.

Die Ergebnisse aus Tag 1 zeigen, dass neue, vor allem partizipative und co-kreative Governance-Ansätze eine langfristige Lösung für die Zukunft der GI bieten können. Vor allem die branchenübergreifenden Lösungsansätze wurden als vielversprechend für die zukünftige Entwicklung der GI gesehen, um auf die aktuellen Herausforderungen reagieren zu können. Dazu zählen die Erstellung von kreativen Netzwerkzentren, Informationsportale, Runde Tafeln, Marketinginitiativen und Preisgestaltung.

Thema Tag 2: Herausforderungen und Botschaften von und für Entscheidungsträger auf der lokalen, regionalen und transnationalen Ebene

An einem virtuellen Flipchart wurden Herausforderungen, gute Praxisbeispiele und Ideen für Lösungswege für eine verbesserte Politikgestaltung der 'Grünen Infrastruktur' gesammelt und bewertet. Auch hier wurden die Teilnehmer:innen wieder in Zoom-Breakout-Räume aufgeteilt und beantworteten mittels 'Mural Board' gemeinsam folgende Fragestellungen bzw. erarbeiteten die entsprechenden Lösungswege:

  • Lokale Ebene: Wie kann man lokale Stakeholder und Kommunen für die Aufrechterhaltung und Entwicklung der 'Grünen Infrastruktur' engagieren? Lösungsvorschläge: Bildung, Popularisierung der GI in der Kommunikation, Klare Vision von Institutionen, Finanzierung lokaler Initiativen, Lokale Kommunikation, Einbeziehung der lokalen Bevölkerung, GI als kulturelles Erbe, Nutzung von Daten zur Förderung von GI
  • Regionale Ebene: Wie kann das Management 'Grüner Infrastrukturen' durch die Unterstützung wirtschaftlicher Aktivitäten gefördert werden? Lösungsvorschläge: Beteiligung der Zivilgesellschaft, Entwicklung neuer Geschäfte rund um GI, Stärkung der regionalen Zusammenarbeit, Zeigen einer klaren Vision, Förderung von GI, Technologien zur Verwaltung von GI, Entwicklung regionaler Fonds für GI
  • Transnationale Ebene: Wie können Synergien zwischen Alpenraumregionen und -ländern verbessert werden, um das Management der 'Grünen Infrastruktur' zu unterstützen? Lösungsvorschläge: Dialog und Kommunikation fördern, digitale Plattformen entwickeln, Datenbanken teilen

Abschluss des Workshops

“Connect with people for a connected Green infrastructure!” Break the silos, implement actions on the local level, go beyond the “jargon” because we have to create a common vision for a better Alpine GI". Mit diesem (neuen) Motto des Projekts beschloss Dr. Linda Schrapp die Veranstaltung und bedankte sich für die wertvollen Beiträge der Teilnehmenden.

Folgende Institutionen aus den sechs Alpenländern waren neben den Projektpartnern von LUIGI vertreten:

  • BAB - Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauerfragen, AT
  • Faculty of Architecture, University of Innsbruck, AT
  • Region Lombardei, IT
  • Polo Poschiavo, CH
  • Hochstamm Deutschlan, DE
  • Bayerische Landesanstlalt für Landwirtschaft (LfL), DE
  • Europäische Metropolregion München, DE
  • Landkreis Rosenhei, DE
  • Landeshauptstadt München, DE
  • Confindustria Canavese, IT
  • Région Auvergne Rhône Alpes, FR
  • CREN - Ecological-Naturalistic Research Centre (IT)
  • University of Trento, IT
  • Confindustria Veneto SIAV, IT
  • Friuli Venezia Giulia Autonomous Region, IT
  • RSE - Ricerca sul Sistema Energetico, IT
  • APE FVG - Agenzia Per Iénergia del Friuli Venezi Giulia, IT
  • PIM Studies Centre - Study centre for Inter-communal Programming in the Metropolitan area, IT
  • Urban reports, Turin, IT
  • BSC Kranj Regional Development Agency OF Gorenjska Region, Slovenia, SI
  • ZRSVN - Ministry for the Environment and Spatial Planning of the Republic of Slovenia

Projektseite LUIGI bei der HSWT

Workshop mit Beteiligung des Projekts LUIGI (Oktober 2020)

Detaillierte Ergebnisse des aktuellen Workshops können im Folgenden heruntergeladen werden:

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