Die Landwirtschaft der Niederlande - Vorbild oder abschreckendes Beispiel: Vortrag von Peter Vermeij in Weihenstephan

Professorin Doktor Lydia Nausch steht lächelnd im weißen Laborkittel am Labortisch des Labors Biochemie und verteilt eine Laborflüssigkeit mit Hilfe einer Pipette in ein Reagenzglas.

In seinem gut besuchten Vortrag erörterte Generalkonsul a.D. Peter Vermeij die aktuelle Situation in den Niederlanden und ging dabei auf die störenden Auswirkungen der hohen Nitratemissionen, wie zum Beispiel auf die Wohnungsbaupläne in den Niederlanden, ein. In einem dicht besiedelten Gebiet wie den Niederlanden müssten drastische Entscheidungen getroffen werden, denn nicht alles kann überall gleichzeitig geschehen, erklärte der Referent. In dieser Hinsicht ist die niederländische Situation nicht einzigartig. Auch anderswo in Europa sind Natur und biologische Vielfalt durch die Intensität der Landwirtschaft unter Druck geraten, und es bedarf eines neuen sozialen Arrangements mit der gesamten Nahrungsmittelkette, um den Landwirten eine Perspektive zu geben, wie Peter Vermeij ausführte. Die Veranstaltung des VWU (Vereinigung Weihenstephaner Univeritätsabsolventen) und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, wurde organisiert von Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. Alois Heißenhuber und moderiert von Dekan der Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme Prof. Dr. Martin Spreidler.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich die Niederlande rasch zu einer landwirtschaftlichen Supermacht. Größenvorteile, Intensivierung, Handel und Innovationen haben zu einer starken Exportposition geführt. Seit den 1990er Jahren ist auch klar, dass es eine Kehrseite der Medaille gibt: negative Auswirkungen auf Natur und Landschaft und schwer einzudämmende Tierkrankheiten. Auch in den Niederlanden hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass die derzeitige Situation aufgrund der übermäßigen negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft unhaltbar ist. Vor allem die Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft müssen deutlich reduziert werden. Die frühere Landwirtschaftsministerin hat daher auch das Konzept der "Kreislauflandwirtschaft" ins Leben gerufen, um den künftigen Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht zu werden. Gerichtsurteile zur Einhaltung der europäischen Vereinbarungen zur Erhaltung der Naturwerte zwingen die Regierung zu sehr entschlossenem Handeln. Dies führt bis heute zu heftigen Protesten der Landwirte. Sie fühlen sich im Stich gelassen, auch als Folge der schwankenden Regierungspolitik. Die Landwirte beklagen, dass es derzeit an einer echten Perspektive für die Landwirtschaft mangelt.

Peter Vermeij wuchs in der Nähe von Haarlem in den Niederlanden auf. Nach seinem Studium der Landnutzungsplanung an der Universität Wageningen (1982), arbeitete er über 20 Jahre lang in verschiedenen Positionen im niederländischen Ministerium für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität. In den ersten Jahren war er eng in die nationale Planung für die Nutzung des ländlichen Raums eingebunden. Zu dieser Zeit absolvierte er auch den Master of Public Administration an der Niederländischen Schule für öffentliche Verwaltung. Als stellvertretender Direktor für Landwirtschaft war er u.a. an den Verhandlungen bei der FAO in Rom beteiligt, um Vereinbarungen über die Nutzung genetischer Ressourcen für die Landwirtschaft und Ernährung zu treffen. Die niederländische Regierung verfügt über einen Allgemeinen Verwaltungsdienst, der u. a. die Mobilität der Beamten fördert. In diesem Zusammenhang war Vermeij seit 2003 stellvertretender Generalsekretär des Wirtschaftsministeriums in Den Haag. Ab Sommer 2007 war er fünf Jahre lang Vizepräsident der GD 2 beim Europäischen Patentamt in München. Für das niederländische Außenministerium war er von 2014 bis 2018 als Generalkonsul für Bayern und Baden-Württemberg in München tätig, danach beendete er seine Karriere an der Botschaft in Berlin. In dieser Zeit fungierte er auch als Präsident des Clubs der Agrardiplomaten. Nach seiner Pensionierung lebt Peter Vermeij in München, wo er u.a. aktives Mitglied des Münchener Ruder-Clubs von 1880 ist. Außerdem beschäftigt er sich gerne mit Landschafts- und Naturfotografie.

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