• Laufzeit: 01.09.2023 – 30.09.2025
  • Schwerpunkt: Weitere Forschungsfelder

Sichere Rinderhaltung - Fokus Bullenbox, Abkalbung und Verbringen von Rindern

Spezielle Bullenboxen mit direkter Herdennähe sollen eine tiergerechte Haltung bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitssicherheit ermöglichen. Der sichere Umgang mit den Tieren steht dabei im Vordergrund, aber die Separation des Bullen bedeutet eine große Umstellung für den Betrieb. Für die Brunstbeobachtung und das Treiben der als brünstig entdeckten Kühe müssen Arbeitskräfte eingerechnet bzw. Investitionen getätigt werden. Für die Compliance der Landwirt:innen und als ein Ziel dieses Projekts ist daher eine praktikable Integration in den Betriebsablauf mit effizienten Zu- und Abtriebsystemen der Kühe zu entwickeln.

Ein weiteres Ziel ist es, konkrete und vor allem in der Praxis bereits gelebte Ansätze zur Stressreduktion und zur Arbeitssicherheit beim Verbringen von Rindern in der täglichen Praxis zu erfassen (innovative Treibesysteme, Low-Stress-Stockmanship Umsetzungen, bauliche Maßnahmen die auf die Sinnesphysiologie der Rinder eingehen, sichere Abkalbelinie, …). Darausfolgend soll ein webbasiertes Kompendium erstellt werden, das Landwirt:innen dazu einladen soll, passende Vorschläge für den eigenen Betrieb bequem, zeitsparend und mit niedriger Hemmschwelle zu finden. Alles soll anschaulich mit entsprechendem Bild- und Videomaterial hinterlegt werden.

Ausschreibung mit Anmeldemöglichkeit (bis 31.03.2024) zur kostenlosen Beratung und Übernahme von Investitionen durch das Forschungsprojekt "Sichere Rinderhaltung"

Haben Sie auf Ihrem Betrieb auch Stress beim Treiben von Rindern?

Sei es beim Zutrieb zum Klauenpflegestand, beim Verladen oder beim Blutproben nehmen – stressige und auch gefährliche Situationen passieren beim Treiben von Rindern immer wieder. Wenn sich die Tiere sträuben, ist das für alle Beteiligten nervenaufreibend, zeitraubend und vor allem risikobehaftet.

Wenn Sie dergleichen bei sich am Betrieb schon erlebt haben, können Sie nun von diesem Forschungsprojekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf profitieren! Es besteht die Möglichkeit einer kostenlosen Beratung und Übernahme von Investitionen durch dieses Forschungsprojekt.

Wenn Sie einen Betrieb mit Rinderhaltung in Bayern oder Baden-Württemberg haben, können Sie sich ab sofort bis zum 31.03.2024 bei uns für eine Teilnahme im Programm melden.

Alle (weiteren) Informationen und Anmeldemöglichkeit finden Sie in folgender
Ausschreibung mit Anmeldemöglichkeit als PDF

Hintergrund des Projekts

Stress, Müdigkeit und Zeitdruck sind in der Rinderhaltung wiederkehrende Gegebenheiten und gleichzeitig Risikofaktoren für Unfälle, insbesondere im Umgang mit den Tieren. Dabei sind bestimmte Risikomomente als besonders kritisch hervorzuheben.

Vorhabenbeschreibung

Teilvorhaben 1: Sichere Bullenbox

Stetig wachsende Herdengrößen und verkürzte Brunstphasen bei zunehmender Arbeitszeitknappheit lassen zunehmend Milchviehhalter auf „Altbewährtes“ wie den Natursprung (NS) zurückgreifen. Hierdurch sowie im Zuge der fortschreitenden Automatisierung (Spaltenschieber, Fütterungs- und Melkroboter) verringert sich die aktive Mensch-Tier-Interaktion, denn in der Herde mitlaufende Bullen übernehmen die Brunstbeobachtung und die Besamung der Kühe. Frei mitlaufende Deckbullen können jedoch nachweislich gefährlich für Mitarbeitende und am Betrieb tätige externe Personen sein.

Teilvorhaben 2: Sichere Abkalbelinie und sicheres Verbringen

Neben der Deckbullenhaltung lassen sich weitere Risikomomente in der Rinderhaltung identifizieren. Im Zusammenhang mit der Geburt kann man sich nicht auf das bekannte Wesen der Kühe verlassen, im peripartalen Zeitraum können mütterliche Schutzinstinkte zu Angriffen führen. In einigen Betrieben werden bereits bauliche Maßnahmen zum sicheren Arbeiten am neugeborenen Kalb eingesetzt, beispielsweise die Durchführung der Nabeltoilette, das Applizieren von Atemstimulanzien oder das Einziehen der Ohrenmarken. Dies geschieht dort unter sicherer Abtrennung der Kuh, jedoch unter Ermöglichung von einem direkten Kuh-Kalb-Kontakt mit reziprok positiven Effekten. Um unterschiedlichen Betriebsstrukturen Rechnung zu tragen, ist hierbei die Einbeziehung verschiedener Möglichkeiten der baulichen Umsetzung notwendig.

Ein weiterer Risikomoment im Umgang mit Rindern ist das Verladen bzw. Verbringen. Daher soll im vorliegenden Projekt auch in diesem Bereich die Arbeitssicherheit verbessert werden, denn durch die zunehmende Automatisierung (Spaltenschieber, Fütterungs- und Melkroboter) und den Einsatz von Deckbullen verringert sich zunehmend die aktive Mensch-Tier-Interaktion. Besondere Risikomomente entstehen darüber hinaus beim Treiben der Tiere zum Umstallen (Trockenstellen, Leistungsgruppen, …), bei zusätzlichem Handling (Klauenpflege, tierärztliche Behandlungen) oder bei der Selektion von Tieren zum Transport (Verbringung zur Schlachtung, Klinik oder auf eine andere Betriebsstätte).

Zielsetzungen

Ziele Teilvorhaben 1: Sichere Bullenbox

Spezielle Bullenboxen mit direkter Herdennähe sollen deshalb eine tiergerechte Haltung bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitssicherheit ermöglichen. Der sichere Umgang mit den Tieren steht dabei im Vordergrund, aber die Separation des Bullen bedeutet eine große Umstellung für den Betrieb. Für die Brunstbeobachtung und das Treiben der als brünstig entdeckten Kühe müssen Arbeitskräfte eingerechnet bzw. Investitionen getätigt werden. Für die Compliance der Landwirt:innen ist daher eine praktikable Integration in den Betriebsablauf mit effizienten Zu- und Abtriebsystemen der Kühe erforderlich.

Teilvorhaben 2: Sichere Abkalbelinie und sicheres Verbringen

Ziel ist es, konkrete und vor allem in der Praxis bereits gelebte Ansätze zur Stressreduktion und zur Arbeitssicherheit beim Verbringen von Rindern in der täglichen Praxis zu erfassen (innovative Treibesysteme, Low-Stress-Stockmanship Umsetzungen, bauliche Maßnahmen die auf die Sinnesphysiologie der Rinder eingehen, Sichere Abkalbelinie…). Folgend soll ein webbasiertes Kompendium erstellt werden, das Landwirt:innen dazu einladen soll, passende Vorschläge für den eigenen Betrieb bequem, zeitsparend und mit niedriger Hemmschwelle zu finden. Alles soll anschaulich mit entsprechendem Bild- und Videomaterial hinterlegt werden.

Herausforderungen

Teilvorhaben 1: Sichere Bullenbox

Insbesondere bestehen aber aktuell noch Sicherheitsrisiken innerhalb der täglichen Arbeitsroutine mit Deckbullen. Das System einer Zwei-Raum-Bullenbox, bei der der Bulle entweder im zweiten Bereich der Bullenbox separiert oder in einem Fangfressgitter fixiert wird, bevor die Landwirt:innen die Box mit der brünstigen Kuh betreten, ist stark abhängig von der Kooperationsbereitschaft des Bullen! Erschwerend kommt hinzu, dass die Gewöhnung des Bullen an Mensch-Tier-Interaktionen durch die Separierung verringert wird. Lässt dieser sich nicht einsperren, bedeutet das zusätzliche Arbeit und vor allem Zeitverluste, was Landwirt:innen dazu verleitet, Risiken beim Zu- und Abtrieb der Kühe einzugehen.

Des Weiteren besteht die Notwendigkeit, brünstige Kühe durch den Stall zu treiben, welche jedoch bevorzugt von anderen Kühen in der Vorbrunst besprungen werden. Auch dies hat Auswirkungen auf die Sicherheit des treibenden Landwirts. Durch eine Beeinflussung und Nutzung des speziellen Tierverhaltens brünstiger Kühe könnten jedoch risikobehaftete Arbeitsschritte im Fruchtbarkeitsmanagement mit einer herdennahen Bullenbox automatisiert werden.

Teilvorhaben 2: Sichere Abkalbelinie und sicheres Verbringen

In den Bereichen „sichere Abkalbelinie“ sowie „sicheres Verbringen und Verladen“ existieren bereits umfassende Forschungsergebnisse zum Tierverhalten dessen Beeinflussungsmöglichkeiten sowie geschickte bauliche Lösungen. In den Betrieben lässt sich jedoch nur eine zögerliche Umsetzung dieses Wissens in die Praxis beobachten: Die Tiere werden getrieben „wie es immer schon gemacht wurde“. Oftmals fehlt auch die Zeit, sich eigeninitiativ mit Arbeitssicherheit und dem stressfreien Umgang mit den Tieren auseinanderzusetzen.

Vorgehensweise

Teilvorhaben 1: Sichere Bullenbox

Mit Hilfe eines Zwei-Wege-Selektionstores mit Schließbügel und bestimmten Anreizen für die Nähe zum Bullen suchende brünstige Kuh sollen in diesem Forschungsprojekt Teilautomatisierungen beim Zu- und Abtrieb zur Deckbullenbox entwickelt werden, die ein regelmäßiges Betreten der Box durch den Landwirt obsolet machen würden.

Teilvorhaben 2: Sichere Abkalbelinie und sicheres Verbringen

In Praxisbetrieben sollen Anpassungen zur Stressreduktion und Arbeitssicherheit im Umgang mit den Tieren erarbeitet, umgesetzt, evaluiert und daraus eine Beispielmappe mit möglichen Umsetzungen in der Praxis für Landwirt:innen erstellt werden. Landwirt:innen und weitere relevante Berufsgruppen (Tierärzt:innen, Klauenpfleger:innen, Tiertransporteur:innen, …) sollen die Beispielsmappe und das Online-Kompendium anschließend in einem Evaluierungsprozess bewerten und somit zur Qualitätssicherung beitragen.

Publikationen

  • Florian Diel, Dr. med. vet. Elke Rauch, Felix Versen, Peter Weindl, Prof. Dr. Dr. Eva Zeiler

    Arbeitssicherheit im Rinderstall - Fokus Deckbulle, Abkalbung und Treiben. (2023) Vortrag bei den Bayerischen Tierärztetagen am 17.06.2023 in Augsburg .

Projektleitung HSWT

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