Störung im Wald

Ein Schild mit einer Aufschrift steht am Wegrand in einem Wald.
© Janick Amesöder

Welche Folgen hat es, wenn Spaziergänger:innen und Sportler:innen das Verhalten von Wildtieren beeinflussen? Das untersucht HSWT-Student Janick Amesöder aktuell in seiner Bachelorarbeit.

Wer im Freisinger Weltwald spazieren geht, dem fallen an verschiedenen Stellen Schilder mit der Aufschrift „Du besuchst den Wald – mach mit“ auf. Darauf zu sehen die Gleichung: „Corona + Wildtiere = ?“ Daneben abgedruckt ein QR-Code. Die Schilder hat Janick Amesöder aufgestellt. Er studiert im sechsten Semester Forstingenieurwesen und beschäftigt sich in seiner Abschlussarbeit mit der Frage, ob die zugenommene Nutzung der Wälder in Pandemie-Zeiten durch Spaziergänger:innen und Sportler:innen einen Einfluss auf das Verhalten der Wildtiere hatte.

Sicherheitsbedürfnis verändert Wildtierverhalten

Über seine Leidenschaft für die Wildtierbiologie und die Jagd – Janick ist Tutor für Jagd- und Wildtiermanagement – kam er zu seinem Thema für die Bachelorarbeit. „Besonders fasziniert mich die Komplexität und die Anpassungsfähigkeit im Verhalten von Wildtieren. Als guter Jäger muss man denken wie ein Wildtier, um seine Verhaltensweisen nachvollziehen zu können und somit effektiv zu jagen, ohne dabei unnötige Störung zu produzieren.“ Janicks Bachelorthese lautet: Durch die indirekte Störung der Wildtiere aufgrund der erhöhten Erholungsnutzung der Wälder kommt es zu einer Änderung in deren Verhalten. Die Schilder in unterschiedlich stark besuchten Wäldern aufzustellen, entstand gemeinsam mit der Betreuerin der Arbeit, Dr. Martina Hudler.

Die Umfrage hilft Janick dabei, Daten zur Erholungsnutzung während der Corona-Pandemie zu erfassen. Auf dieser Grundlage ermittelt der Student, ob die Erholungsnutzung gegenüber der Zeit vor Corona zugenommen hat. Außerdem wird die Art der Erholungsnutzung ermittelt, da diese einen unterschiedlich hohen Störungseffekt auf die Wildtiere haben kann. „Das Sicherheitsbedürfnis verändert ihr Verhalten, indem sie länger in dichten Beständen stehen und Freiflächen wie Wiesen oder Wildäcker meiden. Die Nahrungsaufnahme findet somit in den vom Verbiss gefährdeten Bereich des Waldes, nämlich in den jungen Beständen, statt. Das gilt es zu beweisen oder zu widerlegen“, erklärt der Forststudent.

Klimastabile Baumarten sind besonders gefährdet

Baumarten die sich nicht natürlich verjüngen, müssen künstlich eingebracht werden. Sie sind also in geringem Maß vorhanden und deshalb besonders gefragt. Darüber hinaus gibt es Baumarten, die dem Wild von Natur aus besser schmecken, wie etwa die Weiß-Tanne. Diese wird sie auch als die klimastabilere Baumart angesehen. Mit einer Teilnehmendenzahl von 250 Befragten konnte der Student feststellen, dass etwa 40 Prozent der Befragten während der Corona-Pandemie den Wald häufiger zur Erholung genutzt haben als zuvor. „Ein vermehrtes Störpotenzial ist also gegeben. Durch den Abgleich dieser Daten mit Verbiss- und Abschusszahlen soll dann die oben genannte These bestätigt oder widerlegt werden“, so Janick.