Zwischen Einkaufs-App und nachhaltiger Ernährung

© Martina Otten

Marktforschungsprojekte der dritten Semester Agribusiness und Bio-Lebensmittel & Business, unter Leitung von Professorin Monika Gerschau, geben spannende Einblicke in aktuelle Verbraucherthemen.

Einkaufsapps, als Alternative zu gedruckten Werbeprospekten, stellen für Unternehmen eine kostensparende und nachhaltige Option dar. Vergünstigte Lebensmittel sind in Zeiten von Inflation und steigender Preise für viele Verbraucher notwendig. Ebenso wichtig ist der Umweltaspekt: Der REWE-Konzern spart, laut eigenen Angaben, durch die digitale Variante, mehr als 73.000 Tonnen Papier. Ferner 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen kWh Energie pro Jahr. Aber nicht alle Einkaufenden stellen sich gerne um. Eine Befragung bei 18-91-jährigen durch die Studierenden zeigt, dass vor allem ältere Kunden Werbeprospekte vorziehen. Selbst dann, wenn ein digitaler Zugang vorhanden ist.

Schweizer System als Kompromiss

Ein Kompromiss wäre das Schweizer System: auf einem Formular im Geschäft, trifft der Kunde eine Auswahl zu verschiedenen Werbeprospekten. Die gezielte Werbung senkt die Kosten für das Unternehmen, erspart dem Kunden Altpapier und entlastet die Umwelt. Mehrheitlich befürworteten die Befragten dieses Modell. Um älteren Kunden die digitale Nutzung zu erleichtern, empfiehlt die Studierendengruppe ein Angebot zur Unterstützung im Umgang damit. Diese Maßnahme hilft Berührungsängste zu überwinden und führt ältere Konsumenten in die digitale Einkaufserfahrung ein.

Staatliches Siegel für nachhaltige Ernährung

Eine weitere Gruppe Studierender führte Experteninterviews zur Einführung eines staatlichen Siegels für eine nachhaltige Ernährung durch. Ziel ist es, dass Verbraucherinnen und Verbraucher durch das Siegel Hintergrundinformationen erhalten und ihre Kaufentscheidungen überdenken. Das wiederum wäre ein Anreiz für Unternehmen, nachhaltige Produkte herzustellen. Aus Sicht der Experten sprechen einheitliche Standards für ein Siegel. Der Konsumanstieg innerhalb der Gesellschaft und das Bedürfnis der Verbraucher, mehr zur Produktion zu erfahren, unterstützen diese Einschätzung.

Eine große Herausforderung

Zusammenfassend stellten die Studierenden fest, dass eine umfassende Gestaltung für das Siegel nötig ist. Viele Faktoren wie CO2-Emissionen, Tierwohl, Transparenz, regionale Produktion, Abfallmanagement, Biodiversität und soziale Verantwortung müssen einfließen. Herausforderungen in Bezug auf Kosten, Kontrolle und Kommunikation stehen an, denn Verbraucher dürfen letztlich nicht die Mehrkosten tragen. Eine klare, einfache und verbraucherfreundliche Kennzeichnung ist selbstredend. Zudem eine EU-weite Einführung des Siegels, um den Wettbewerb für die inländische Produktion zu erhalten.