Erfolgreicher Abschluss des Postgraduiertenkurs 'Food Chains in Agriculture' 2022

  • Datum: 17.10.2022
  • Autor: HSWT
Die Aufnahme zeigt eine Ansicht des Hofgartens Weihenstephan. Damit soll auf den Beginn des Wintersemester 2022/23 aufmerksam gemacht werden.

Triesdorf – Ende September wurde ein weiterer Postgraduiertenkurs 'Food Chains in Agriculture'  erfolgreich abgeschlossen. Der Aufbaustudiengang ist Teil des "Ausbildungspaktes mit Afrika" der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT). Die HSWT mit ihrem breiten Angebot an Green Engineering Studiengängen im Bereich der Life Sciences und ihrer Erfahrung im internationalen Wissenstransfer will mit diesem Ausbildungsprogramm afrikanische Postgraduierten-Studierende dazu qualifizieren, regionale Lösungsmöglichkeiten für die globalen Ernährungs- und Umweltherausforderungen zu entwickeln.

Dieser vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) finanzierte fünfmonatige Kurs ist Teil der globalen Strategie "Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft" und der Sonderinitiative "EINE WELT - Kein Hunger". Das Qualifizierungsprogramm für herausragende Absolvent:innen von Hochschulen in ausgewählten afrikanischen Partnerländern wurde 2017 mit großer Unterstützung des damaligen Bundesministers Dr. Gerd Müller entwickelt.

Politische und religiöse Konflikte, Bevölkerungswachstum und dramatische Veränderungen der Umweltbedingungen zwingen Millionen von Menschen zur Migration, wodurch sie soziale Kontakte, Eigentum, frühere Lebensgrundlagen und den Zugang zu Nahrungsmitteln verlieren. Wirksame Ansätze wie dieser Postgraduiertenlehrgang können dazu beitragen, eine weitere Migration und die damit verbundene Abhängigkeit von Nahrungsmittelhilfe zu reduzieren. Schulungen in nachhaltiger Planung und Management von Wertschöpfungsketten, in der Analyse von Märkten sowie in der Entwicklung von Geschäftsideen für den lokalen Markt qualifizieren die Teilnehmer:innen darin, überzeugende Perspektiven in ihren Heimatregionen zu schaffen.

„Ziel ist es, dass die Studierenden mit der Idee für ein Geschäftsmodell nach Hause gehen und sich mit dieser bewerben oder eine Existenz gründen können", erklärt Bernd Müller, stellvertretender Leiter der HSWT International School. Die Geschäftsideen bewegen sich dabei vor allem im Bereich der Lebensmittelproduktion oder der erneuerbaren Energien. So seien Absolvent:innen des Aufbaustudiengangs in der Vergangenheit zum Beispiel mit einem Plan zum Aufbau der eigenen Erdnussbutterproduktion mit Fruchtgeschmack oder einem Modell, wo und wie Kleinbiogasanlagen sinnvoll eingesetzt werden können, in ihre Heimatländer zurückgekehrt.

Endlich wieder Präsenzstudium mit lehrreichen Exkursionen

Die letzten zwei Jahre waren von der weltweiten Pandemie geprägt, wobei Reisebeschränkungen und soziale Distanzregelungen große Herausforderungen für jedes internationale Bildungsprogramm darstellten. So war auch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) gezwungen, Kurse in einem digitalen Format abzuhalten. Im Jahr 2022 war es schließlich möglich 23 afrikanische Postgraduierte aus 8 Ländern (Äthiopien, Kenia, Malawi, Mali, Nigeria, Togo, Tunesien, Sambia) erneut für das fünfmonatige Programm nach Deutschland ein. Außerdem war es möglich, dass auch 18 Teilnehmende aus sieben Ländern (Ghana, Kenia, Malawi, Mali, Nigeria, Togo, Sambia) aus den Kursen 2020 und 2021 für den praktischen Teil des Kurses nach Deutschland zu kommen Ein Element der praxisnahen Ausbildung ist es, anhand regionaler Beispiele zu demonstrieren, wie landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten in Mittelfranken aufgebaut sind. An zwei Exkursionstagen wurden Betriebe im Bereich der Kreislaufwirtschaft, der Landwirtschaft und der Lebensmittelverarbeitung besucht.

Beim Besuch des T+E Humuswerk in Bechhofen am 06.09.2022 stand die Anlieferung von Bioabfällen und deren Verarbeitung zu Humus im Fokus. Die Exkursionsteilnehmer:innen lernten dabei den gesamten Prozess der Abfallverarbeitung und der Produktionstechnik inklusive dem Einsatz von Spezialmaschinen kennen. Auch Aspekte der Arbeitsorganisation und der Abfallklassifizierung waren zu erfahren.

Am selben Tag wurde auch die Qualitätstrocknung Nordbayern in Windsbach besichtigt. Dieses Unternehmen bietet seinen Mitgliedern Dienstleistungen nach dem Genossenschaftsprinzip an. Bei der dortigen Führung bot der Geschäftsführer Einblicke in die Trocknung und Pelletierung von Gras, Luzerne, Mais, Stroh und anderen landwirtschaftlichen Produkten und erläuterte das entsprechende Hintergrundwissen dazu.

Exkursionsziel des nächsten Tages war die Firma Henglein in Wassermungenau, die Kartoffeln zu Kartoffelteig verarbeitet. Seit 2001 beschäftigt sich das Unternehmen auch mit der Herstellung von Nudeln, speziell Spätzle und Gnocchi. Günther Sprossmann aus der Abteilung Qualitätssicherung demonstrierte der Besuchergruppe drei verschiedene Produktionslinien zur Herstellung von Blätterteig, Knödelteig und Nudeln. Jeder Produktionsschritt von der Anlieferung der Rohstoffe über die Verarbeitung, Verpackung und Qualitätskontrolle des fertigen Produkts wurde ausführlich erklärt.

Am Nachmittag des 07.09.2022 stand dann der Milchviehbetrieb Möckmilch in Möckenau im Landkreis Ansbach auf dem Programm. Armin und Simone Nürnberger führten die Gruppe über den Betrieb mit insgesamt 550 Holstein-, Wagyu- und Jersey-Kühen. Die Besonderheit in diesem Betrieb ist ein geschlossenes System, in dem die gesamte erzeugte Energie zirkuliert. Gülle und Festmist werden in der Biogasanlage energetisch verwertet, der Gärrest als Nebenprodukt wird in der Gärrestverdampfungsanlage weiterverarbeitet. In dieser Anlage wird das Material unter hohem Druck bei hohen Temperaturen gekocht und dabei der Nitratdünger in Form von Ammoniumsulfatlösung und destilliertem Wasser abgetrennt. Der nicht selbst wieder ausgebrachte Nitratdünger wird verkauft, das destillierte Wasser wird für verschiedene Zwecke im Betrieb verwendet. Ein weiteres Geschäftsfeld ist die Besamung von Holstein-Kühen mit Wagyu-Embryonen. Die Kälber werden ein paar Wochen nach der Geburt an Mastbetriebe verkauft. Für Kurzweil der Teilnehmer:innen sorgte eine Traktorenrundfahrt sowie eine Verkostung von den von den Gastgebern selbst zubereiteten Burgern mit dem berühmten Wagyu-Fleisch.

  • Exkursion zur Firma Henglein in Wassermungenau (Foto: HSWT)
  • Exkurison zum Milchviehbetrieb Möckmilch in Möckenau im Landkreis Ansbach (Foto: HSWT)