Gut vernetzt zum Doktortitel: Promovieren im Verbundkolleg | Teil 1

  • Datum: 04.11.2020
  • Autor: Christine Dötzer
Porträt von Daniel Hauck.

13 HSWT-Promovierende haben sich bereits im Verbundkolleg "Life Sciences und Grüne Technologien" des Bayerischen Wissenschaftsforums (BayWISS) vernetzt, seitdem dieses 2019 mit der HSWT als Sitzhochschule gegründet wurde. Sie machen mit Unterstützung des BayWISS-Verbundkollegs eine Verbundpromotion.

Warum haben sie sich dafür entschieden und wie profitieren sie davon? Was erforschen sie? Zu diesen und weiteren Fragen haben wir mit zwei von ihnen gesprochen. Den Auftakt macht das Interview mit Daniel Hauck, im zweiten Teil der Mini-Serie kommt Carla Bockermann zu Wort. Zu guter Letzt erfahren wir von einer Professorin und einem Professor, wie die wissenschaftliche Promotionsbetreuung im Verbund funktioniert.

Hintergrund: Was ist die Verbundpromotion?

Bei dieser Form der kooperativen Promotion betreuen Lehrende von Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) Doktorandinnen und Doktoranden gemeinsam und auf Augenhöhe. Insbesondere für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an HAWs soll dadurch der Weg zur Promotion vereinfacht werden.

Im Verbundkolleg "Life Sciences und Grüne Technologien" vernetzen sich angehende sowie erfahrene Forscherinnen und Forscher aus bayerischen HAWs und Universitäten. Es fördert Promovierende spezifisch, ergänzend zu Promotionsprogrammen an den betreuenden Hochschulen. Das bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt das Verbundkolleg finanziell.

 

--------------

Herr Hauck, warum haben Sie sich dazu entschlossen, zu promovieren?

Nach dem Studium der Biologie war für mich klar, dass ich praxisnah an den ökologischen Herausforderungen der heutigen Zeit arbeiten, mich aber gleichzeitig akademisch weiterentwickeln möchte. Eine Promotion im Forschungsfeld „Applied Science“ erfüllt beide Bedingungen - da fiel mir die Entscheidung nicht schwer.

Warum wollten Sie an der HSWT promovieren?

Landwirtschaftliche Forschung, insbesondere im Bereich Pflanzenernährung, hat für mich einen hohen - auch ökologischen - Praxisbezug. Der war und ist mir wichtig und ich habe ihn in der Verbundpromotion zwischen der HSWT und der TUM als gegeben gesehen. Dass der Standort Weihenstephan in der Agrarforschung sowohl national als auch international eine wichtige Rolle spielt, bestärkte mich zusätzlich in meinem Entschluss.

Welches Thema behandeln Sie im Zuge Ihrer Promotion?

Im Zuge meiner Promotionstätigkeit beschäftige ich mich mit der Pflanzenverfügbarkeit innovativer Phosphor‑Dünger auf Reststoffbasis bei Topfkulturen im geschützten Anbau sowie der Modellierung der P‑Verfügbarkeit dieser Dünger auf Basis einfacher chemischer Charakterisierung.

Warum haben Sie dieses Thema gewählt?

Das Thema entsprach genau meinen Vorstellungen von praxisrelevanter Forschung. Durch die Bewertung solcher Düngemittel trägt das Promotionsprojekt dazu bei, Dünger auf Reststoffbasis in der Praxis zu etablieren. Hiermit wird ein wichtiger Beitrag zur Schließung der Phosphatkreisläufe in der Landwirtschaft geleistet. Dieser Beitrag ist wichtig, weil der Bedarf von Phosphor zur Pflanzenproduktion derzeit mehrheitlich über P‑Dünger gedeckt wird, die aus der endlichen Ressource Rohphosphat gewonnen werden. Letztendlich ist der Sachverhalt vergleichbar mit der Problematik der Endlichkeit von fossilen Brennstoffen, nur dass wir Phosphor eben nicht durch andere Energieträger substituieren können.

Was waren Ihre Beweggründe für eine Mitgliedschaft in BayWISS?

Neben dem Argument, Synergieeffekte durch eine Vernetzung bereits auf Doktorandenebene nutzen zu können, war für mich ausschlaggebend, dass eine Gleichstellung der Betreuenden seitens HSWT und TUM als Prüfer bei der Verteidigung der Promotion sichergestellt ist.

Welche Vorteile hat Ihnen BayWISS bislang konkret gebracht?

Neben fruchtbaren Gesprächen auf Netzwerktreffen war es mir unter anderem durch die finanzielle Unterstützung von BayWISS möglich, ein Experiment auch nach Ende meiner Projektlaufzeit und der damit endenden Finanzmittel zu wiederholen.

Während des durch Corona begründeten Lockdowns konnte durch diese Mittel technisches Equipment - wie zum Beispiel ein Headset - für das angeordnete Homeoffice bereitgestellt werden. Diese Mittelzuweisung erfolgte schnell und unbürokratisch, dadurch kommt die Hilfe zielgerichtet da an, wo sie benötigt wird - beim Doktoranden selbst.

Hat BayWISS Sie auch bei der anfänglichen Realisierung Ihres Promotionsvorhabens unterstützt?

Nein, da das fachspezifische Verbundkolleg „Life Sciences und Grüne Technologien“ von BayWISS erst gegen Ende meiner Promotion an der HSWT/TUM etabliert wurde.

Wem würden Sie eine Mitgliedschaft in BayWISS empfehlen und warum?

Allen angehenden Jungwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, die engagiert und teamfähig sind und Teil eines aktiven, schlagkräftigen Forschungsnetzwerks sein möchten.

Eine Doktorarbeit, zwei Betreuende - wie muss man sich das in der Praxis für Sie als Promovierende/n vorstellen?

Meiner Erfahrung nach unterscheidet sich das - zumindest in meinem Fachbereich - nicht vom herkömmlichen Betreuungsverhältnis an einer Universität. Hierbei wird der Doktorand zumeist auch von zwei Personen betreut: Postdoc und Professor. Der einzige Unterschied ist, je nach Erfahrungsgrad des Postdoc, dass sich in meinem Fall die Betreuenden eher auf Augenhöhe begegnen.

Bezüglich der räumlichen Aufteilung habe ich mit dem Standort Weihenstephan großes Glück. Durch die Agglomerationen der verschiedenen Institutionen am Standort befindet sich alles, was für mich relevant ist, im Radius von 15 Geh‑Minuten. Mein Büro ist zwar am Campus der HSWT, aber durch die räumliche Nähe war eine aktive Einbindung am Lehrstuhl für Pflanzenernährung der TUM möglich und wurde auch gelebt.

 

--------------

Noch bis 08.11. anmelden: Netzwerktreffen "Life Sciences und grüne Technologien" zum Thema Digitalisierung in den Lebenswissenschaften

Wann: 12. November 2020, 15 - 19Uhr:

Was: Öffentliches interaktives Online-Forum "Digitalisierung in den Lebenswissenschaften - Entwicklungen, Chancen, Herausforderungen"

Für wen: interessierte Öffentlichkeit, Fachpublikum und Mitglieder des Forschungsverbunds

Mehr Infos und Anmeldung unter: https://eveeno.com/BayWISS_LifeSciences_Netzwerktreffen  

 

Ähnliche Beiträge