• Laufzeit: 01.01. – 30.06.2024

New Genetic Technologies (NGTs) As Mirrored By Mass Media - Semantic Interpretation Patterns Of Novel Genetic Engineering Techniques In German Press Coverage 2012-2023 (NGT)

Es besteht eine Lücke im Verständnis der Medienberichterstattung über NGTs und CRISPR/Cas9 in Deutschland. Die vorgeschlagene Studie zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem sie den deutschen Mediendiskurs untersucht.

Übereinander gestapelte Zeitungen mit Draufsicht von vorne
© Waldemar (Unsplash)

Hintergrund und Motivation

In den letzten Jahrzehnten haben Biotechnologie und Gentechnik enorme Fortschritte gemacht, insbesondere durch neue Gentechnologien (NGTs) wie CRISPR/Cas9, TALENs, ZFNs und Meganukleasen. Diese ermöglichen präzise genomische Veränderungen bei Modellorganismen und haben vielfältige Anwendungen von der Landwirtschaft bis zur menschlichen Gesundheit eröffnet. Trotz des Potenzials für verbesserte Pflanzenzüchtung und Lebensmittelproduktion stoßen NGTs in Deutschland auf politischen Widerstand und gemischte Verbraucherwahrnehmung. Dennoch versprechen sie gesündere Ernährungsoptionen, widerstandsfähigere Pflanzen und höhere Erträge zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie Hunger und biologischer Vielfaltsverlust.

Helle Helixstruktur auf schwarzem Hintergrund
Helixstruktur © Sangharsh Lohakare (Unsplash)

NGTs beeinflussen auch die zelluläre Landwirtschaft, Molecular Farming und die Entwicklung neuer Lebensmittelprodukte wie kultiviertes Fleisch. Dies birgt Potenzial für innovative Lösungen in der Medizin, von präzisen Krebstherapien bis zur Bekämpfung von Viruskrankheiten. Dennoch bestehen Bedenken bezüglich ethischer Fragen, Patentrechten und möglicher Auswirkungen auf die biologische Vielfalt.

Die Verbraucherakzeptanz von NGTs, insbesondere CRISPR/Cas9, zeigt eine positive Veränderung im Vergleich zur traditionellen Gentechnik. Trotzdem bleibt die Risikowahrnehmung fragil, beeinflusst durch langjährige Skepsis und Bedenken in Deutschland. Die Einführung von CRISPR/Cas9 und NGTs weltweit kompliziert die regulatorische Landschaft, insbesondere in der EU. In Deutschland herrscht politischer Stillstand, und eine wissenschaftsbasierte Positionierung in der EU-Debatte wird gefordert, um die bioökonomische Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Ausgangssituation

Die Medien spielen eine entscheidende Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung von NGTs. Es besteht jedoch eine Lücke im Verständnis der Medienberichterstattung in Deutschland. Die vorgeschlagene Studie zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem sie den deutschen Mediendiskurs über NGTs und CRISPR/Cas9 untersucht. Dies ist entscheidend für ein differenziertes Verständnis der Rolle der Medien im gesellschaftlichen und politischen Diskurs über Gentechnologien, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen EU-Debatte.

Die bestehende Literatur zur Medienberichterstattung über Bio- und Gentechnologie ist umfangreich, aber weist Lücken auf. Forschung konzentrierte sich hauptsächlich auf GVO und Biotechnologie in englischsprachigen Medien vor CRISPR/Cas9 und NGTs. Neuere Studien deuten auf eine positivere Berichterstattung über NGTs hin, aber es gibt wenige Untersuchungen, die speziell Deutschland betrachten oder es mit anderen Ländern vergleichen. Es besteht eine bemerkenswerte Lücke, da keine Studie die Darstellung von NGTs und CRISPR/Cas9 in deutschen Medien bis zur EU-Kommission 2023 analysierte. Es fehlt auch an Forschung, die über sprachliche Analysen hinausgeht und Technologien wie maschinelles Lernen nutzt. Es gibt eine einzige vorhandene Studie zu diesem Thema.

Zielsetzung und Forschungsfragen

Ausgehend von dieser Lücke in der Forschungsliteratur verfolgt das Projekt ein zweifaches Ziel:

  • Zunächst sollen semantische Deutungsmuster innerhalb des Diskurses identifiziert werden, die die Berichterstattung deutscher Massenmedien über NGTs, insbesondere CRISPR/Cas9, prägen, und deren statistische Salienz verglichen werden. Dabei wird erstmals im einschlägigen Forschungskanon die inhaltsanalytische Methode des Structural Topic Modeling (STM) eingesetzt, die es erlaubt, große Textmengen durch maschinelles Lernen zu untersuchen.
  • Zweitens untersucht die Studie, ob und inwieweit sich im Laufe der Zeit eine Entwicklung innerhalb der öffentlichen Bewertung von NGTs ergeben hat, die eine regulatorische Öffnung wie z. B. den oben erwähnten jüngsten Vorschlag der EU-Kommission zu genom-editierten Pflanzen vorbereitet oder begleitet hat.

Dieses Interesse lässt sich durch die folgenden explorativen Forschungsfragen zusammenfassen:

  • Welche semantischen Deutungsmuster (Themen) kennzeichnen die Berichterstattung deutscher Massenmedien über neue Gentechnik, insbesondere über CRISPR/Cas9?
  • Lässt sich entlang der Salienz dieser Themen eine Öffnung der deutschen Öffentlichkeit gegenüber genom-editierten Produkten im Hinblick auf deren Nutzen (z.B. ökologische Nachhaltigkeit, Effizienz in der Nahrungsmittelproduktion oder menschliche Gesundheit) feststellen?

Die Arbeitshypothese dieses Projekts geht - basierend auf der Literaturrecherche, der weltweiten Öffnung der Medienperspektiven, einem kursorischen Blick in die jüngsten Mediendiskussionen sowie den jeweiligen Regulierungsentscheidungen - davon aus, dass sich für die deutsche Debatte im Untersuchungszeitraum tatsächlich eine solche Öffnung identifizieren lässt, d. h. dass negativ wertende, skeptische Deutungsmuster verlieren zugunsten von solchen verlieren, die Vorteile gegenüber der konventionellen Gentechnik und deren Anwendungsmöglichkeiten betonen.

Projektleitung HSWT

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