Zwei zum Vorbild: HSWT-Professorinnen der LaKoF-Kampagne "Werde Professorin" berichten von ihrem Beruf

  • Datum: 25.01.2021
  • Autor: Christine Dötzer
Frau Özlem Özmutlu Karslioglu auf einem Schwarz-weiß-Foto, daneben steht einer der Mottosprüche der Kampagne: "Neue Professorinnen braucht das Land! Jetzt bewerben!"

Weihenstephan | Triesdorf - Die HSWT beteiligt sich an der bayernweiten Kampagne "Werde Professorin" der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Bayerischen Hochschulen (LaKoF Bayern/HAW). Mit Dr. Özlem Özmutlu Karslioglu von der Fakultät 'Gartenbau und Lebensmitteltechnologie' und Dr. Prisca Kremer-Rücker von der Fakultät 'Landwirtschaft, Lebensmittel und Ernährung' werden zwei Professorinnen der HSWT im Rahmen der Kampagne als 'Role Models', als Vorbilder für andere Frauen, vorgestellt. Ziel der Kampagne ist es, auf das Berufsbild der Professorin an Hochschulen für angewandte Wissenschaften aufmerksam zu machen und Frauen zu motivieren, diesen Beruf zu ergreifen.

In Bayern ist nur jede fünfte Professur mit einer Frau besetzt, obwohl mit 51 Prozent mehr als die Hälfte der Personen, die ein Hochschulstudium abschließen, weiblich sind. „Es muss uns jetzt gelingen, mehr Frauen zu motivieren diesen wunderbaren Beruf in Lehre und Wissenschaft zu ergreifen“, sagte Prof. Dr. Christiane Fritze, Präsidentin der Hochschule Coburg und stellvertretende Vorsitzende von Hochschule Bayern e.V., bei der virtuellen Auftaktveranstaltung der Kampagne Anfang Januar.

"Spielen Sie Ihre Skills aus"

Özlem Özmutlu Karslioglu, die 2005 an der Technischen Universität München promovierte, ist seit Herbst 2016 an der HSWT beschäftigt und hat die Professur für Lebensmitteltechnologie inne, zudem leitet sie das Institut für Lebensmitteltechnologie der Hochschule. Seit Herbst 2020 besetzt sie zudem eine Forschungsprofessur im Rahmen der Hightech Agenda Bayern. Der Fokus ihrer Forschungsarbeiten liegt im Bereich der pflanzlichen Proteine und deren Einsatz in Lebensmitteln. Bevor sie an die HSWT kam, war sie rund 11 Jahre lang bei Mondelēz International beschäftigt - ihre Erfahrungen aus der Industrie lässt sie nun in ihre Lehre einfließen.

"Als ich selbst Studentin war, fand ich die Gastdozentinnen und -dozenten aus der Industrie sehr überzeugend und profitierte von ihrem Erfahrungsschatz. Ihre Sichtweise war so breit und reich, das hat mich damals schon sehr überzeugt. Nachdem ich während meiner Tätigkeit in der Industrie viele unterschiedliche Produkte und Funktionen kennengerlernt hatte, dachte ich mir, dass die Zeit gekommen ist, diese Erfahrungen weiterzugeben. Diese Idee war der Anfang, dann stieß ich auf die Professur an der HSWT, wo ich nun seit vier Jahren angestellt bin." Ihr Vorhaben setzt Özlem Özmutlu Karslioglu im Beruf der Professorin nun um: „Ich bin gerne Professorin, weil ich jungen Menschen neue oder andere Perspektiven ermöglichen und gleichzeitig wechselnde Themen in Forschung und Lehre bearbeiten kann.“ Ihr Rat an junge Frauen, die mit dem Gedanken spielen, später Professorin zu werden: „Frauen neigen dazu, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen nicht in den Vordergrund zu stellen und mindern damit ihre Chancen. Spielen Sie Ihre Skills aus, dann sind Sie klar im Vorteil.“

"Dranbleiben" - und Care-Arbeit gleichberechtigt aufteilen

Prisca Kremer-Rücker lehrt und forscht seit knapp neun Jahren an der HSWT im Bereich Tierzucht und Tierhaltung. Sie promovierte am Institut für Tierzucht der LMU München und habilitierte später am dortigen Lehrstuhl für Tierzucht und Allgemeine Landwirtschaftslehre. Parallel zur Habilitation betreute sie an einem staatlichen Versuchsgut die Schweine- und Rinderherde tiermedizinisch sowie wissenschaftlich und schloss ihre Weiterbildungszeit zur Fachtierärztin für Reproduktionsmedizin ab.

Der Weg in Richtung Professur begann für Prisca Kremer-Rücker am Tag ihres Rigorosums: "Mein Doktorvater kam damals auf mich zu und sagte mir - für mich völlig überraschend -  dass ich jetzt bei ihm habilitieren würde. Irgendwie habe ich das in dem Moment mit 'Professorin werden' gleichgesetzt und dachte mir, gut, dann nicht praktische Tierärztin, dann eben Professorin... und dabei ist es dann geblieben", erinnert sie sich schmunzelnd. Dabei habe sie aus erster Hand erfahren, welche Bedeutung Mentorinnen und Mentorinnen für junge Menschen an Hochschulen haben und wie sehr sie bestärken können: "Denn ab diesem Tag habe ich nicht ein einziges Mal daran gezweifelt, dass ich habilitieren und dann Professorin werde würde."

Auf Grund ihrer berufspraktischen Tätigkeit parallel zur Habilitation hat es dann sogar zuerst mit der Professur und ein halbes Jahr später mit der Habilitation geklappt - denn für eine HAW-Professur ist keine Habilitation erforderlich. Das ist einer der Punkte, in dem die Kampagne Aufklärungsarbeit leistet, da diese Tatsache vielen Hochschulabsolventinnen nicht bewusst ist. Fünf Jahre Berufspraxis nach dem ersten Hochschulabschluss sind Voraussetzung, wovon mindestens drei außerhalb einer Hochschule geleistet worden sein müssen.

Eine Habilitation braucht es also nicht zwingend - aber was ist mit Hürden anderer Art? "Dranbleiben", ermutigt Prisca Kremer-Rücker, "niemals verwerfen, weil man denkt, dieser Beruf sei nichts für Frauen oder er ließe sich nicht mit Familie vereinbaren." Und ergänzt einen wichtigen Rat: "Das einzige, was man berücksichtigen sollte: Augen auf bei der Partnerwahl. Familienzeit, Elternzeit, Kinderbetreuung und -erziehung muss von beiden in gleichen Teilen erbracht werden. Dann haben beide Partner wirklich alle Möglichkeiten und die Kinder glückliche und ausgeglichene Eltern."

 

Frau Kremer-Rücker auf einem Schwarz-weiß-Foto, daneben steht einer der Mottosprüche der Kampagne: "Professoren sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Jetzt bewerben!"
... ebenso Prof. Dr. Prisca Kremer-Rücker. (Foto: Jens Heilmann; Grafik: H&H Brands Works)