Klimaschutz und Landwirtschaft - Herausforderungen und Chancen als Thema auf dem diesjährigen Lichtmesstag in Triesdorf

  • Datum: 18.02.2020
  • Autor: Franziska Kohlrausch | Anna-Lena Manz
Prof. Dr. Bernhard Bauer

Die Landwirtschaft steht mehr im Fokus der Öffentlichkeit denn je, es existieren verschiedene Spannungsfelder zwischen Ökonomie und Ökologie. Der diesjährige Lichtmesstag der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf (LLA), der über 300 Interessierte anlockte, griff diese Problematik mit dem Motto "Klimaschutz und Landwirtschaft - Herausforderungen und Chancen" auf. Veranstalter war das Forum für Energie und Landtechnik der LLA. Unter den Referenten waren auch zwei Professoren der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), die am Biomasse-Institut am Campus Triesdorf forschen. 

Die Land- und Forstwirtschaft zählt zu den Branchen, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind. Doch Landwirte sind nicht nur Betroffene, sie haben auch ein enormes Potenzial, das Klima zu schützen. Einblicke in dieses Potenzial und künftige Herausforderungen erhielten die zahlreichen Besucher in verschiedenen Fachvorträgen.

Aus aktuellen Ernährungstrends und Erwartungen der Gesellschaft ergeben sich zwangsläufig Herausforderungen an die Landwirtschaft. Herr Lamprecht von der Firma Virda Beratung, ehemals im Lebensmitteleinzelhandel tätig, gab hierzu wichtige Informationen. Trends wie Regionalität, Bio, weniger Fleischkonsum, unverpackte Lebensmittel und der Außer-Haus-Konsum spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Ernährung. Nach Lambrechts Einschätzungen sind Regionalität und 'weniger Fleischkonsum' stabile Ernährungstrends, wohingegen 'unverpackt' mehr den Charakter einer Nische einnehmen würde. Herausforderungen sah er besonders darin, die Vertrauenswürdigkeit in die Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung zu stärken. Weiterhin gelte es, die Landwirte in die Nachhaltigkeitskette zu integrieren und eine einheitliche Kennzeichnung von Erzeugungsstandards zu schaffen.

Prof. Dr. Peter Breunig, Wissenschaftler am Biomasse-Institut und Professor für Marketing und Marktlehre an der HSWT, veranschaulichte eindrücklich, wie viel Landwirte für den Klimaschutz tun könnten, Stichwort  Humusaufbau: eine Tonne Humus könne 2,13 Tonnen CO2 speichern. Verschiedene Landnutzungssysteme ließen sich unter Berücksichtigung der sogenannten Opportunitätskosten hinsichtlich ihres CO2-Speicherungspotenzials vergleichen. Aufgrund der höheren Erträge und des sich daraus ergebenden niedrigeren Flächenverbrauchs könne der konventionelle Landbau mehr CO2 speichern. Somit sei es beispielsweise aus Sicht der CO2-Bilanz sinnvoller, Weizen konventionell anzubauen. Ein Appel ging an die Politik, dass bei der Bewertung von Landnutzungssystemen die Flächennutzung miteinbezogen wird.

Humus speichert CO2. Doch wie können Landwirte die Humusgehalte in den Böden erhalten bzw. speichern? Auf diese Frage gingen Prof. Dr. Bernhard Bauer, wissenschaftlicher Leiter des Biomasse-Iinstituts und Professor für Pflanzenbau an der HSWT, und Markus Heinz, Leiter der Abteilung Pflanzenbau und Versuchswesen der landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf ein. Humus könne über die regelmäßige Zufuhr von organischer Substanz und einer angepassten Bewirtschaftungsweise aufgebaut werden. Schwierig sei aber die Quantifizierung des Humusaufbaus durch die Analytik. Da sich Humus im Boden nur sehr langsam anreichere, seien Veränderungen nur schwer sichtbar zu machen. Da der Humusaufbau Hand in Hand mit einem Humusabbau geht, ist die Humusanreicherung eine "Generationenaufgabe". Die Forschung sei hier in der Pflicht, verschiedene Bewirtschaftungsmaßnahmen hinsichtlich ihres Humusaufbaupotenzials zu bewerten.

Norbert Bleisteiner von den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf und Michael Horsch von der Firma Horsch Maschinen GmbH sehen im CO2-Zertifikatehandel und in Kompensationsprojekten zwischen Landwirten, die CO2 speichern können und Industriepartnern, die CO2 ausstoßen, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Eine Podiumsdiskussion, an der neben den oben genannten Referenten noch Dr. Josef Bosch von der Firma FarmFacts GmbH und Dr. Peter Pluschke, Umweltreferent von der Stadt Nürnberg & GF Forum Klimaschutz und Nachhaltige Entwicklung in der Metropolregion Nürnberg, teilnahmen, rundete die Veranstaltung ab.

Die wichtige Botschaft des diesjährigen Lichtmesstages in Triesdorf ist: Landwirte müssen ihr Potenzial für den Klimaschutz nutzen und eine Vorreiterrolle einnehmen. Grundlegend dafür ist eine offene und aktive Kommunikation der Landwirtschaft mit der Gesellschaft. Außerdem braucht es auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende politische Entscheidungen. Nur so könne der bedeutende Beitrag der Landwirtschaft für den Klimaschutz ausgeschöpft werden.

Ähnliche Beiträge

zurück
Mehr