Mehr als „Gute fachliche Praxis“ – Vorschlag für eine anpassungsfähige Governance zum Erhalt resilienter Wälder und ihrer Ökosystemleistungen in Zeiten des globalen Wandels

Um Wälder und ihre Ökosystemleistungen auch unter den Bedingungen des globalen Wandels zu er-
halten und nachhaltig nutzen zu können, wird im Kontext der geplanten Novellierung des Bundeswald-
gesetzes unter dem Begriff der Guten fachlichen Praxis (GfP) die Konkretisierung von Mindeststan-
dards für die Waldwirtschaft diskutiert. Dies trifft insbesonder auf naturschutzfachliche Mindeststan-
dards zu. Im deutschen Forstrecht wird der Begriff der Guten fachlichen Praxis bisher nur selten ver-
wandt und wenn, dann als abstrakte politische Leitlinie. Er ist inhaltlich ähnlich besetzt wie die soge-
nannte ordnungsgemäße Forstwirtschaft. Bisher erschwert eine mangelnde Konkretisierung der Guten
fachlichen Praxis eine rechtssichere Umsetzung.


Der Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik (WBW) schlägt zur Bewältigung der Herausforderungen
des globalen Wandels als Alternative zur Guten fachlichen Praxis ein umfassenderes Konzept für eine
anpassungsfähige forstliche Governance1 vor. Es zielt auf eine neue Lastenverteilung zwischen Wald-
eigentümern und Gesellschaft ab und basiert auf einem breiten Instrumentenmix, um eine „Gesell-
schaftlich erwünschte forstliche Praxis“ zu erreichen. Das Fundament der anpassungsfähigen forstli-
chen Governance bilden die zwingend erforderlichen, sanktionsbewährten rechtlichen Mindeststan-
dards der Waldbewirtschaftung, die sich aus der Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums ergeben.
Dazu gehören beispielsweise die Pflicht zur Walderhaltung oder das Betretungsrecht. Weitere Be-
standteile des Instrumentenmixes sind, neben den klassischen ordnungsrechtlichen Instrumenten,
verschiedene Förderinstrumente (bspw. zur Honorierung von Klimaschutz- oder Biodiversitätsleistun-
gen), strukturelle Instrumente (bspw. zur Stärkung forstlicher Zusammenschlüsse), die Bereitstellung
geeigneter Information inklusive der dafür erforderlichen Forschung sowie die Schaffung von Rahmen-
bedingungen, um Kooperationen mit und zwischen privaten Institutionen zu ermöglichen. Der WBW
empfiehlt der Bundesregierung, dieses Stufen-Konzept zur Erreichung der „Gesellschaftlich erwünsch-
ten forstlichen Praxis“ bei der Novellierung des Bundeswaldgesetzes zu verankern.

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Publikationsart
Sonstige Veröffentlichungen
Titel
Mehr als „Gute fachliche Praxis“ – Vorschlag für eine anpassungsfähige Governance zum Erhalt resilienter Wälder und ihrer Ökosystemleistungen in Zeiten des globalen Wandels
Medien
Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik, Dezember 2022
Autoren
Matthias Dieter, Prof. Dr. Ulrich Schraml, Bernhard Möhring, Jürgen Bauhus, Prof. Dr. Ewald Endres , Frederike Lang, Prof. Dr. Ute Seeling, Nina Farwig, Annette Hafner, Ralf Kätzel, Birgit Kleinschmit, Marcus Lindner, Jörg Müller, Manfred Niekisch, Klaus Richter
Veröffentlichungsdatum
26.01.2023
Zitation
Dieter, Matthias; Schraml, Ulrich; Möhring, Bernhard; Bauhus, Jürgen; Endres, Ewald; Lang, Frederike; Seeling, Ute; Farwig, Nina; Hafner, Annette; Kätzel, Ralf; Kleinschmit, Birgit; Lindner, Marcus; Müller, Jörg; Niekisch, Manfred; Richter, Klaus (2023): Mehr als „Gute fachliche Praxis“ – Vorschlag für eine anpassungsfähige Governance zum Erhalt resilienter Wälder und ihrer Ökosystemleistungen in Zeiten des globalen Wandels. Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik, Dezember 2022.