Ingenieurbiologie praxisnah vermitteln


Edgar Hanko
Ingenieurbiologie praxisnah vermitteln: Studierende renaturieren Gewässerabschnitt im Landkreis Traunstein
Studierende der Fachrichtung Landschaftsarchitektur und Landschaftsbau und -Management setzen bei einer dreitägigen ingenieurbiologischen Lehrbaustelle an einem rund 400 Meter langen Abschnitt der Sur bei Wagneröd zwischen Traunstein und Teisendorf ökologisch wertvolle Ufersicherungen um.
Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein
In Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt (WWA) Traunstein und der Fakultät Landschaftsarchitektur wird für die Studierenden des siebten Semesters ein Wahlmodul angeboten, bei dem die Beteiligten hautnah bei einer ingenieurbiologischen Baustelle mitwirken können. Im Vorfeld gab es bereits ein vorbereitendes, theoretisches Wahlmodul zur Ingenieurbiologie, bei dem Simone Holzner vom WWA Traunstein bereits theoretischen Input gab. Auf Grundlage des Inputs erstellt Frau Holzner den Maßnahmenplan und organisiert die Lehrbaustelle vor Ort.
Frühere Gewässerveränderung mit negativen Folgen
Viele Gewässer in Deutschland sind, wie auch der Abschnitt der Lehrbaustelle, in der Vergangenheit entgegen ihrem natürlichen Zustand stark verändert worden. Der Gewässerabschnitt der Sur wurde durch Begradigung, Entfernen des Gehölzaufwuchses und intensiver Bewirtschaftung des angrenzenden Grünlandes verändert. Das Fehlen von Gehölzen bedingt einen mangelhaften Uferschutz und eine Erwärmung des Baches durch fehlende Beschattung, was ein großes Problem für die Fischfauna darstellt. Zudem ist die Fischfauna durch fehlende Unterstände, die sie vor Fressfeinden schützen, gefährdet.
Kokosgewebe und Weidenruten im Einsatz
An unterschiedlichen Stationen des Gewässerabschnittes werden verschiedene Maßnahmen zur Ufersicherung den Studierenden nähergebracht. Zu den von den Studierenden durchgeführten Maßnahmen gehört zum Beispiel eine Kokossenkwalze. Es werden Weidentriebe und Steine in Kokosgewebe gefüllt und zu einer Walze gebunden. Die
Kokossenkwalzen werden an der Böschung mithilfe von Pfählen verbaut und sorgen für einen sofortigen Uferschutz. Auch werden Weidenfaschinen (Bündel aus Weidenruten) unmittelbar an der Uferkante befestigt.
Auftrag: Uferschutz und Gewässerdynamik
Eine weitere Maßnahme, die Weidenspreitlage, bedient sich der Senkwalze und der Faschine. Hier werden Weidenruten an die offene Uferböschung gelegt und unterhalb mit Kokossenkwalzen gesichert. Der restliche Teil wird mithilfe von Weidenfaschinen fixiert und leicht mit Erde abgedeckt. Die Studierenden sichern das Ufer zudem durch mehrere Raubäume und Weidenflechtwerke. Das Ziel aller Maßnahmen ist immer der langfristige Uferschutz und die Veränderung des Bachquerschnitts an manchen Stellen, was eine positive Gewässerdynamik hervorruft.
Ausblick
Während Ziele wie der Uferschutz durch Bauweisen wie die Kokossenkwalze unmittelbar nach dem Einbau erreicht werden, benötigen andere einen längeren Zeitraum. Die Beschattung des Ufers wird erst durch das Austreiben der Weiden in den Senkwalzen und Faschinen erreicht. Da es sich um eine ingenieurbiologische Bauweise handelt, sollten die Maßnahmen in regelmäßigen Abständen auf das Erreichen der geplanten Ziele überprüft werden. Anschließend fügen sie sich in den folgenden Jahren nahezu perfekt ins Landschaftsbild ein und demonstrieren das Potential von ökologischen Bauweisen.