Kuhgebundene Kälberaufzucht auf Milchviehbetrieben in Süddeutschland - Entwicklungen von Indikatoren zur Bewertung von Tierwohl und Milchmengen (KuKIndiTM)
Ziel des Projekts ist es, Umstellungshemmnisse zu identifizieren und geeignete Indikatoren zur Bewertung von Tierwohl und Milchmengen in Systemen der kuhgebundenen Kälberaufzucht auf Milchviehbetrieben in Süddeutschland zu entwickeln und zu erproben.
Hintergrund und Motivation
Kuhgebundene Kälberaufzuchtverfahren in der Milchviehhaltung finden großen Zuspruch in der Gesellschaft. Damit diese Verfahren auch vermehrt von konventionellen Betrieben umgesetzt werden können, müssen bekannte Hemmnisse wissenschaftlich untersucht und Lösungen für Herausforderungen gefunden werden. Für eine innovationsfreundliche und anpassungsfähige Milchkuhhaltung in Bayern muss die große Variation zwischen den Betrieben und deren Besonderheiten berücksichtigt und gefördert werden. Deshalb werden mit Hilfe einer breit angelegten Online-Umfrage gezielt Wissenslücken, Erfahrungen und Einstellungen der Milchviehhalter:innen hinsichtlich kuhgebundener Kälberaufzuchtsysteme abgefragt.
Zwei bekannte Umsetzungshemmnisse sind das Tierwohl bei sehr jungen Kälbern und die Verzerrung der Ergebnisse der Milchleistungsprüfung bei Kühen, die Kälber säugen. Eine bedarfsgerechte Fütterung der Küh ist damit deutlich erschwert. Dementsprechend ist es sehr wichtig, die Zunahme der Kälber über leicht auf dem Betrieb zu erfassende Parameter abzuleiten, aus denen die Milchaufnahme dann abgeschätzt werden kann.
Zielsetzungen
Hauptziel
Ziel des Projekts ist es, den in verschiedenen laufenden und abgeschlossenen Projekten bereits erhobenen Status Quo abzugleichen, mit empirischen Daten zu ergänzen und eine repräsentative Aussage zu Verbreitung, Umstellungswilligkeit und -hemmnissen hinsichtlich Systemen einer kuhgebundenen Aufzucht von Saugkälbern in der Praxis süddeutscher Milchviehbetriebe (Bayern und Baden-Württemberg) zu bekommen. Im Fokus stehen sowohl konventionell als auch ökologisch produzierende Betriebe. Über eine intensive Analyse sollen die derzeitigen Managementsysteme der kuhgebundenen Aufzucht sowie die Tiergesundheit und Tierwohlindikatoren von Kuh (Mutter bzw. Amme) und Saugkalb erfasst werden. Es sollen vor allem konkrete Problemstellungen, Erfahrungen und Lösungsansätze aus der Praxis für das Aufzuchtsystem gesammelt werden.Aus den erhobenen Praxiserfahrungen sowie den ersten Erprobungen von Tierwohl- und Milchleistungsindikatoren sollen Managementempfehlungen und Herausforderungen identifiziert werden, die den konkreten Beratungs- und Forschungsbedarf für eine erfolgreiche kuhgebundene Kälberaufzucht in Bayern aufzeigen. In diesem Projektkonsortium werden bestehende Kompetenzen synergistisch zusammengeführt, ausgebaut und in Planungen von Neubauten der Bayerischen Staatsgüter integriert.
Teilziele
Aufbauend auf den Ergebnissen des Projekts mehrWert Öko-Milch+Fleisch unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Eva Zeiler an der HSWT und des abgeschlossenen Projekts "Kälber Self Assesment" von Prof. Julia Steinhoff-Wagner an der TUM sollen die vorhandenen Daten von ökologischen und konventionellen Betrieben gegenseitig vorgestellt und diskutiert werden.Dann wird eine Online-Umfrage erstellt, die sich an Milchviehbetriebe im Allgemeinen richtet und gezielt Wissenslücken, Erfahrungen und Einstellungen der Milchviehhalter:innen hinsichtlich kuhgebundener Aufzuchtsysteme sowie Möglichkeiten der Reduzierung von Trennungsstress in einer breit angelegten Erhebung abfragt.
Daneben erfolgt die Analyse der kuhgebundenen Aufzuchtsysteme, die auf süddeutschen Milchviehbetrieben umgesetzt werden. Die im Projekt "mehrWert Öko-Milch+Fleisch" untersuchten ökologischen Betriebe sollen um konventionell produzierende Betriebe ergänzt werden. Die bereits umgesetzte Befragung der ökologischen Betriebe sowie die detailliertere Datenerfassung auf 19 ökologischen Betrieben in Bayern wird in diesem Projekt berücksichtigt und vor allem um die Analyse von konkreten Managementempfehlungen sowie Schwachstellen aus der Praxis ergänzt.