Vom Kuhstall zum Hörsaal

Die Aufnahme zeigt eine Ansicht des Hofgartens Weihenstephan. Damit soll auf den Beginn des Wintersemester 2022/23 aufmerksam gemacht werden.

Studierende des Studiengangs Bio-Lebensmittel & Business in der Praxis unterwegs.

Freitagnachmittag auf dem Naturland-Betrieb Grandl nahe Marzling: eine Gruppe Studierender läuft, zusammen mit ihren Dozenten Professorin Eva Zeiler, Peter Weindl und Felix Versen, über die Flächen zum Stall. Der soll für heute einmal zum Hörsaal umfunktioniert werden und die Studierenden die Praxis zu ihrem Modul "Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmittelrohstoffen“ kennenlernen. Das Modul im dritten Semester des Studiengangs Bio-Lebensmittel & Business, besteht aus zwei Teilen: Erzeugung von Milch und Verarbeitung von Milch. Auf der Agenda stehen wichtige Prozesse und Verfahren bei der Verarbeitung von Rohmilch oder in der Ernährungsindustrie, sowie die Beurteilung der dazu jeweils notwendigen Rohstoffqualität. Technische Zusammenhänge der gesamten Produktionskette werden zusätzlich vermittelt. Nach Abschluss des Moduls, können die Studierenden den Einfluss von unterschiedlichen Rohmilchqualitäten, wie auch unterschiedliche Prozessabläufe auf die Qualität des Endprodukts einschätzen. Die gesamte Wertschöpfungskette in einem Modul gelehrt ist einzigartig und Absolvent:innen des seit 2021 bestehenden Studiengangs, werden von begeisterten Bio-Unternehmen schon jetzt ungeduldig erwartet. Der Betrieb der Grandls bietet für die Vorlesung ideale Voraussetzungen: Seit 2021 wird auf Bio umgestellt und neben der Milchwirtschaft und einer Milchtankstelle vor Ort, gibt es Weideochsen und eine Biogasanlage. Alle Tiere werden selbst aufgezogen und vermarktet. Damit haben die Tiere keine langen Transportwege und wenig Stresssituationen. Auch der Bau des neuen Stalles entstand auf dem Grundgedanken eines geschlossenen Systems. Der perfekte Betrieb für Studierende um artgerechte Tierhaltung kennenzulernen. Ein Schlüssel des Erfolgs ist überdies das großzügige Flächenangebot mit Auslauf bzw. Weidegang, erhöhtem Liegekomfort, viel Licht und der Ammenkuhhaltung. Für ihr Gesamtkonzept bekamen die Grandls in diesem Jahr den „Bayerischen Tierwohl-Preis für landwirtschaftliche Nutztierhalter 2022“ verliehen. Mit diesem Preis werden jährlich konkrete Projekte durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ausgezeichnet, die bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt werden. „Die Tierwohlpreisträger zeigen mit ihren Ideen und Lösungen, dass unsere Bauern mit Know-How, Engagement und Herzblut viel für das Tierwohl bewirken können“, sagte Staatsministerin Michaela Kaniber bei der Preisverleihung im Sommer.