Lehren und Lernen mit Video: eLearning Day an der HSWT

  • Datum: 29.01.2020
  • Autor: Christine Dötzer
Prof. Dr. Mirjam Haensel und Dr.-Ing. Johannes Tippmann von der Fakultät Bioingenieurwissenschaften sind die beiden Prüfbeauftragten für Getränkeschankanlagen der HSWT. (Foto: Dr. Christian Dekant / Fachverlag Hans Carl GmbH)

Weihenstephan - Mitte Januar stand am zweiten 'eLearning Day' an der HSWT vor allem der Einsatz von Videos beim sogenannten Blended Learning im Mittelpunkt. Rund 50 Lehrende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende von beiden Campus der Hochschule informierten sich in sechs unterschiedlichen Workshops, bei der Ausstellung 'Markt der Ideen' zum übergeordneten Thema 'Lehren und Lernen mit Videos'. Blended Learning ist eine Lernform, die klassische Präsenzveranstaltungen mit modernen Formen des E-Learnings, also des Lernens mittels elektronischer und digitaler Medien, verknüpft. Neben dem englischen Begriff wird teilweise auch die deutsche Bezeichnung 'Integriertes Lernen' verwendet. Zum Lehransatz des Blended Learning gehört das Konzept des Inverted Classroom, eine digitale Lehrmethode, die einige Lehrende an der HSWT bereits umsetzen.

Workshops von und für Lehrende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HSWT beschäftigten sich unter anderem mit der praktischen Umsetzung von Videonutzung in der Lehre: So wurde beispielsweise eine Softwarelösung zur Videoproduktion vorgestellt sowie das Equipment, das den Lehrenden in der HSWT-eigenen Videowerkstatt zur Ausleihe zur Verfügung steht.

Auf dem 'Markt der Möglichkeiten' im Foyer des Gebäudes D1 boten Lehrende der HSWT an vielen Ständen Einblick in Anwendungsbeispiele aus ihrer eigenen E-Learning-Lehrpraxis sowie in Hochschulprojekte. So konnten die Besucherinnen und Besucher beispielsweise das virtuelle 3D-Modell des HSWT-Lehrwalds betrachten und ein Projekt mit Studierenden zur Videoanalyse in der Landschaftsarchitektur kennenlernen.

Das 'Zentrum für Studium und Weiterbildung' organisierte in Zusammenarbeit mit Natalia Romano-Brandt vom Sprachenzentrum und Olaf Schroth von der Fakultät Landschaftsarchitektur die Veranstaltung federführend.

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Erfahrungsbericht Inverted Classroom - das Gelernte gemeinsam anwenden

Prof. Dr. Vladimir Ilberg von der Fakultät 'Gartenbau und Lebensmittelqualität' der HSWT setzt seit mehreren Semestern auf das Konzept des Inverted Classrooms. Er berichtet, wie seine Studierenden und er selbst von der Lehrmethode profitieren - warum er aber auch Grenzen bei der sinnvollen Umsetzbarkeit sieht.

(Text: Teresa Pancritius)

"Man merkt, wie viel mehr man vermittelt", erzählt Prof. Dr. Vladimir Ilberg begeistert. Der Professor für Lebensmitteltechnologie und Verfahrenstechnik an der HSWT setzt seit mehreren Semestern die Unterrichtsmethode 'Inverted Classroom' ein. 'Inverted' oder 'Flipped Classroom' - wörtlich übersetzt "umgekehrtes" oder "umgedrehtes Klassenzimmer" - basiert darauf, dass die Vermittlung von Inhalt, die normalerweise während der Präsenzzeit stattfindet, mit der Übungs- und Vertiefungsphase zu Hause vertauscht wird. Die Lehrveranstaltung kann so intensiver dafür genutzt werden, Fragen zu beantworten, Probleme zu diskutieren und theoretische Inhalte durch Übungen zu veranschaulichen. "Es bleibt Zeit für das Wesentliche", bestätigt Ilberg, "außerdem stellen die Studierenden Fragen auf einem deutlich höheren Niveau."

Ein Fächerwechsel nach der Neuberufung einer Kollegin motivierte Prof. Ilberg dazu, seine Lehrmethode zu überdenken. Dazu wechselte er in die Rolle eines Studenten und besuchte die Vorlesung einer anderen Lebensmitteltechnologin. Sein Fazit: Die Veranstaltung war sehr gut konzipiert, aber der reguläre Umfang von 90 Minuten zu lang - nach einiger Zeit schweiften seine Gedanken ab. Er überlegte sich, wie er die Stofffülle reduzieren, aber trotzdem alles Wichtige vermitteln könnte und stieß im Internet auf einen Professor aus Pretoria, der seine Vorlesungen aufzeichnet. "Ich dachte sofort: Das ist genial!", erinnert sich der Studiendekan für Lebensmitteltechnologie. "Ich konnte die Veranstaltung in meinem Tempo ansehen, anhalten, zurückspulen, erneut ansehen" Mit der technischen Unterstützung von André Böttger, Leiter des Kompetenzteams Digitale Lehre an der HSWT, entwickelte Vladimir Ilberg seine Lehrform: Zu Beginn filmte er seine Vorlesung noch mit der Kamera, inzwischen nutzt er eine Software, die eine Bildschirmpräsentation aufzeichnet und gleichzeitig den Ton mitschneidet.

"Ob die Studierenden 'Inverted Classroom' annehmen, hängt vom jeweiligen Semester ab", berichtet er über seine Erfahrungen. "Höhere Semester, die bereits 'klassische' Vorlesungen gewohnt sind, sind schwerer für eine andere Lehrmethode zu begeistern und beklagen häufig den Mehraufwand." Jedoch werde die zusätzliche Arbeit auch positiv gesehen: Ein Student, Vater von zwei Kindern, mit einem Job, also mit wenig Zeit zum Lernen, habe ihm gesagt, er hätte während des Semesters so viel mitgenommen, dass er dadurch kurz vor der Prüfung fast nichts mehr habe tun müssen.

Der Mehraufwand ist auch ein Grund dafür, weshalb Prof. Ilberg 'Inverted Classroom' nicht als durchgehende Lehrmethode für alle Dozentinnen und Dozenten empfehlen würde. Würde sie aber von einem Teil angewendet, liefen wohl das Semester und die Prüfungszeit für die Studierenden entspannter ab.