Monika Gerschau
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Prof. Dr. Monika Gerschau

„Traut euch!“

Im Grunde war es keine Frage, ob Monika Gerschau Frauenbeauftragte wird: Just als sie 1990 an die HSWT kam – als erste, und somit heute dienstälteste Professorin der Hochschule – hatte die Hochschulleitung die Position der Frauenbeauftragten geschaffen. Es lag ziemlich nahe, dass Gerschau das Amt auf Anfrage übernimmt – aber dass sie es, mit ein paar Unterbrechungen, auch 30 Jahre später noch besetzen würde, war wohl nicht abzusehen. „Die ewige Frauenbeauftragte“, scherzt die Professorin, und betont: „Ich bin aber Teil eines Teams“, das ist ihr wichtig. „Seit meinen Anfängen als Frauenbeauftragte hat sich im Hochschulgesetz ja einiges geändert: Heute gibt es neben der Hochschulfrauenbeauftragten eine Stellvertreterin, (Projekt-)Mitarbeiterinnen und in jeder Fakultät eine entsprechend zuständige Person und jeweils Vertreterinnen. Zudem ist der Stellenwert von Gender-Gleichstellung und Diversity insgesamt an der HSWT fest verankert.“

Ihre Position als Hochschulfrauenbeauftragte bekleidet Monika Gerschau neben ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit als Professorin im Bereich Agrarmarketing an der Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme. Ihre Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass die Gleichberechtigung von Frauen und Männern an der Hochschule umgesetzt wird und die oft unbewusst bestehenden Nachteile aufgedeckt werden. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen begleitet sie zum Beispiel Berufungsverfahren und organisiert Angebote wie Mentoringprogramme und Workshops für Studentinnen, Frauen in Lehre und Forschung sowie Studieninteressierte.

„Mich motiviert, dass ich etwas bewegen kann“

Ihre Aufgabe ist nicht immer eine leichte, und schon gar keine, bei der sich die Früchte der Arbeit unmittelbar zeigen. „Bis sich in den Köpfen etwas ändert, dauert es teilweise Generationen“, sagt Gerschau. Da braucht es Durchhaltevermögen und Herzblut. „Mich motiviert, dass ich etwas bewegen kann. Wenn sich bei Studierenden oder Kolleginnen und Kollegen Aha-Momente einstellen und deutlich wird, welche gesellschaftlich relevanten Themen in vermeintlichen Nebensächlichkeiten stecken, dann habe ich das Gefühl, etwas angestoßen zu haben“, sagt die Professorin. „Ich freue mich zum Beispiel, wenn in Fakultätssitzungen am Nachmittag mittlerweile auch männliche Kollegen um halb 5 aufspringen, weil sie ihr Kind aus der Krippe holen müssen – und Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eben nicht mehr nur Frauensache sind.“

Andere beim Loslegen unterstützen

In ihrem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus an der TU München seien Frauenförderung beziehungsweise Gleichstellung keine Themen gewesen, sie habe sich nicht unterrepräsentiert gefühlt. „Im Berufsleben bin ich dann allerdings in eine völlige Männerwelt gekommen“, erinnert sie sich. „Damals war aber das Bewusstsein dafür noch nicht so gegeben. Heute ist das glücklicherweise anders, wir sprechen heute darüber, wenn es in einer Branche ein Ungleichgewicht der Geschlechter gibt, und darüber, dass gemischte Teams in jeder Hinsicht erfolgreicher sind.“

Jungen Frauen rät Monika Gerschau für den Start in ihr akademisches und berufliches Leben: „Traut euch! Das ist die Hauptsache. Proaktiv nach vorne gehen, eher machen als zu viel überlegen. Sich nicht permanent mit anderen vergleichen. Man muss nicht immer alles schon zu 110% perfekt draufhaben, bevor man loslegt.“

Loslegen ist auch das Stichwort, wenn Gerschau in ihrer Freizeit auf ihrem Gravelbike unterwegs ist. Auf diesem speziellen Rennrad, das zugleich für das Fahren im Gelände ausgelegt ist, erkundet sie Strecken im Freisinger Umland und südlich der Alpen. Traditioneller geht es zu beim Bayerischen Volkstanz, ihrer zweiten sportlichen Leidenschaft. Zu den Tanzveranstaltungen mit Blasmusik und Tracht lädt die Rotarierin auch immer mal wieder junge, teils internationale Stipendiatinnen und Stipendiaten ein, deren Betreuung zu ihren Aufgaben im Rotary Club zählt. „Viele schwärmen noch nach Jahren vom Tanzabend“, erzählt Gerschau. Auch hier will sie etwas mitgeben auf den weiteren Weg, so wie in ihrer Rolle als Professorin und Frauenbeauftragte an der HSWT.