Renate Herrmann
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Renate Herrmann

„Die Zusammenarbeit mit der jüngeren Generation tut mir gut“

„Ich bin das Fossil hier“, sagt Renate Herrmann lachend. Die Laborantin für Mikrobiologie und Molekularbiologie ist die dienstälteste Person am Campus Triesdorf der HSWT: Im Oktober dieses Jahres jährt sich ihr Einstieg an der Hochschule zum 41. Mal. Im Alter von nur 18 Jahren kam die gebürtige Mittelfränkin an die HSWT, als milchwirtschaftliche Laborantin. Anfangs war sie für das Praktikum Chemie- und Futtermittelanalyse zuständig. Seitdem hat sie eine enorme Entwicklung am Campus und in ihrem Tätigkeitsbereich miterlebt sowie zahlreiche Generationen von Studierenden kommen und gehen sehen. „Manchmal betreue ich Studierende, deren Vater oder Mutter schon bei mir im Praktikum war“, erzählt sie. Sie ist auch in die Ausbildung der Chemielaborant:innen eingebunden, da schließt sich der Kreis zu ihrer eigenen Ausbildung.

Die Arbeit als Jungbrunnen

Mit jungen Menschen zu tun zu haben, gefällt ihr mit am besten an ihrem Job. „Ich denke, das hält mich jung“, sagt sie. „Auch die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen sind ja wesentlich jünger als ich. Ich bin überzeugt davon, dass einen das Umfeld prägt. Die Zusammenarbeit mit der jüngeren Generation tut mir gut.“ Vor allem zu vielen ehemaligen Azubis, aber auch zu einigen Studierenden, steht sie auch Jahre später noch in Kontakt und verfolgt, wie sich deren Berufsleben entwickelt. Erfährt sie, dass eine oder einer ihrer Ehemaligen auf einer guten Position landet, freut sie sich mit: „Ich denke mir schon, ja sapperlot, da habe ich ein bisschen dazu beigetragen, dass dieser junge Mensch Erfolg hat“, sagt sie lachend. Generell wünscht sie der neuen Generation, dass es in Zukunft einfacher werden wird, mit einer abgeschlossenen Ausbildung und Berufserfahrung auch ohne Studium aufzusteigen.

Bei Jahrgangsabschlussfeiern und Zeugnisübergaben ist sie gerne dabei. „Das ist wie Ernte einfahren“, beschreibt es die 59-Jährige, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, schmunzelnd. „Man hat sich gekümmert und unterstützt, und nun sind die jungen Leute bereit für die Welt.“ Jedes Jahr veranstaltet sie zudem in ihrem Garten direkt am Waldrand für die Lehrlinge und Kolleg:innen aus dem Labor eine Grillparty um die oder den Azubi nach bestandener Abschlussprüfung würdig zu verabschieden. Da kommen schon mal dreißig Gäste zusammen, für die Renate Herrmanns Ehemann dann mit Freude Steaks und fränkische Bratwürste brutzelt.

Überhaupt schätzt sie das Familiäre am Campus Triesdorf sehr: „Ich finde es wichtig, dass wir uns das weiterhin über all das Wachstum und die Veränderungen hinweg erhalten.“ Dafür engagiert sie sich, gehört zum Beispiel zu den Gründer:innen des Hochschulchors „Triesdorf Harmonists“, der zu Anlässen wie Jubiläumsfeiern und der Ernennung neuer Präsident:innen ebenso singt wie zu Geburtstagen oder Verabschiedungen von Kolleg:innen  und Professoren:innen. Besonders gefällt Renate Herrmann auch die Kinderuni und das Mitmachlabor am jährlichen Johannitag in Triesdorf: „Da bringen sich von der Professorin bis zum Azubi alle mit ein.“

Die Jahrzehnte mitgestaltet

Neben der Ausbildung von Chemielaborant:innen begleitet sie in ihrem Arbeitsalltag Laborversuche der Studierenden und unterstützt bei der praktischen Umsetzung von Bachelor- und Masterarbeitsvorhaben. Auch an der inhaltlichen Ausrichtung der Laborpraktika ist sie beteiligt, etwa wenn es darum geht, die Übungen an neue Studiengänge oder -inhalte anzupassen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Tätigkeitsfeld ihrer Position freilich verändert, auch weil sich im Bereich der Mikrobiologie einiges getan hat. „Heutzutage gibt es im Labor zum Teil ganz andere Techniken und Vorgehensweisen als früher“, erklärt sie. „Ich muss mich immer wieder weiterbilden, in neue Bereiche einarbeiten, Lehrgänge und Prüfungen ablegen. Das ist eine Herausforderung, aber eine, die meinen Aufgabenbereich erst so richtig interessant macht.“

So beschäftigt sich Renate Herrmann beispielsweise seit rund zwölf Jahren verstärkt mit Molekularbiologie, hat damals auch das neue molekularbiologische Labor mit konzipiert und die entsprechenden Versuche für die Studierenden entwickelt. Generell schätzt sie es, dass sie das starke Wachstum und die damit einhergehenden Veränderungen am Campus Triesdorf über Jahrzehnte miterleben und -gestalten durfte. „Ich konnte immer wieder auch meine Ideen einbringen“, betont sie. „Ich habe hier an der Hochschule eine Entwicklung miterleben dürfen wie vermutlich nicht viele Leute in ihrem Arbeitsleben.“ Sehr gut findet sie die Fortschritte in Sachen Arbeitssicherheit und engagiert sich seit vierzehn Jahren im entsprechenden Ausschuss an der HSWT.

In ihrer Freizeit verbringt die Mutter zweier erwachsener Kinder gerne gemeinsam mit ihrem Mann Zeit in der Natur – beim Wandern auf den Kanaren oder beim Fahrradfahren, Schwimmen und Walken im fränkischen Seenland. Zudem singt sie nicht nur im Hochschul-, sondern auch im Kirchenchor. Und besonders wertvoll ist natürlich die Zeit mit ihren vier Enkelkindern. „Leider wohnen sie etwas weiter weg, aber umso größer ist die Freude, wenn sie zu Besuch kommen.“