Start-ups @ HSWT, Teil 5: freisicht - sustainable eyewear GmbH

  • Datum: 25.09.2019
  • Autor: Christine Dötzer
Extensive Dachbegrünung auf dem Gebäude des Staatlichen Bauamts Freising

Weihenstephan | In dieser Interviewserie präsentiert die HSWT Start-ups, die von oder unter Mitarbeit von Studierenden oder Alumni der HSWT ins Leben gerufen wurden. Die Serie stellt die Unternehmen und ihre Produktideen vor, ihre Arbeitsweise und wie sie Herausforderungen meistern.

Im fünften Interview sprechen wir mit Linus Frank von der freisicht - sustainable eyewear GmbH. Das Start-up stellt Korrektur- und Sonnenbrillenfassungen aus Massivholz her.

Das Team um freisicht startete im Oktober 2015 mit einem EXIST-Gründerstipendium an der HSWT. Ein Jahr später kam der erste Investor an Bord und Linus Frank und Sebastian Wittmann gründeten die Marke "freisicht" für Korrektionsfassungen aus Massivholz, die sie über Optiker vertrieben. Bereits 2017 liefen die Produkte so erfolgreich, dass die beiden aus Platzmangel von den Räumlichkeiten der HSWT in eine größere Werkstatt im Freisinger Stadtteil Lerchenfeld umziehen mussten. Im selben Jahr gründeten sie die freisicht - sustainable eyewear GmbH.

Vor Kurzem, im September dieses Jahres, kam die Marke "SAVE" hinzu: Unter diesem Namen vertreibt freisicht nun auch Sonnenbrillenfassungen aus Massivholz, und zwar online direkt an den Endkunden. Hierzu sucht freisicht noch bis zum 21.10. Unterstützer über eine Crowdfunding-Kampagne auf kickstarter.

Bis heute hat das Start-up bereits drei Patente rund um ein Verfahren angemeldet, welches es weltweit erstmalig ermöglicht, individuell anpassbare Massivholzbrillen herzustellen. Das junge Unternehmen wurde darüber hinaus mit verschiedenen Awards geehrt, etwa 2017 mit dem Green Product Award und dieses Jahr mit dem European Design Award und sicherte sich dieses Jahr beim Gründerwettbewerb Plan B sowohl den Publikumspreis als auch den ersten Platz.

 

Eure Produktidee in ein paar Sätzen erklärt

Wir haben das Behandlungsverfahren "woodflex" entwickelt (Erfinder Linus Frank), das massives Holz deutlich widerstandsfähiger und zugleich unter Wärme biegsam macht. Dadurch ermöglichen wir die neue Generation der Holzbrillen. Auch andere Anwendungsbereiche, etwa Schmuckherstellung beziehungsweise Interieurdesign in der Automobilbranche, streben wir an.

Was macht euer Produkt einzigartig?

Aus unserem „woodflex“ Holzwerkstoff stellen wir die ersten anpassbaren Massivholzbrillen der Welt her. Normale technische Eigenschaften des Holzes werden signifikant verbessert, ohne es dabei - wie bei Sperrholz - schichtweise zu verkleben. Dadurch bleibt die Optik des Holzes in ihrer Natürlichkeit erhalten beziehungsweise wird optional um eine eigens entwickelte Farbgebung ergänzt. Unsere Brillenfassungen werden aus dem vollen Block herausgearbeitet. Motivation war dabei für uns stets die Qualität anderer Gegenstände aus Massivholz: So besitzt zum Beispiel ein alter Tisch aus Massivholz eine völlig andere Wertigkeit und Authentizität als ein Tisch aus Schicht- oder Furnierholz.

Wie kamt ihr auf diese Idee?

Linus Frank und Sebastian Wittmann saßen in der Vorlesung im Studiengang Management erneuerbarer Energien an der HSWT und Sebastians Brille war gebrochen. Wegen Linus´ Vergangenheit als CNC-Fräser und seines familiären Hintergrunds als Musikinstrumentenbauer historischer Streichinstrumente, entstand bei uns beiden die Idee, die weltweit ersten anpassbaren Brillenfassungen aus echtem Holz herzustellen.

Welcher Aspekt ist euch bei eurem Produkt, bei dessen Verpackung oder Vertrieb besonders wichtig?

Dass ausschließlich heimische Holzarten, also Bergahorn und Nussbaum, verwendet und die Brillen in der Werkstatt hier in Freising hergestellt werden.

Welche Schwierigkeiten musstet ihr im Prozess der Produktentwicklung überwinden?

Extrem viele - ich sage dazu „Hoiz is a Matz“! Es galt, insbesondere den üblichen Holzverzug und die Bruchneigung in den Griff zu bekommen. Dies vor dem Hintergrund, dass Hautschweiß und Körperwärme des Trägers extreme technische Anforderungen an eine Brillenfassung stellen.

Wie habt ihr euch motiviert, wenn es mal nicht so rund lief?

Durch den Traum, im Team etwas völlig Neues zu schaffen, eine echte Innovation am Markt zu platzieren und sich dadurch selbst zu verwirklichen.

Die Zusammenarbeit im Team war beziehungsweise ist sicherlich auch nicht immer einfach, oder? Wie habt ihr diese gestaltet, so dass es gut funktioniert?

Ja, das ist sicherlich neben den technischen Herausforderungen und den zu erfüllenden Marktanforderungen die mitentscheidende Komponente. Wir haben uns am Ende des Tages dann doch immer zusammengerauft und uns zu offener Kommunikation gezwungen, auch wenn das nicht immer einfach war und ist.

Was war für euch der triumphalste beziehungsweise emotionalste Moment bislang?

Als wir es kürzlich geschafft haben, einen zweiten Investor von uns zu überzeugen und sich damit für uns völlig neue Möglichkeiten, etwa die Anschaffung von CNC-Fräsmaschinen, ergeben haben.

Tauscht ihr euch mit anderen Start-ups aus bzw. vernetzt euch? Wie?

Ja, besonders zu Beginn in der EXIST-Stipendiumsphase, da wir dadurch in ein Gründernetzwerk eingebunden waren. Aktuell sind wir mit dem Gründerteam der HSWT „Pläin“ in einem interessanten Gedankenaustausch.

Welche Tipps könnt ihr anderen Start-up-Gründern geben?

Dass man mit einem gewissen Größenwahn an die Sache herangeht und sich in der Anfangsphase von Zweiflern nicht zu stark beeinträchtigen lässt. Ein Start-up zu gründen bedeutet, sich auf Neues einzulassen und ein hohes finanzielles sowie privates Risiko einzugehen. Aus einer anfänglichen Motivation muss Beharrlichkeit werden, sonst übersteht man die Höhen und Tiefen der ersten Jahre nicht. Zudem laufend prüfen, ob eine objektive Marktrelevanz der Idee vorhanden ist.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft eures Start-ups?

Wir haben eine neue Marke namens SAVE eyewear gegründet und dazu am 21. September eine crowdfunding Kampage auf kickstarter gestartet. Hierbei bieten wir erstmalig Sonnenbrillen direkt online dem Endkunden an. Wir freuen uns über jede und jeden, der sich von unseren Sonnenbrillen begeistern lässt.

  • Auch Sonnenbrillenfassungen aus Massivholz bietet das Start-up freisicht aus Freising seit Neuestem an. (Foto: Stefan Brencher)
  • Die Brillenfassungen von Freischt werden aus einem Holzblock herausgearbeitet. (Foto: Stefan Brencher)

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