10.000. DBU-Projekt erfolgreich abgeschlossen - HSWT leistet mit EULE wichtigen Forschungsbeitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt im Rahmen der Energiewende

9 Studierende der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stehen auf einer Wiese am Solarpark Goldach und lassen sich von ihrem Betreuer, Dr. Christoph Moning, Professor für Zoologie und Tierökologie an der HSWT, die Flora und Fauna der Wiesenflächen erklären. Im Hintergrund sieht man schräg montierte Solarzellen auf Stahlpfosten in der Wiese. (Foto: Andreas Engl)

 

Will unsere Gesellschaft die Energiewende schaffen und gleichzeitig Artenvielfalt und ästhetische Qualität von Landschaften erhalten, bedarf es einer umsichtigen und intelligenten Einbindung von Erneuerbaren Energien in Natur und Landschaft. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) beauftragte deshalb die regionalwerke GmbH & Co. KG, zusammen mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ein 'Evaluierungssystem für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende (EULE)' zu entwickeln. Weitere Projektpartner waren die Prof. Schaller UmweltConsult GmbH sowie die Erzeugergemeinschaft für Energie in Bayern eG.

Abschluss der Projektphase 1 von EULE

Nach neun Monaten Laufzeit war im Oktober 2020 die Entwicklung eines Auditsystems zur Ermittlung des ökologischen Mehrwerts von Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) abgeschlossen. Als 10.000. Projekt der DBU lobte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde das Projekt EULE als „einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der DBU". Es handle sich um ein klassisches Beispiel für die Vielfalt der Förderthemen, denn es vereine so unterschiedliche Aspekte wie Erneuerbare Energien, Digitalisierung sowie Natur- und Artenschutz. Außerdem könne es zu mehr Akzeptanz für die Energiewende führen, weil Bürger direkt beteiligt würden und deutlich werde, dass Naturschutz und das Erzeugen von Strom zugleich möglich seien.“

Andreas Engl, Projektleiter und Geschäftsführer der Regionalwerke, betont, dass mit Hilfe von EULE die Auswirkungen Erneuerbarer-Energien-Anlagen auf Landschaft und Natur konkret bewertet werden können. Im Kontext des Landschaftsraums sowie nach standortspezifischen Vorgaben ermittelt EULE ein optimales Entwicklungskonzept für PV-FFA-Standorte und ermöglicht somit eine sinnvolle doppelte Flächennutzung. Die Anlagenbetreiber erhalten hierfür einen Katalog an ökologischen Aufwertungsmaßnahmen zur Auswahl und Umsetzung. Auditierungen in regelmäßigen Abständen überprüfen die Realisierung der EULE-Maßnahmen und die Entwicklung der Artenvielfalt auf dem entstehenden Solarfeld-Biotop.

„Wir konnten bereits während der Projektlaufzeit feststellen, dass mit Hilfe von EULE die notwendige Akzeptanz für den weiteren Ausbau der dezentralen Energiewende in der Bevölkerung erreicht wird“, erläutert Engl. Stromkunden erhalten mit Hilfe von EULE erstmals einen Einblick in die Betriebsführung erneuerbarer Energieanlagen und die Gewissheit, dass Natur und Landschaft trotz der Energieproduktion geschützt werden. Gleichzeitig können die Energieproduzenten eine höhere Produktqualität – ein umfassend ökologisches und regionales Qualitätsprodukt - vermarkten und Mehreinnahmen generieren, was insbesondere bei den aktuell geringen Strommarkterlösen und für Ü20-Anlagen wichtig ist. „Wenn sich beide Seiten freuen und auch die stark bedrohte Artenvielfalt profitiert, dann kann das EULE-Konzept nur sinnvoll sein“, fasst Engl zusammen.

EULE für eine Energiewende im Einklang mit der Natur

Mit EULE wurde ein Auditsystem für PV-FFA erarbeitet, um den jeweiligen ökologischen Ist-Zustand zu bewerten und diesen anhand eines standortspezifischen Maßnahmenkatalogs gezielt zu verbessern. Jeder Maßnahme ist eine Punktebewertung zugeordnet, die dem Anlagenbetreiber gutgeschrieben wird. Entsprechend der erreichten Gesamtpunkteanzahl nach EULE wird der ökologische Mehrwert ersichtlich, der dem Anlagenbetreiber finanziell honoriert wird. Neben ökologischen Aspekten werden zudem soziale Maßnahmen bewertet, beispielsweise öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wie Führungen und Informationsangebote für die Bevölkerung. Die Vernetzung der Energieerzeuger und -verbraucher soll dabei digital erfolgen. Eine eigene EULE-Plattform ermöglicht die Ablage und Analyse vorhandener räumlicher und technischer Daten, um sie für Auditoren, Anlagenbetreiber und Energieversorger mit individuellen Zugriffsrechten zur Verfügung zu stellen.

Im Rahmen der EULE-Projektphase 1 wurden neben dem Auditsystem zudem eine Software-Architektur sowie eine erste Version der benötigten Plattform mit einem CRM-System und unterschiedlichen Services (Applikationen) entwickelt. Auch das notwendige Geoinformationssystem ist bereits Bestandteil des Prototyps. „Damit können raumbezogene Daten effizient verwaltet und für die verschiedenen Nutzer wie Betreiber, Gutachter, Energieversorger, Verbraucher oder auch interessierte Bürger veranschaulicht werden, erläutert Dr. Johannes Gnädinger vom Landschaftsplanungsbüro Prof. Schaller UmweltConsult GmbH.

EULE wird fortgesetzt

Nachdem in den Fachmedien zunehmend über die Möglichkeit einer ökologischen Integration von PV-FFA berichtet wird, will EULE darüber hinaus konkrete ökologische Entwicklungsziele und die dafür erforderlichen Aufwertungsmaßnahmen definieren, begleiten und überwachen. Prof. Dr. Markus Reinke, Landschaftsplaner und Vizepräsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, betreute ein studentisches Projekt im Rahmen von EULE. Er betont, dass die Kombination von erneuerbaren Energien, digitalen Technologien und Umweltmaßnahmen ein erstaunliches Engagement bei den Studierenden hervorgerufen hat. „Selten waren die Studierenden mit einem solch großen Tatendrang bei der Sache, was darauf schließen lässt, dass EULE ein zukunftsfähiges Themenfeld besetzt“, so Prof. Reinke.

EULE soll als Zertifizierungsstandard etabliert werden, mit dem die Produktqualität erneuerbar produzierter Strommengen hinsichtlich ökologischer und sozialer Kriterien bewertet und bepreist werden kann. Damit dies deutschlandweit gelingt, erfolgt in Projektphase 2 eine Evaluation der bisherigen Ergebnisse im Hinblick auf eine bundesweite Übertragbarkeit. Zudem wird eine Umsetzungsstrategie erarbeitet, die mögliche Organisationsstrukturen sowie Vermarktungsmöglichkeiten aufzeigen und die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells überprüfen soll.

Noch sind viele Herausforderungen beim Ausbau einer umweltfreundlichen Energiewende zu meistern. Das Projektteam und die DBU sind sich sicher, dass EULE einen wichtigen Teil dazu beitragen wird.

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Quelle (leicht verändert): Pressemitteilung der regionalwerke GmbH & Co. KG, erstellt von Andreas Engl, Johannes Gnädinger, Markus Reinke

Schräg ausgerichtete Solarzellen auf einer Wiese auf dem Solarfeld Oberndorf im Hintergrund vor einer artenreichen Blumenwiese - das Solarfeld-Biotop mit über 500 dokumentierten Tier- und Pflanzenarten war der Ausgangspunkt für das Projekt EULE (Foto: Andreas Engl)
Das Solarfeld Oberndorf, ein Solarfeld-Biotop mit über 500 dokumentierten Tier- und Pflanzenarten - Ausgangspunkt für das Projekt EULE (Foto: Andreas Engl)

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