Ingenieurbiologie praxisnah vermitteln

  • Datum: 02.10.2023
In diesem Foto sind einige Studierende zu sehen, wie sie knietief im kleinen Fluss stehen und gemeinsam am Bau der Ufersicherung arbeiten.
© Edgar Hanko
Drei Studierende sind zu sehen, wie sie gemeinschaftlich per Hand eine Kokossenkwalze zusammenbinden.

Edgar Hanko

Ingenieurbiologie praxisnah vermitteln: Studierende renaturieren Gewässerabschnitt im Landkreis Traunstein


Studierende der Fachrichtung Landschaftsarchitektur und Landschaftsbau und -Management setzen bei einer dreitägigen ingenieurbiologischen  Lehrbaustelle an einem rund 400 Meter langen Abschnitt der Sur bei Wagneröd zwischen Traunstein und Teisendorf ökologisch wertvolle Ufersicherungen um.

Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein

In Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt (WWA) Traunstein und der Fakultät Landschaftsarchitektur wird für die Studierenden des siebten Semesters ein Wahlmodul angeboten, bei dem die Beteiligten hautnah bei einer ingenieurbiologischen Baustelle mitwirken können. Im Vorfeld gab es bereits ein vorbereitendes, theoretisches Wahlmodul zur Ingenieurbiologie, bei dem Simone Holzner vom WWA Traunstein bereits theoretischen Input gab. Auf Grundlage des Inputs erstellt Frau Holzner den Maßnahmenplan und organisiert die Lehrbaustelle vor Ort.

Frühere Gewässerveränderung mit negativen Folgen

Viele Gewässer in Deutschland sind, wie auch der Abschnitt der Lehrbaustelle, in der Vergangenheit entgegen ihrem natürlichen Zustand stark verändert worden. Der Gewässerabschnitt der Sur wurde durch Begradigung, Entfernen des Gehölzaufwuchses und intensiver Bewirtschaftung des angrenzenden Grünlandes verändert. Das Fehlen von Gehölzen bedingt einen mangelhaften Uferschutz und eine Erwärmung des Baches durch fehlende Beschattung, was ein großes Problem für die Fischfauna darstellt. Zudem ist die Fischfauna durch fehlende Unterstände, die sie vor Fressfeinden schützen, gefährdet.

Kokosgewebe und Weidenruten im Einsatz

An unterschiedlichen Stationen des Gewässerabschnittes werden verschiedene Maßnahmen zur Ufersicherung den Studierenden nähergebracht. Zu den von den Studierenden durchgeführten Maßnahmen gehört zum Beispiel eine Kokossenkwalze. Es werden Weidentriebe und Steine in Kokosgewebe gefüllt und zu einer Walze gebunden. Die

Kokossenkwalzen werden an der Böschung mithilfe von Pfählen verbaut und sorgen für einen sofortigen Uferschutz. Auch werden Weidenfaschinen (Bündel aus Weidenruten) unmittelbar an der Uferkante befestigt.

Auftrag: Uferschutz und Gewässerdynamik

Eine weitere Maßnahme, die Weidenspreitlage, bedient sich der Senkwalze und der Faschine. Hier werden Weidenruten an die offene Uferböschung gelegt und unterhalb mit Kokossenkwalzen gesichert. Der restliche Teil wird mithilfe von Weidenfaschinen fixiert und leicht mit Erde abgedeckt. Die Studierenden sichern das Ufer zudem durch mehrere Raubäume und Weidenflechtwerke. Das Ziel aller Maßnahmen ist immer der langfristige Uferschutz und die Veränderung des Bachquerschnitts an manchen Stellen, was eine positive Gewässerdynamik hervorruft.

Ausblick

Während Ziele wie der Uferschutz durch Bauweisen wie die Kokossenkwalze unmittelbar nach dem Einbau erreicht werden, benötigen andere einen längeren Zeitraum. Die Beschattung des Ufers wird erst durch das Austreiben der Weiden in den Senkwalzen und Faschinen erreicht. Da es sich um eine ingenieurbiologische Bauweise handelt, sollten die Maßnahmen in regelmäßigen Abständen auf das Erreichen der geplanten Ziele überprüft werden. Anschließend fügen sie sich in den folgenden Jahren nahezu perfekt ins Landschaftsbild ein und demonstrieren das Potential von ökologischen Bauweisen.

  • Auf dem Foto sind zwei Studierende zu sehen, die gerade mit Wathosen bis über die Knie im Fluss stehen. Sie sind mit einem großen Hammer dabei, Holzplföcke ins Ufer zu schlagen, die zur Sicherung beitragen werden.
    Bau der Ufersicherung © Edgar Hanko
  • Auf dem Foto stehen die Studierenden um die fertiggestellte Baustelle am Flussrand. Die Dozentin steht vor dem Halbkreis der Studierenden. Vor ihnen ist die Umbaumaßnahme zu sehen, welche aus Pflöcken, Kokossenkwalzen und Erdhaufen besteht.
    Gemeinsame Abschlussbesprechung der durchgeführten Maßnahmen © Edgar Hanko
  • Zu sehen sind Weidezweige, welche von Hand zu einem festen Bündel zusammengebunden werden. Das Foto stellt eine Nahaufnahme im Prozess dar.
    Nahaufnahe einer Weidenfaschine im Bau © Edgar Hanko
  • In diesem Foto sind einige Studierende zu sehen, wie sie knietief im kleinen Fluss stehen und gemeinsam am Bau der Ufersicherung arbeiten.
    Umsetzung einer ingenieurbiologischen Ufersicherung durch Studierende © Edgar Hanko
  • Drei Studierende sind zu sehen, wie sie gemeinschaftlich per Hand eine Kokossenkwalze zusammenbinden.
    Studierende beim Binden einer Kokossenkwalze © Edgar Hanko

Pressekontakt

zurück
vor

Ähnliche Beiträge