Entwicklung und Bewertung von Logistikketten bei Einsatz von entrindenden Harvesterfällköpfen (Debarking Heads II)
Innerhalb des Projekts Debarking Heads I (Laufzeit 01.09.2014 - 31.12.2017) wurde die technische Machbarkeit der Nutzung von technisch modifizierten Harvesterfällköpfen unter mitteleuropäischen Waldverhältnissen nachgewiesen. Ein erfolgreich auf mitteleuropäische Verhältnisse adaptierter Debarking Head Prototyp wurde einem breiten Fachpublikum auf der KWF-Tagung 2016, dem größten Forsttechnik-Event, in einem eigenen Exkursionspunkt vorgestellt. Dabei wurde deutlich, dass für das entrindete Rundholz eine von heutigen Verhältnissen abweichende Logistikkette erforderlich wird, deren Chancen und Risiken zu bewerten sind. Das Ziel des Projektes „Debarking Head II“ war die Konzeption, Umsetzung und Evaluierung sowie Optimierung der gesamten Logistikkette für das von Harvestern entrindete Rundholz.

Präsentation auf der Interforst 2022
Vom 17. bis 21. Juli 2022 präsentierten die Forschenden Projektergebnisse auf der Interforst (Internationale Leitmesse für Forstwirtschaft und Forsttechnik, Messe München) am Stand der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR).
Der Abschlussbericht des Projekts ist auf den Seiten des Kompetenz- und Informationszentrums Wald und Holz der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) eingestellt und kann dort abgerufen werden.

Hintergrund
Entrindetes Rundholz weist ein deutlich geändertes Gewicht auf. Beim Transport werden daher positive Effekte auf die Hydrauliksysteme und Transportlogistik, gleichzeitig aber ein höherer Aufwand aufgrund der glatten Stammoberflächen erwartet. Für die abnehmende Holzindustrie ist außerdem die Qualität des entrindeten Holzes relevant, da mit zunehmender Lagerungsdauer Qualitätsverluste befürchtet werden. Deshalb wird innerhalb der Projektlaufzeit durch Lagerversuche eine Dokumentation der Qualität erfolgen (Pilzbefall, Rissbildung etc.). Die erwarteten finanziellen Vorteile in der Logistikkette können darüber hinaus ein wichtiges Argument sein, um die Akzeptanz beim Verkauf von im Wald entrindetem Rundholz langfristig zu steigern. Auf dieser Basis werden – unter Berücksichtigung der Anforderungen der spezifischen Abnehmer – Logistikketten für entrindetes Rundholz konzipiert. Aufgrund der zahlreichen Nachfragen aus dem Bereich Waldschutz, die im Laufe von Debarking Heads I an das Projektkonsortium herangetragen wurden, soll dieses Thema, das in Debarking Heads I nachrangig war, ebenfalls untersucht werden. Hierzu werden Logistik und Entrindungsstudien durchgeführt, um das Entrindungsverfahren bei Käferholz mit den untersuchten entrindenden Harvesterfällköpfen für die Praxis explizit empfehlen zu können.


Konkrete Zielsetzungen
Das Gesamtziel des Vorläuferprojekts "Debarking Heads I" beinhaltete drei Unterziele:
- Verfahrensempfehlungen für die einzelnen Schritte der Logistikkette für alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette Holz zu geben, die auf den zuvor erfolgten ökonomischen und ökologischen Analysen sowie deren Bewertung basieren,
- den Absatz von im Wald entrindetem Rundholz zu stärken und
- eine Strategie für die Bekämpfung des Borkenkäfers in diese Prozesse einzugliedern, damit Debarking Heads in Deutschland in Zukunft langfristig Einsatz finden.
Das Ziel des Folgeprojektes "Debarking Heads II" war die Weiterentwicklung und Analyse von Arbeitsverfahren mit entrindenden Harvesterfällköpfen. Nach dem Beweis der technischen Machbarkeit in dem Vorläuferprojekt ging es nun um die Konzeption, die Erprobung und die ökonomische und ökologische Evaluierung von Holzernteverfahren bzw. von den gesamten Holzlogistikketten.
Vorgehensweise
Im Projekt wurden in konkreten Fallstudien die Logistikketten für vom Harvester entrindetes Rundholz konzipiert und bewertet. Ausgangspunkt dieser Analysen waren die abnehmenden Holzindustrien. Ökoeffizienzbetrachtungen umfassten Aspekte wie
- die geringeren Transportgewichte der Stammabschnitte beim Rundholztransport,
- die Relevanz der den Sägewerken fehlenden Rindensortimente,
- die verminderten Feinstaubemissionen bei der energetischen Nutzung und
- die reduzierten Aschegehalte von Scheitholz und Hackschnitzel ohne Rinde.
Arbeitspakete
Folgende Arbeitspakete wurden im Rahmen des Projektes Debarking Head II untersucht:
- Entwicklung von Logistikketten für Nadelhölzer nach Harvesterentrindung, Erfassung der Mehr-/Minderleistung, Ermittlung der Gesamtkosten für die Systeme (Ernte, Rückung, Transport)
- Wirtschaftlicher Vergleich von Harvesterentrindung im Bestand, mobiler Entrindung an der Waldstraße und stationärer Entrindung im Werk des Holzabnehmers
- Wirtschaftliche Auswirkungen auf die Holzlogistikkette und Potentiale in der Kraftstoffeinsparung durch Gewichtsreduktion
- Akzeptanzanalysen bei den Abnehmern von entrindeten Stammabschnitten (Holzwerkstoff-, Zellstoff- und Sägeindustrie) und Abschätzung der Möglichkeiten der Vermarktung der neuen Sortimente
- Bewertung der reduzierten Feinstaub- und Aschegehalte bei energetischer Nutzung von entrindetem Energieholz (Scheitholz und Hackschnitzel)
- Abschätzung der Potenziale der neuen Arbeitsverfahren in der Borkenkäferbekämpfung und –prophylaxe in Fichtenbeständen durch gezielte Lagerung der Sortimente von nicht/befallenen Bäumen
- Anlage von langfristigen Untersuchungen zur Zersetzungsgeschwindigkeit und -qualität der im Wald verbleibenden Rindenhäufen
Nach Abschluss des Projekts sollte jeder Beteiligte in der Wertschöpfungskette Holz somit die Entrindung als möglichen Prozessschritt für sich bewerten können, um auf eine Entscheidungsgrundlage für den Einsatz der Debarking Heads zurückgreifen zu können.
Interaktive Karte der Forstunternehmer, die einen Debarking Head haben
Die DH-Map ist eine vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) betriebene Webseite.
Praxisberichte über den Einsatz von Debarking Heads
Publikationen
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Zeitschriftenbeiträge (peer-reviewed)
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Zeitschriftenbeiträge
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Beiträge in Monografien, Sammelwerken, Schriftenreihen
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Vorträge
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Sonstige Veröffentlichungen
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Medienbeiträge
Promotionen
Modifying conventional harvesting heads: a technical approach to in-stand debarking under Central European conditions
- Promovierende Person
- Dr. rer. nat. Joachim Bernd Heppelmann
- Forschungsschwerpunkt
- Nachwachsende Rohstoffe
- Zeitraum
- 01.10.2015 – 14.05.2020
- Wissenschaftlich betreuende Person (HSWT)
- Prof. Dr. Stefan Wittkopf
- Wissenschaftlich betreuende Person (extern)
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Prof. Dr. Eric R. Labelle
Technische Universität München