Praxistag der Triesdorfer Schulen 2019

Gruppenbild nach Wahl des Vizepräsidenten mit Kanzlerin Dr. Karla Sichelschmidt, Cornelia Horsch, Vorsitzende des Hochschulrats, Prof. Dr. Markus Reinke und Präsident Dr. Eric Veulliet

Unter dem Motto "Schwarze Schafe in der Landwirtschaft -Wie gut sind unsere Prüfsysteme?" fand am 03.Dezember der diesjährige Praxistag der Triesdorfer Schulen statt. Organisiert wurde er dieses Jahr von der Fakultät Landwirtschaft, Lebensmittel und Ernährung der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Federführend zeigte sich hierfür Herr Professor Johannes Holzner zusammen mit seinem Team. Finanziell unterstützt wurde die Veranstaltung durch die "Vereinigung Ehemaliger Triesdorfer e.V.".

In seiner kurzen Begrüßung der rund 500 interessierten Zuhörer ging Herrn Professor Holzner, auf die Aktualität des Themas ein. Die aktuellen Skandale und die gesellschaftliche Stimmung werfen die Frage auf, wie gut unser Prüfsystem aufgestellt ist und wie es im Detail funktioniert.
Um einen ersten Eindruck von der Stimmung zu dem Thema im Auditorium zu bekommen, stellte er über ein Onlinesystem ein paar einleitende Fragen. Diese konnten von den Anwesenden dann direkt via Smartphone beantwortet werden.

Bei dieser ersten Umfrage kam zum einen heraus, dass nur noch ca. 3% der Teilnehmer (n=121) einen umfassenden Überblick über die Vorschriften haben, welche für Sie relevant sind. Der überwiegende Teil (87%) hat noch einen teilweisen Überblick, während immerhin schon 10% angeben keinen Überblick mehr zu haben.
Bei einer weiteren Frage gaben rund 90% der Teilnehmer (n=99) an, dass Sie bereits eine Kontrolle auf ihrem Betrieb hatten.
Insgesamt bewerten rund 86% diese Kontrollen als sachlich und in Ordnung. Jedoch empfanden 14% der Teilnehmer (n=113) diese als intransparent und ohne Praxisbezug.

Wie das Kontrollsystem aus Sicht des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) funktioniert erläuterte im Anschluss Herr Albert Reyhofer. Er ist im StMELF im Bereich des Prüfwesens tätig. Zu Beginn gab er einen kurzen Überblick über die einzelnen Abteilungen des Ministeriums und widmete sich dann den verschiedenen Prüfsystemen. Speziell ging er auf die Flächenkontrollen ein, wo die automatisierte Auswertung von Luftbildern eine immer größere Rolle spielt. Mit der Reform der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) soll dieses Hilfsmittel intensiver zum Einsatz kommen, aktuell laufen praktische Versuche dazu.
Sehr umfangreich erklärte er auch, wie die Auswahl der jährlich kontrollierten Betriebe stattfindet. Dies funktioniert zum einen über verschiedene Risikofaktoren mit denen Betriebe bewertet werden und zum anderen über wechselnde Regionen, die im Wechsel geprüft werden. Grundsätzlich werden 5% der bayerischen Betriebe einer Flächenkontrolle unterzogen. Diese findet aktuell via Luftbildauswertungen und Betriebsbesuchen statt.
In einem kurzen Ausblick stellte er auch das für die zukünftige Kontrolle geplante Monitoring vor. Hier soll es zu weniger Kontrollen vor Ort kommen und die Landwirte sollen vom System automatisierte Mitteilungen bekommen, auf die Sie reagieren können.

Der zweite Vortrag des Vormittags wurde von Frau Birgit Alberts gehalten. Sie ist die Leiterin des Prüfteams am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weißenburg. Dies ist eines der sechs Prüfteams, welche über Bayern an den AELF´s verteilt sind. Den Prüfteams obliegt nicht nur die Kontrolle der Flächen, sondern auch die Kontrollen nach Cross Compliance. In ihrem ausführlichen Vortrag gab sie immer wieder Beispiele, was sie und ihre Kollegen/Kolleginnen auf den Betrieben an Verstößen auffinden. Grundsätzlich sind die Kontrollen sehr umfangreich und mit viel Aufwand verbunden. Allerdings legte sie immer wieder Wert darauf zu betonen, dass bei der Prüfung in manchen Punkten ein gewisser Ermessensspielraum besteht. Dieser kann aber nachvollziehbar nicht bei gravierenden oder wiederholten Verstößen angewandt werden. Entscheidend ist ihrer Ansicht nach auch, dass der Wille des Landwirts zur Einhaltung erkennbar ist. Dazu gehört aber eben auch, dass die Flächen durch den Landwirt, regelmäßig auf korrekte Abgrenzung geprüft werden.

Für den dritten Vortrag konnten die Veranstalter Herrn Dr. Ralf Zechmeister gewinnen. Er ist als Veterinär im Landratsamt Ansbach tätig. Von dort aus werden die Kontrollen der Lebensmittelbetriebe und Landwirtschaftsbetriebe im Landkreis durchgeführt. Zum Einstieg erklärte Herr Dr. Zechmeister sehr anschaulich, wie sich das Verhältnis von Lebensmittelkontrollen zu Veterinärkontrollen darstellt. Für die Lebensmittelbetriebe gibt es klare Regelungen zur Prüfhäufigkeiten anhand von Risikoeinstufungen (AVVRüb). Diese Vorgaben fehlen zum Teil für tierhaltende Betriebe. Während es für geflügel- und schweinehaltende Betriebe, ab einer gewissen Tierzahl, vorgeschriebene Prüfzyklen gibt, fehlen diese für rinderhaltende Betriebe. Alle Kontrollen im Rinderbereich sind nach seinen Angaben anlassbezogen. Als Anlass kommen hier Meldungen vom Milchprüfring, den Schlachtbetrieben oder auch private Anzeigen in Frage. Diesen Meldungen wird dann i.d.R. innerhalb weniger Tage nachgegangen.
Auf Grund der nur Anlassbezogenen Prüfungen kommt es laut einem Bericht der SZ in einem tierhaltenden Betrieb nur alle 48Jahre zu einer Kontrolle durch einen Veterinär. Diese Quote sieht auch der Veterinär sehr kritisch und würde sich hier regelmäßigere Kontrollen wünschen. Allerdings müsste hierzu auch das entsprechende Personal zur Verfügung stehen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, welche von Herrn Professor Holzner moderiert wurde, gab es noch viele Fragen durch das Auditorium. Eine diskutierte Frage war, ob es bei bereits "überführten Landwirten", welche gegen Auflagen verstoßen haben, zu erhöhten Prüffrequenzen kommt. Diese Frage wurde von den Rednern verneint. In die Diskussion wurden dann auch noch Fragen mit eingebracht, welche bereits im Laufe der Veranstaltung über das verwendete Feedbacksystem gestellt wurden. Hierbei wurde auch gefragt, inwieweit Ergebnisse der Kontrollen von QS/QM an die staatlichen Einrichtungen weitergegeben werden und andersherum.

Zum Abschluss bedankte sich Herr Professor Holzner bei den Referenten für die Vorträge und die Diskussion, dem Schwerpunkt Agrarökonomie für die herausragende technische Organisation und seinen Mitarbeiter/-innen für die Unterstützung bei der Vorbereitung.
Ein Dank ging auch noch an die vielen Gäste für die Teilnahme und die aktive Beteiligung an der Veranstaltung. Das rege Interesse zeigte die Aktualität des Themas für die Landwirtschaft und Öffentlichkeit! Herzliche Einladung zum Praxistag 2020.

  • Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer Prof. Dr. Markus Reinke
    Einige der Vertreterinnen und Vertreter der bayerischen Hochschulen, die das Memorandum of Understanding zum Thema Nachhaltigkeit im Juni 2019 unterzeichnet haben. (Foto: Johanna Weber / Netzwerk Hochschule und Nachhaltigkeit Bayern)