Leben in der Plastisphäre

HSWT-Alumna Bianca Schmid-Paech bei Untersuchungen in einem Labor.
© Privat

Wie wirkt sich Plastik auf die Ökosysteme im Wasser, etwa im Meer, aus? HSWT-Alumna Bianca Schmid-Paech erforscht es im Projekt PhytoPlastic mit Unterstützung der EFFS-EFYR und des WWA.

Die Verunreinigung durch Plastik ist ein weltweites Problem für die Lebensräume im Wasser und an Land. Heute ist bekannt: Plastik kann in Gewässern einen zusätzlichen Lebensraum für Pflanzen bieten. Das europäische Forschungsprojekt „PhytoPlastic“ untersucht unter anderem im mittelfränkischen Altmühlsee, wie in Gewässern Pflanzen auf verschiedenen Arten von Plastik sowie Glas wachsen und wie Umweltbedingungen dies beeinflussen. Das Ziel: anhand des großen geographischen Maßstabs die sogenannte „Plastisphäre“ zu erforschen und einen einzigartigen Datensatz zu generieren. Eine der Forschenden ist Bianca Schmid-Paech. Sie hat dieses Jahr den Bachelorstudiengang Umweltsicherung an der HSWT abgeschlossen.

HSWT: Bianca, wie habt ihr das Pflanzenwachstum auf Plastik und Glas untersucht?

Durch Prof. Dr. Andreas Hoffmann, der mich von Anfang an bei der Idee der Durchführung des Projektes bestärkt hat, habe ich den Kontakt zu Frau Dr. Trommer vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach (WWA) knüpfen können. Mit Hilfe des WWA konnte ich die für mich noch neuen Aufgaben und Fragestellungen bewältigen. Zuerst ging es darum, geeignete Analyse- und Probenahmemethoden zu finden, um die späteren Auswertungen aller auf der Welt gesammelten Daten einheitlich gestalten zu können. Dann folgte die Materialbesorgung für die sogenannte „Methode“, ihren Bau und zuletzt für das Finden eines geeigneten Probeobjekts – in unserem Fall den Altmühlsee.

Zum Schluss hingen dann meine fünf selbst gebauten Systeme, viereckige Gestelle aus Draht, linienförmig am Steg in Schlungenhof am Altmühlsee. An jedem System wurden Platten aus Kunststoff und Glas befestigt, auf denen sich über die Zeit verschiedener pflanzlicher Bewuchs bildete. Um zeitliche und jahreszeitliche Entwicklungen der Besiedelung zu beurteilen, haben wir Proben nach 3, 7, 15 und 30 Tagen entnommen, und das Experiment zu jeder Jahreszeit wiederholt. Parallel haben wir verschiedene physikalische und chemische Parameter – z. B. Temperatur, gelöster Sauerstoff und Nährstoffkonzentration – analysiert, damit wir den Zusammenhang mit den Umweltvariablen verstehen konnten.

Was ist mit „Plastisphäre“ gemeint?

Der Begriff „Plastisphäre” ist relativ neu und wird dafür verwendet, die Schicht in der Umwelt der Erde zu beschreiben, in der Plastikabflälle verschiedener Form und Größen weit verbreitet sind. Die Ursache dabei ist meist die nicht ordnungsgemäße Entsorgung, was dazu führt, dass die Abfälle in der Umwelt landen. In der Plastisphäre wurden Plastikpartikel bereits in Böden, Gewässern, Ozeanen und sogar in der Luft nachgewiesen. Selbst in Meeresorganismen, in Bodenproben und in der Nahrungskette wurden sie entdeckt. Dieser Zustand stellt eine ernsthafte Herausforderung für unsere Umwelt dar, da die Plastikpartikel biologisch nicht abbaubar sind.

Was hat dich an deinem Studium begeistert und wie geht’s jetzt für dich weiter?

Besonders begeistert hat mich am Studiengang Umweltsicherung, dass man Einblicke in so viele verschiedene Bereiche bekommt. Für mich war er perfekt, denn zum Anfang des Studiums wusste ich noch gar nicht so richtig, wo überhaupt meine Stärken und Interessen liegen. Die abwechslungsreichen Semester, verschiedene Arten von Praktika – ob im Mikrobiologie-, Wasser- oder Bodenlabor oder auf dem Feld selbst, um Daten zu erheben – und Vorlesungen haben mir im Laufe des Studiums gezeigt, worauf ich meinen Fokus in Zukunft setzen will. Für mich geht es ab Oktober 2023 an die BOKU nach Wien, um meinen Master in „Climate Change“ und „Water Resources“ zu absolvieren.

Das Projekt „Life in plastic, it’s fantastic: unravelling the microalgal community of plastisphere across European lentic systems (PhytoPlastic)” wird gefördert durch die European Federation for Freshwater Sciences (EFFS-EFYR). Weitere Informationen findest Du auf der Website von PhytoPlastic.

  • HSWT-Alumna Bianca Schmid-Paech steht auf einem Steg in Schlungenhof am Altmühlsee.
    Der Altmühlsee im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen im bayerischen Mittelfranken bietete den perfekten Ort für die Untersuchungen des Forschungsprojekts „PhytoPlastic“. © Privat
  • Nahaufnahme der Systeme von Bianca Schmid-Paech auf der Wasseroberfläche.
    Am Steg in Schlungenhof am Altmühlsee brachte Bianca Schmid-Paech sogenannte „Systeme“ an. Mithilfe von Drähten wurden Platten aus Kunststoff und Glas für den pflanzlichen Bewuchs befestigt. Schwimmnudeln sorgten für die nötige Auftriebskraft. © Privat

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