Entwicklung moorverträglicher Bewirtschaftungsmaßnahmen für landwirtschaftlichen Moor- und Klimaschutz (MOORbewi)
Kurzbeschreibung
Im Projekt "Moorverträgliche Bewirtschaftungsmaßnahmen" (MOORbewi) arbeitet die HSWT unter Leitung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit den weiteren Projektpartnern Bayerische Staatsgüter (BaySG), Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e.V. (ARGE Donaumoos) und Donaumoos Zweckverband zusammen, um klima- und moorschonende Bewirtschaftungsmethoden zu entwickeln und diese mit landwirtschaftlichen Partnerbetrieben in der Praxis zu testen.
Hintergrund
22 % der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen Bayerns entweichen aus landwirtschaftlich genutzten Moorböden. Ziel der bayerischen Klimaschutzoffensive ist es, ein Sechstel dieser Flächen (20.000 ha) bis 2029 wiederzuvernässen und moorverträglich zu bewirtschaften. Vor der Entwicklung breitenwirksamer Förderprogramme müssen einige grundlegende produktions- und verfahrenstechnische Fragen für die besonderen Moorsituationen Bayerns gelöst werden, um eine moorverträgliche Bewirtschaftung in der Breite umsetzen zu können.
Eine moorverträgliche Landwirtschaft bedeuten
- substanzielle Änderungen im Wassermanagement (Wasserstand möglichst nah an der Geländeoberfläche mit geregelten Wasserständen),
- innovative produktionstechnische Lösungen für produktives Nassgrünland auf Moorböden und
- neue nässeangepasste sogenannte „Paludikulturen“.
Gesamtziel dieses Vorhabens ist es, in den drei Bereichen Wasser, Grünlandnutzung und Paludikulturen die wesentlichen Hemmnisse für eine moorverträgliche Nutzung zu beseitigen und gleichzeitig die Klimaschutzwirkung moorverträglicher Bewirtschaftungsoptionen zu quantifizieren. Daraus soll ein Förderprogramm für Moor- und Klimaschutz entwickelt werden. Die Teilziele und Arbeitspakete des Projektes beziehen sich auf Forschungs- und Entwicklungsfragen, die sich direkt aus ersten Überlegungen für ein solches Förderprogramm abgeleitet hatten.
Weitere Informationen zum Verbundvorhaben finden sich auf www.lfl.bayern.de/moorbewirtschaftung. Für landwirtschaftliche Betriebe, die auf Moorböden wirtschaften, besteht die Möglichkeit, das Projekt als Partnerbetrieb zu begleiten und eine moorverträgliche Bewirtschaftung gemeinsam umzusetzen (Kontakt: moorbewirtschaftung@lfl.bayern.de).
Klimarelevanz von moorverträglichen Bewirtschaftungsmaßnahmen
Der bereits relativ umfangreiche Datensatz der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) zu Treibhausgasbilanzen auf landwirtschaftlich genutzten Moorgrünländern (zusammengestellt im Rahmen von KliMoBay) soll im Projekt durch manuelle Haubenmessungen auf wassergemanagtem Grünland mit Unterflurbewässerung ergänzt werden. Dazu wurden in der Flächenvorbereitung im Freisinger Moos Rohrdrainagen eingebaut, die über den Wasseranstau in einem zentralen Graben Wasser in die Fläche einleiten sollen. Bei Bedarf sollen diese vor Bearbeitungsmaßnahmen ein rasches Absenken des Wasserstands ermöglichen. Auf der Fläche wurde analog zum Versuchsgut Karolinenfeld die von der LfL entwickelte nässeverträgliche Grünlandmischung eingesät. Auch das Bewirtschaftungsregime wird sich an den Versuchsflächen in Karolinenfeld orientieren. Die entsprechenden Treibhausgasmessungen finden in den Jahren 2022 und 2023 statt.
Als Vergleichsfläche zum wassergeregelten Grünland im Freisinger Moos dienen Ackerflächen im Bayerischen Donaumoos. Dort hat ein Landwirt vor Ort selbst ein Wassermanagement über Grabenanstau und Rohrdrainagen etabliert, um eine Möglichkeit zu haben den häufiger werdenden Sommertrockenheiten entgegenzuwirken. 2022 wird dort der Anbau von Körnermais sowohl hinsichtlich der Treibhausgasbilanzen als auch der Erträge von der HSWT begleitet.
Im Jahr 2022 sollen geeignete Verfahren zur Etablierung von Paludikulturen anhand von Feldversuchen auf der Versuchsstation Karolinenfeld identifiziert werden. Sobald die Verfahrensbandbreite reduziert wurde, wird die Paludikultur-Etablierung mit Treibhausgasmessungen begleitet. Voraussichtlich werden diese Messungen im Jahr 2023 stattfinden.
Paludikulturen
Bereits Ende der 1990er Jahre wurden im Bayerischen Donaumoos Rohrkolben in Poldern pilotweise angebaut (Pfadenhauer und Wild 2001). Weitere Erfahrungen zum Anbau von Paludikulturen wurden in den laufenden Forschungsprojekten MOORuse (Bayern, HSWT-Projekt; Rohrglanzgras, Seggen, Rohrkolben, Schilf) und Paludi-PRIMA (Rohrkolben; Mecklenburg-Vorpommern) gesammelt. Dabei wurden über die Rahmenbedingungen der Paludikulturen-Bewirtschaftung grundlegende Erfahrungen zu Standortbedingungen, Bewirtschaftung, Erntezeitpunkte, Verwendung und Nutzungsstrategien erarbeitet. In allen bisherigen Projekten waren aber die schwierige Samen- und Jungpflanzenbeschaffung, Anwuchsprobleme (Verunkrautung, Vogelfraß) und die dadurch bedingte Zweitanlage der Kultur sowie die aufwändige Pflanztechnik erhebliche Kostentreiber in Hinblick auf die betriebswirtschaftliche Rentabilität. Gleichzeitig zeigte sich, dass Saatgut für die Vermehrung fehlt und bei Seggen, Rohrkolben und Schilf die Keimung schwierig, die Etablierung unter Praxisbedingungen sehr schwierig und sehr teuer ist und in die Fläche skalierbare, praktikable, sichere Verfahren fehlen.
Da gerade bei den Seggen Probleme bei der Freilandetablierung festgestellt wurden, liegt der Fokus bei den Paludikulturen zu Projektbeginn auf Carex acutiformis, der Sumpf-Segge. Es konnte im Jahr 2021 1,3 kg Saatgut von Carex acutiformis auf den MOORuse-Versuchsflächen der HSWT gewonnen werden. Zur Zeit werden damit Versuche in einer Kombination aus Keimschrank und Kühlkammer zur Erhöhung der Keimrate und Brechung der Dormanz an der HSWT durchgeführt. Nach ersten Ergebnissen konnte eine Keimrate von ca. 60 % erreicht werden.
Aktivitäten
Im Frühjahr 2022 wurden auf Flächen der Versuchsstation Karolinenfeld orientierende Feldversuche mit einer großen Bandbreite von Bodenbearbeitungs- und Beikrautbekämpfungsmethoden bei der Etablierung von Carex acutiformis durchgeführt. In Abstimmung mit den Bayerischen Staatsgütern (BaySG) wurde ein kleines Versuchsfeld mit schnell regulierbarem Wasserstand angelegt, auf welchem Demoflächen mit anderen Paludikulturen etabliert werden können. Es soll geprüft werden, ob sich z. B. der Schwaden (Glyceria sp.) als Paludikultur eignet. Des Weiteren ist geplant, bei Carex acutiformis Versuche mittels Rhizom-Störung zur Anregung der Samenausbildung durchzuführen.