• Laufzeit: 06.05.2021 – 31.03.2024
  • Schwerpunkt: Landnutzung
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Medikamenteneinsatz in der deutschen Milchviehhaltung (Doktorandenförderung Nachhaltigkeit)

Hintergrund

Seit 2014 hat Deutschland mit der 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes das erklärte politische Ziel, den Einsatz von Antibiotika in der Veterinärmedizin zu reduzieren. Dieses Ziel wurde am 28.01.2022 mit dem Inkrafttreten des neuen Tierarzneimittelgesetzes erneut bestätigt. Den Einsatz von Antibiotika am Tier so weit wie möglich zu reduzieren ist deshalb sinnvoll, weil dieser genauso wie beim Einsatz am Menschen die Bildung von Antibiotikaresistenzen bei Krankheitserregern fördert. Und die zunehmende Verbreitung von antibiotikaresistenten Keimen stellt eine große Bedrohung für die menschliche und tierische Gesundheit dar.

Bei landwirtschaftlichen Betrieben, die Tiere zur Mast halten, wird deshalb bereits seit 2014 deutschlandweit zentral erfasst, wie viele Antibiotika eingesetzt werden. Für Milchkühe existiert bisher keine vergleichbare Datensammlung. Um effektive und intelligente Strategien zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes zu entwickeln, muss jedoch erst bekannt sein, wie viele Antibiotika derzeit eingesetzt werden, welche Wirkstoffe genau verwendet werden und welche Erkrankungen damit behandelt werden.

Die Bemühungen von Tierhalter:innen und Tierärzt:innen zur Verringerung des Einsatzes von Antibiotika tragen bereits deutliche Früchte. Die Statistik des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zeigt eine Reduzierung der abgegebenen Antibiotikamengen für alle Tiere in ganz Deutschland um beinahe 60 % im Zeitraum 2011 bis 2020. Dennoch gibt es kaum Untersuchungen, die sich mit den ökonomischen Folgen einer Antibiotikareduktion für die einzelnen Betriebe beschäftigen. Es ist nicht erforscht, wie sich Krankheitsfrüherkennung, alternative Behandlungsstrategien oder andere Möglichkeiten der Antibiotikareduktion auf die Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung auswirken.

Die Tierärzteschaft ist ein wichtiger Partner der Landwirtschaft bei Bemühungen um geringeren Antibiotikaeinsatz (Symbolfoto:i.m.a e.V.)

Forschungsziel

Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. Johannes Holzner von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) beschäftigt sich mit der Frage, welche Mengen von Medikamenten in der deutschen Milchviehhaltung eingesetzt werden. Der Fokus der Datenauswertung liegt dabei auf den eingesetzten Antibiotikamengen. Hier geht es um die Frage, welche Wirkstoffe in welchen Mengen, wann und aus welchem Grund eingesetzt werden. Ferner: Gibt es Wechselwirkungen mit der Leistung der Tiere? Setzen Betriebe mit höherer Leistung mehr Antibiotika ein, haben sie höhere Erkrankungsraten?

Erst mit dem Wissen, welche Antibiotika eingesetzt werden, können ökonomische Analysen durchgeführt werden. Anhand von diesen kann beispielsweise aufgezeigt werden, ob sich der Einsatz von Antibiotika oder anderen Medikamenten für Landwirt:innen lohnt oder welche Rolle Trockensteller im ökonomischen und tiergesundheitlichen Erfolg des Betriebes spielen.

Forschungsmethode

Das Herzstück der Untersuchung bilden die tierärztlichen Anwendungs- und Abgabebelege (AuA-Belege), die jede:r landwirtschaftliche Tierhalter:in in Deutschland von seinem/ihrem Tierarzt bzw. Tierärztin bekommt. Daraus können die eingesetzten Medikamente, die behandelten Tiere, der Grund für die Behandlung und der Behandlungszeitpunkt mit einer speziell dafür geschriebenen IT-Anwendung ausgelesen werden. Deshalb müssen die AuA-Belege entweder digital vorliegen oder von den Forschenden digitalisiert werden. Die so durchführbaren Analysen sollen zudem mit den Leistungsdaten aus der Milchleistungsprüfung kombiniert werden, um Wechselwirkungen zwischen Leistung und Krankheitsgeschehen auf den Betrieben auswerten zu können. Darauf aufbauend können - kombiniert mit Erkenntnissen aus anderen Studien - ökonomische Analysen zur Rentabilität des Medikamenteneinsatzes durchgeführt werden.

Der gute Überblick über die eigenen Betriebsdaten gewinnt auch bei der Tiergesundheit zunehmend an Bedeutung (Symbolfoto: i.m.a e.V.)

Aufruf an Landwirtinnen und Landwirte zur Beteiligung am Projekt

Sie können mithelfen, dass das Ziel des Forschungsprojekts erreicht wird, indem Sie uns Ihre AuA-Belege aus den Jahren 2019, 2020 und 2021 sowie eine Unterschrift auf der Einverständniserklärung zur Datenfreigabe durch Ihren zuständigen LKV zur Verfügung stellen. Damit erhalten wir die auf der Einverständniserklärung aufgezählten Milchleistungsprüfungs-Daten über Ihren Betrieb vom LKV, ohne, dass Sie weiter aktiv werden müssen.

Im Idealfall liegen die AuA-Belege bei Ihnen oder Ihrem Tierarzt digital vor, sodass wir diese Daten mit minimalem Aufwand digital von Ihnen zugeschickt bekommen können. Da die AuA-Belege in vielen Fällen noch handschriftlich von den Tierärzten ausgefüllt werden, müssen wir diese dann selbst digitalisieren. Hierfür kommen wir gerne zu Ihnen auf den Hof und machen einen Termin mit Ihnen aus, wenn wir Ihre Einverständniserklärung erhalten haben.

Warum mitmachen?

Jeder teilnehmende Betrieb erhält von uns eine individuelle Auswertung seiner eigenen Daten im Vergleich mit den anderen Studienteilnehmer:innen. Diese Auswertung umfasst also seine individuell eingesetzten Mengen verschiedener Medikamente und die damit verbundenen Krankheitskomplexe. Daraus ergibt sich in der ökonomischen Bewertung ein Profil der Wirtschaftlichkeit des eigenen Tiergesundheitsmanagements.

Im Vergleich mit den anderen Studienteilnehmer:innen zeigen sich Besonderheiten des Betriebes, aus denen wir eine Einschätzung Ihres Tiergesundheitsmanagements und eventuelle Tipps zur Optimierung abgeben können.

Wie kann ich teilnehmen?

Sie können direkt hier die Einverständniserklärung herunterladen, mit der Sie an der Studie teilnehmen können. Schicken Sie uns diese bitte unterschrieben und ausgefüllt per Mail oder auch per Post zu. Wir kontaktieren Sie dann, um das weiter Vorgehen zu besprechen, vor allem, um abzuklären, ob wir für die Digitalisierung der AuA-Belege zu Ihnen auf den Hof kommen müssen. Wenn Sie vorher Fragen haben oder auch während des Projekts Klärungsbedarf haben können Sie uns gerne unter den folgenden Kontaktdaten erreichen:

Kontakt

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Carsten Hümmer
Markgrafenstraße 16
91746 Weidenbach
Tel.: 09826/654-359
E-Mail: carsten.huemmer@hswt.de

Publikationen

Promotionen

Antibiotika-Einsatzmengenreduktion durch Krankheitsfrüherkennung beim Milchvieh - Bewertung aus Sicht der Ökonomie und Tiergesundheit

Promovierende Person
M.Sc. Carsten Hümmer
carsten.huemmer@hswt.de
Forschungsschwerpunkt
Weitere Forschungsfelder
Zeitraum
01.05.2022 – 01.05.2024
Wissenschaftlich betreuende Person (HSWT)
Prof. Dr. Johannes Holzner
Wissenschaftlich betreuende Person (extern)

Ludwig-Maximilians-Universität München

Projektleitung HSWT

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Projektbearbeitung

Partner

    • Projektpartner

    McDonald's Deutschland Inc.

    Zweigniederlassung München

    • Projektförderung

    OSI Food Solutions Germany GmbH

Adressierte SDGs (Sustainable Development Goals)