Versuchsstation für Obstbau Schlachters präsentiert beim jährlichen Feldtag den Praktikern ihre Forschungsprojekte

  • Datum: 13.08.2021
  • Autor: Franziska Kohlrausch, Elke Weinmann
Die Besuchergruppe (mit dem Corona-konformen Abstand) auf der Stahlbetondecke des 1. Haupt-Fermenters der Bio(erd)gasanlage des Bio-Energie-Zentrums der infra fürth gmbh (von links: Prof. Dr. Jörg Kapischke, Marcus Winter, Paula Schlickenrieder, Jan Ninow, Prof. Dr. Ralph M. Schaidhauf, Jacob Heid, Hermann Hints, Martin Blauth, Tobias Beck). - Bild: Josef Pscheidt

Nach der Corona bedingten Zwangspause im letzten Jahr fand der traditionelle Feldtag der Versuchsstation der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Zusammenarbeit mit der Erzeugergemeinschaft Lindauer Obstbauern e. V. dieses Jahr wieder statt. Interessierte aus Beratung und Praxis trafen sich zu der Versuchsfeldbegehung in Sigmarszell am Bodensee. Prof. Dr. Dominikus Kittemann, Obstbauprofessor und wissenschaftlicher Leiter der Versuchsstation, begrüßte herzlich zusammen mit Michel Zoth, der seit September letzten Jahres die betriebliche Leitung innehat, die rund 100 Teilnehmenden. Die Besichtigungen der einzelnen Stationen im Versuchsfeld fand, angepasst an die aktuell geltenden Covid-19 Regeln, in Kleingruppen statt.

Präventives Wassermanagement im Obstbau

Im Obstbaugebiet am Bodensee unterscheiden sich die Niederschlagsmengen stark. Hinzu kommen wiederkehrende, länger andauernde Trockenperioden, die klimatisch bedingt sind. Johannes Werth (wissenschaftlicher Mitarbeiter, HSWT) erklärte den Ansatzpunkt eines Interreg-Projekts 'Wassermanagement im Obstbau' bei dem durch verschiedene Bodenzuschlagstoffe und Mulchmaterialien die Niederschläge effizienter ausgeschöpft werden sollen.

Schädigende Wanzen im Obstbau

2011 wurde die ursprünglich aus Ostasien stammende Marmorierte Baumwanze in Deutschland gefunden. In den letzten Jahren hat sie sich rasant ausgebreitet und kontinuierlich weiter etabliert. Erste Schäden wurden 2016 in Südtirol festgestellt, mittlerweile verursacht diese Wanzenart in der Schweiz und Süddeutschland Schäden an Obst- und Gemüsekulturen. Über das Interreg-Projekt 'Schädigende Wanzen im Obstbau' soll eine erste Regulationsstrategie erarbeitet werden. Die Versuchsstation bearbeitet in diesem Projekt ein Monitoring der Wanzen im Großraum Lindau. Gleichzeitig wird das Vorhandensein von „Samurai-Schlupfwespen“ geprüft, die Gegenspieler zu den Wanzen sind. Franziska Reinhart (wissenschaftlicher Mitarbeiterin, HSWT) fasste den Wissenstand und die bisherigen Erkenntnisse zusammen.

Neuer Erhaltungsgarten für die Kernobstsortenvielfalt Schwabens

Ein Schwerpunkt der Versuchsstation in Schlachters ist neben Fragestellungen für den Erwerbsobstbau auch die Identifizierung sowie der Erhalt alter Kernobstsorten. Im Rahmen des vorliegenden Projektes wird ein Sortenerhaltungsgarten für gesamt Schwaben in Schlachters aufgebaut und die gesammelten Sorten über einen Zeitraum von 10 Jahren pomologisch bewertet. Martin Lein (wissenschaftlicher Mitarbeiter, HSWT) erklärte das Vorgehen bei der Anlage des Erhaltungsgartens. Beginnend mit der Auswahl der Sorten, über die Veredlung und Aufpflanzung der Bäume gilt es auch die Sorten pomologisch nach phänologischen, obstbaulichen, phytopathologischen und sensorischen Eigenschaften zu beurteilen.

Schorfbekämpfung im Frühjahr 2021

Pflanzenschutzberaterin Karin Wudler (Amt für Landwirtschaft, Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Lindau) präsentierte die Ergebnisse zur aktuellen Schorfsaison: "Nach einem vergleichsweise trockenem Frühjahr, kam es zu starken Infektionen." Zusätzlich zu der Prognose und Warnung der Obstbauern durch die Computersimulationen des Welte-Schorfprogramms und des Programms Rimpro wurde wie in den letzten Jahren ein begleitender Versuch mit getopften Apfelbäumen der Sorte 'Golden Delicious' durchgeführt. Da die Infektion durch Schorf nur bei ausreichender Blattnässe möglich ist, wurden deswegen die Bäume ab Austrieb in Gruppen aus einem schützenden Tunnel ins Freiland gestellt und der natürlichen Witterung ausgesetzt. Nach Niederschlägen wurden die Bäume zurück in den Tunnel gebracht. Rückblickend kann so beurteilt werden, welche Niederschläge starke Infektionen hervorgerufen haben und inwieweit die Warnung der Prognosesysteme zutrafen.

Behangsregulierung 2021 an Apfel und Birne

Fruchtausdünnung ist eine wichtige Kulturmaßnahme im Hinblick auf eine regelmäßige, gute Ernte und eine gute Fruchtqualität. Durch die sich ändernden klimatischen Bedingungen wird in den letzten Jahren die Tendenz zu einer früheren Blütezeit beobachtet, die wiederrum mit einem erhöhten Frostrisiko verbunden ist. Michel Zoth (Betriebsleiter, HSWT) erörtete wie die Behangsregulierung auf diese Veränderungen angepasst werden muss und zeigte erste Versuchsergebenisse sowohl zur Fruchtansatzförderung als auch zur Fruchtausdünnung.

HARVISTA zur Reifesteuerung im Kernobst

1-MCP kommt als "Smart Fresh" bereits seit längerem in Form einer Nacherntebehandlung zur Verlängerung der Lagerfähigkeit von Äpfeln und Birnen zum Einsatz. Die Firma AgroFresh hat mit dem Mittel "Harvista 1.3SC" ein weiteres Produkt auf den Markt gebracht, das 1-MCP enthält. Dieses wird jedoch vor der Ernte eingesetzt und soll die Reife am Baum verzögern. Mark Sellwig (Mitarbeiter AgroFresh) stellte alle Vorteile durch einen späteren Erntetermin dar und beantwortete Fragen zu Applikation, Einsatzzeitpunkt, Kosten usw.

Farbenspiel beim Apfel

Einen gelungenen Abschluss bildete Gerhard Baab mit seinem Vortrag. Nach seiner 40-jährigen Dienstzeit in Klein-Altendorf in Beratung und Versuchswesen lies er alle Teilnehmenden an seinem Fachwissen zu den physiologischen Hintergründen der Fruchtausfärbung, sowie den Kulturmaßnahmen, die zu einer Verbesserung beitragen können, teilhaben.

 

  • Große Resonanz auf die Einladung zur Versuchsbegehung
  • Johannes Werth stellt das Projekt zum Thema Wassermanagement im Obstbau vor
  • Franziska Reinhart ist in einem Projekt zuständig für das Monitoring vor allem der Marmorierten Baumwanze
  • Vorgehensweise des Monitorings von Wanzen im Bestand
  • Martin Lein obliegt der neu angelegte Sortenerhaltungsgarten
  • Blick auf die schon aufgepflanzenten Apfel- und Birnenbäume im Sortenerhaltungsgarten
  • Karin Wudler vergleicht die ermittelten Versuchsergebnisse zur Schorfinfektion mit den Infektionswerten der Prognose
  • Mark Sellwig erläutert die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von Harvista
  • Gerhard Baab beim Vortrag zur Fruchtausfärbung von Äpfeln

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