Start-ups @ HSWT, Teil 7: Print2Taste

  • Datum: 20.12.2019
  • Autor: Christine Dötzer
Screenshot aus dem Imagefilm

Weihenstephan | In dieser Interviewserie präsentiert die HSWT Start-ups, die von oder unter Mitarbeit von Studierenden oder Alumni der HSWT ins Leben gerufen wurden. Die Serie stellt die Unternehmen und ihre Produktideen vor, ihre Arbeitsweise und wie sie Herausforderungen meistern.

Im siebten Interview sprechen wir mit dem Team von der Print2Taste GmbH. Das Start-up hat einen kompakten und alltagstauglichen 3D-Lebensmitteldrucker für zuhause entwickelt. Print2Taste ist ein Spin-off der Arbeitsgruppe '3D-Food-Printing' am 'Institut für Lebensmitteltechnologie' der HSWT und wurde geboren im 'Food-Start-up-Inkubator Weihenstephan' der HSWT.

Eure Produktidee in ein paar Sätzen erklärt:

Personalisierte Lebensmittel in der eigenen Küche schnell und einfach selbst herstellen – das ist unsere Vision bei Print2Taste. Inzwischen ist es uns gelungen, die komplexe Technologie des 3D-Food-Printing in ein kleines, kostengünstiges Gerät zu integrieren. Mit dem 'mycusini', dessen erfolgreiche Markteinführung Ende November war, kann jetzt erstmalig jeder zu Hause einfach und schnell für Familie und Freunde leckere Schokopralinen oder Schriftzüge mit oder ohne Füllung selbst entwerfen und in wenigen Minuten herstellen und vernaschen. Auch kreative Schoko-Objekte mit ungewöhnlichen Formen als Ergänzung eines Desserttellers kann der mycusini herstellen.

Was macht euer Produkt einzigartig?

Durch jahrelange Erfahrung im Bereich des 3D-Lebensmitteldrucks konnte mit dem mycusini weltweit erstmalig ein kleines Gerät mit den dafür benötigten Lebensmitteln entwickelt werden, das zukünftig wie Kaffeemaschine oder Toaster einen festen Platz in jeder Küche haben könnte.

Wie kamt ihr auf diese Idee?

Das 'Institut für Lebensmitteltechnologie' der HSWT gehört bereits seit vielen Jahren zu den führenden Forschungseinrichtungen im Bereich des 3D-Food-Printing. Nach dem erfolgreichen Abschluss mehrerer Forschungsprojekte entstand die Idee, die Forschungsergebnisse im Rahmen eines Spin-offs der HSWT in ein erstes Produkt für Profis aus Bäckerei, Konditorei und Gastronomie einfließen zu lassen. So entstand das 3D-Food-Printing-System 'Procusini', das inzwischen in vierter Generation am Markt etabliert ist. Aufgrund vielfältiger Nachfragen begeisterter Freunde und Kunden, wann denn diese Wundermaschine für zu Hause erhältlich sein würde, machten wir uns vor zwei Jahren an die Mammutaufgabe, sowohl die Größe als auch den Preis des Geräts signifikant zu schrumpfen. Dass wir das anfänglich schier unbezwingbare scheinende Monster erfolgreich zähmen konnten, zeigt der mycusini.   

Welcher Aspekt ist euch bei eurem Produkt, bei dessen Verpackung oder Vertrieb besonders wichtig - auch im Hinblick darauf, dass es evtl. einmal auf den Markt kommt?

Bisher benötigt man für die Bedienung von 3D-Druckern vielfältige Kenntnisse in Maschinenbau, Elektronik und teilweise sogar auf dem Gebiet der Programmierung. Ein Gerät für die Küche muss aber ohne Vorkenntnisse intuitiv bedienbar sein. Mit dem mycusini können direkt nach dem Auspacken die ersten leckeren 3D-Schoko-Kreationen aus einer Vorlagensammlung von über 200 Objekten, die bereits im Gerät vorhanden ist, in wenigen Minuten hergestellt werden. Zusätzlich können eigene Vorlagen wie Namen oder Pralinenformen einfach und schnell online im 'mycusini-Club' erstellt werden.

Welche Schwierigkeiten musstet ihr im Prozess der Produktentwicklung überwinden?

Die größte Herausforderung des 3D-Lebensmitteldrucks liegt in der hohen Komplexität des Gesamtsystems. Nur mit Spezialkenntnissen über das Fließverhalten von Lebensmitteln sowie im Bereich von Mechanik und Elektronik bis hin zu Software und Druckertreibern gelingt eine erfolgreiche Produktentwicklung.  

Wie habt ihr euch motiviert, wenn es mal nicht so rund lief?

Das Spannende an der Arbeit in einem Start-up sind die vielfältigen Höhen und Tiefen, die man erlebt. Und ja, manchmal läuft es nicht rund. Glücklicherweise fällt bei einer Schlappe nie unser gesamtes Team in eine „Schockstarre“. Es sind immer einige dabei, die genau im richtigen Moment Zuversicht ausstrahlen und diese Zuversicht ist einfach ansteckend. Es mag verrückt klingen - 48 Stunden später ist die Welt meist wieder in Ordnung.

Mit jeder Herausforderung, die das Team gemeinsam meistert, wächst die Zuversicht, dass man auch die nächste Hürde zusammen bezwingen kann. Das ist unglaublich wichtig, wenn es einmal nicht so rund läuft. Nur gemeinsam können die vielfältigen Herkulesaufgaben, die in einem Start-up lauern, erfolgreich gemeistert werden.

Die Zusammenarbeit im Team war bzw. ist sicherlich auch nicht immer einfach, oder? Wie habt ihr diese gestaltet, so dass es gut funktioniert?

Unser interdisziplinäres Team hat sich auf ganz natürliche Weise entwickelt. Wir wachsen und entsprechend kommen neue Teammitglieder hinzu. Allerdings findet sich nicht jeder mit unserer start-up-typischen Arbeitsweise zurecht, mancher springt deshalb nach kurzer Zeit wieder ab. Auch das kommt vor. Wir sprechen in diesem Zusammenhang mittlerweile von einem „harten Kern“. Wichtig ist, dass jeder das Gefühl hat, dass die anderen einspringen, wenn man selbst mit seinem Latein am Ende ist und nicht weiterkommt. Das gibt unglaublichen Rückhalt. Und ja, wir fetzen uns auch mal. Wäre ja sonst echt langweilig.

Was war für euch der triumphalste bzw. emotionalste Moment bislang?

Den triumphalsten Moment der letzten sechs Monate seht man auf dem dritten Foto zum Beitrag. Nach zwei Jahren Entwicklung wurden vor Kurzem 400 mycusini-Geräte am Print2Taste-Standort in Freising angeliefert. Die Unterbringung in den überschaubaren Büros gestaltete sich nicht ganz einfach. Zum Glück ist inzwischen ein Teil der Geräte bereits auf dem Weg zu den Kunden.  

Tauscht ihr euch mit anderen Start-ups aus bzw. vernetzt euch? Wie?

Seit der Gründung der Print2Taste stehen wir mit vielen anderen Start-ups in Kontakt. Bei Start-up-Events oder über Investoren kommt man schnell ins Gespräch und hilft sich gegenseitig mit Erfahrungen und Tipps. Hilfreich ist dies insbesondere bei technologischen Fragen, Informationen zu Lieferanten oder bei rechtlichen Fragestellungen.

Welche Tipps könnt ihr anderen Start-up-Gründern - ob in der Lebensmittelbranche oder in einem anderen Bereich - geben?

Das Team muss stimmen – diese fast schon etwas abgedroschene Erkenntnis kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Ist dies der Fall, hat man Spaß zusammen und zählt auch nicht die Stunden bis zum Wochenende.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft eures Start-ups?

Hier schließt sich der Kreis zur ersten Frage. Ein 3D-Food-Printer für jede Küche zur Herstellung personalisierter Lebensmittel, das ist unsere Vision. Diese Personalisierung konzentriert sich aktuell auf Aussehen und Geschmack der Lebensmittel. Wir arbeiten aber bereits an Technologien, die es ermöglichen sollen, für jeden Menschen Lebensmittel auf Basis natürlicher Inhaltsstoffe herzustellen, die optimal auf seine körperlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind.

  • Studentin Theresa Venhoda
    Das Team hinter dem 'mycusini'. (Foto: Print2Taste)
  • Student Maximilian Schreiner
    Jede freie Fläche dient als Lager für die erste Serie 'mycusini'. (Foto: Print2Taste)

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