Fruchtbarer Besuch - Gruppe aus der Mongolei zu Gast an der HSWT

  • Datum: 22.10.2019
  • Autor: Teresa Pancritius und Dominikus Kittemann
Grafik Sommerinsel im Frühling

Munkh-Erdene ist begeistert von den gepflegten Anlagen hier in der Region. Mit seinem Smartphone hat der junge Mann am Tag zuvor ein Video von einer weitläufigen Obstplantage gemacht, um es zuhause zu zeigen. Sein Zuhause liegt in Selenge, einem Aimag, also einer Provinz, im Norden der Mongolei, an der Grenze zu Russland. Munkh-Erdene besitzt dort einen eigenen Betrieb mit Zierpflanzen und Obstbäumen. Zusammen mit gut einem Dutzend weiterer Männer und Frauen ist er Mitte September für eine Woche nach Oberbayern gekommen, im Rahmen eines Schulungsaufenthaltes im Auftrag der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT). Eingeladen wurde die Gruppe von Prof. Dr. Dominikus Kittemann. Als Experte für Obstbau war er zuvor bereits zweimal in die Mongolei gereist, um dort Schulungen zu geben. Nun sollten die Teilnehmenden die Möglichkeiten und Methoden des Obstbaus hier in Deutschland kennenlernen. Auf dem Programm standen Workshops und Besuche in verschiedenen Betrieben.

Beeren als Schwerpunkt

Die Gäste, darunter ein Übersetzer von der GIZ, kommen aus verschiedenen Teilen des Staates in Zentralasien. Dort liegen rund 85 Prozent der Fläche mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Es herrscht extremes Kontinentalklima, mit kalten, trockenen Wintern, in denen die Temperaturen bis auf minus 50 Grad fallen können. Regen oder Schnee gibt es kaum, Landwirtschaft kann fast nur im Norden des ehemaligen Teils der Sowjetunion betrieben werden - mit zumeist noch veralteten Methoden. Der Schwerpunkt der Schulung lag deshalb auf Anbau, Verarbeitung und Vermarktung von Beeren."Baumobst anzubauen ist in der Mongolei fast nicht möglich", erzählt Dominikus Kittemann. "Beeren hingegen bieten bei geeigneter Auswahl der Produktionsverfahren sowie der jeweiligen Art ein gewisses Potential für die Region." Die ursprünglich aus Sibirien stammende Haskap-Beere zum Beispiel ist in der Mongolei fast ausschließlich als Wildart bekannt, welche durch ihren großen Anteil an Gerbstoffen eher bitter schmeckt. Heutige Kultursorten dagegen sind deutlich wohlschmeckender und werden bereits in mehreren Ländern, darunter Kanada, Polen und Japan, kultiviert. Auch frühe Sorten der Herbst-Himbeere könnten eine Option für den Anbau in der Mongolei sein, da diese an der diesjährigen Rute tragen und daher keine Tragruten ins nächste Jahr überwintert werden müssen. Außerdem verbreitet sind Sanddorn und Schwarze Johannesbeeren. Bis jetzt werden die verschiedenen Verarbeitungsmöglichkeiten nur begrenzt genutzt. "Meistens werden Beeren eingefroren oder es wird Marmelade gekocht", sagt Dominikus Kittemann. "Deshalb lernen unsere Gäste weitere Methoden kennen, zum Beispiel die Herstellung von Saft, Nektar, Sirup, Likör und Wein."

Abwechslungsreiches Programm

HSWT-Mitarbeiter Helmut Lempart führte zusammen mit Mitarbeitern des Instituts für Lebensmitteltechnologie dazu Praktika mit den Teilnehmenden durch. Interessant für die Gäste aus der Mongolei war auch der Workshop von Heike Hoedt von der Firma Simply Solar zum Bau von Solartrocknern. Da es in der Mongolei im Schnitt jährlich über 300 Sonnenscheintage gibt und gleichzeitig eine geeignete Infrastruktur für Lagerung und Transport fehlt, stellt die Möglichkeit der Herstellung von Trockenfrüchten eine interessante Methode der Verarbeitung dar. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bauten gemeinsam einen Solartrockner auf, der im Anschluss an den Besuch zum Nachbau in die Mongolei transportiert wurde. Im Laufe der Woche wurden insgesamt neun Betriebe mit Anbau, Direktvermarktung und Verarbeitung verschiedener Beerenkulturen besucht.

Viele Möglichkeiten, Neues zu lernen

Den Besuchern aus Zentralasien scheint das Programm zu gefallen, alle wirken gut gelaunt und interessiert. Sa'mzaya findet vor allem für die Vermarktungsmethoden spannend, zum Beispiel im eigenen Hofladen. "Bei uns wird zuerst gepflanzt und erst dann überlegt man sich, wie man seine Erzeugnisse verkaufen könnte", erzählt die Frau mit dem sympathischen Lächeln, die in der Provinzverwaltung von Uvs im Nordwesten der Mongolei für das Gebiet Ackerbau zuständig ist. "Hier in Deutschland ist es umgekehrt. Wir lernen und sehen hier viel Neues, das wir dann zuhause nutzen können."

Dankeschön!

Ein herzliches Dankeschön geht, auch im Namen der mongolischen Gäste, an alle Beteiligten, die zu einem lehr- und abwechslungsreichen Aufenthalt beigetragen haben: die Mitarbeiter der Institute für Gartenbau und Lebensmitteltechnologie an der HSWT, den Pfabhof, den Obsthof Bauer, das Apfel-Aronia-Alpaka Paradies Winklhof, Erdbeeren Ippisch, den Betrieb Hofreiter, den Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau, den Betrieb Weinzierl, den Obsthof Haller sowie die Bio-Mosterei Pompe.

  • Es schmeckt: Der HSWT-Masterstudent Helmut Beer verkostet mit den Besuchern Haskap-Produkte.
  • Fotos für zuhause: Die Gäste aus der Mongolei besichtigen eine Sortieranlage für Buschbohnen im Betrieb Ippisch.
  • Die Himbeere im Fokus: Im Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau wird die unterschiedliche Kulturführung bei Sommer- und Herbsthimbeeren diskutiert.
  • Prost: Zusammen mit Hans Göding, Betriebsleiter des Lehr- und Beispielbetriebs für Obstbau, werden flüssige obstbauliche Produkte verkostet.
  • So wird Obst verflüssigt: Die Gäste besichtigen die Bandpresse in der Bio-Mosterei Pompe.