Juglans mandshurica – Mandschurische Walnuss

Claudia Hartl: „Bäume sind Geschichtenerzähler!“

Gezeichnetes Blatt von Mandschurische Walnuss, Juglans mandshurica

Die 24-jährige Diplomgeografin Dr. Claudia Hartl arbeitet als Dendrochronologin oder einfacher ausgedrückt: als Jahrringforscherin. Die Jahrringbreite von Bäumen, um die es hier geht, steht dabei für ihre Vitalität. Sie macht sichtbar, ob es einem Baum zu einem bestimmten Zeitpunkt gut oder schlecht ging – er beispielsweise mit Trockenstress zu kämpfen hatte, mit einem Temperaturanstieg oder auch mit anderen Bäumen in seinem Umfeld.

Baumpatin von Mandschurische Walnuss, Juglans mandshurica

Im Rahmen einer Routinekontrolle von Nadelbäumen im Norden Norwegens stellte Claudia Hartls Forschergruppe 2018 zum Beispiel fest, dass die Bäume in den 1940er Jahren nicht gewachsen waren. Die Geschichte hinter dieser Entdeckung ist so unglaublich wie faszinierend: Während des 2. Weltkriegs hatte man das deutsche Schlachtschiff „Tirpitz“ hier vor den alliierten Bombern versteckt und es zu Tarnzwecken in giftigen Nebel gehüllt. Er hat den Bäumen zu schaffen gemacht.

Den Weg in diese besondere Forschungsarbeit hat die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf angestoßen und begleitet: Nach dem Geografiestudium in Regensburg hat Claudia Hartl an der TU München promoviert und in dieser Zeit für die HSWT an ihrem ersten Projekt zur Jahrringforschung gearbeitet. „Die Zeit in Weihenstephan war die schönste Zeit im Rahmen meiner Ausbildung. Ich habe mich superwohl gefühlt, die Kollegen waren total nett, das Labor war toll ausgestattet, ich konnte sehr eigenständig arbeiten und meine Leistung wurde wertgeschätzt“, erzählt die sympathische „Baumforscherin“ aus dem Bayerischen Wald. Dort hat auch ihre Begeisterung für Bäume ihren Ursprung: „Wald, Bäume und Holz – damit bin ich aufgewachsen!“ Schon als Kind hätte sie von ihrem Großvater gelernt, eine Holzwand aufzubauen und den Baum nicht nur als Rohstoff zu achten.

Für ihre Diplomarbeit hat Claudia Hartl die Moorgenese eines Landstrichs in der Nähe von Regensburg rekonstruiert. In ihrer Dissertation hat sie Bergwälder in ihrer Reaktion auf Klimaveränderungen untersucht. Im Gegensatz zu Erkenntnissen aus und über die Vergangenheit aber, interessiere sie bei ihrer jetzigen Arbeit als unabhängige Wissenschaftlerin in Mainz die Gegenwart. „Ich möchte dazu beitragen, erkennen zu können, was heute los ist, um perspektivische Empfehlungen für die Zukunft geben zu können“, erklärt die Forscherin ihren Ansatz, der sich hundertprozentig mit dem wissenschaftlichen Anspruch des Arboretums deckt.

So wundert es auch nicht, dass Claudia Hartl die Gewinnerin des HSWT Verlosungsbaums ist. Sie hatte auf Instagram einen Aufruf der Hochschule entdeckt und die Frage nach den Qualitäten eines Baums vor dem Hintergrund ihrer eigenen Forschungsarbeit beantwortet: Denn für sie sind Bäume vor allem Geschichtenerzähler. Um ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken, entnimmt sie mithilfe eines Hohlbohrers einen ungefähr 0,5 cm breiten Bohrkern, den sie für ihre Untersuchungen entsprechend schleift und präpariert. Was ihr Patenbaum, eine Mandschurische Walnuss (Juglans mandshurica), ihr wohl in 50 Jahren erzählen wird?

Junger Baum von Mandschurische Walnuss, Juglans mandshurica

Verbreitung: Nordostchina, Ostrussland, Mandschurei

Größe: 15 bis 20 Meter Höhe

Blätter: unpaarig gefiedert, 45 – 60 cm, mit 11 bis 19 Teilblättchen

Blüte: unauffällige Blüten, grüne Kätzchen

Früchte: länglich, elliptische Nuss

Stamm von Mandschurische Walnuss, Juglans mandshurica
Ast von Mandschurische Walnuss, Juglans mandshurica
Blatt von Mandschurische Walnuss, Juglans mandshurica