Food-Start-ups @ HSWT, Teil 4: ALENION GmbH

  • Datum: 13.09.2019
  • Autor: Christine Dötzer
Sophia und Andreas Reiser haben in der gemeinsamen Wohnung angefangen, Kombuccha zu brauen. Inzwischen ist Kombuco Fizz auf dem Markt.

Weihenstephan - In dieser Interviewserie präsentiert die HSWT Food-Start-ups, die von oder unter Mitarbeit von Studierenden im Studiengang Lebensmitteltechnologie ins Leben gerufen wurden. Die Serie stellt die Start-ups und ihre Produktideen vor, ihre Arbeitsweise und wie sie Herausforderungen meistern.

Im vierten Interview sprechen wir mit Julian Berhang von der ALENION GmbH, die die Yammbits Fruit Balls anbietet. Seine Frau Elena und er haben das Start-up im Sommer 2018 gegründet. Das junge Unternehmen arbeitet und forscht unter Untertützung von HSWT-Studierenden am Institut für Lebensmitteltechnologie.

 

Eure Produktidee in ein paar Sätzen erklärt:

Yammbits Fruit Balls sind superleckere kleine Kugeln aus rohem, veganen Bio-Fruchtmus auf Basis von Dattel. Es gibt sie in den Geschmacksrichtungen "Aufregende Aprikose-Mango", "Galaktische Granatapfel-Cassis-Himbeere" und "Coole Cocos-Aronia".

Was macht Euer Produkt einzigartig?

Zwar gibt es bereits Bio-Fruchtsnacks und sogar vereinzelt ähnlich aussehende Kugeln auf dem Markt, allerdings unterscheiden sich Yammbits Fruit Balls in mehreren Punkten davon. Zum einen durch ihren köstlichen, fruchtigen Geschmack mit einem weichen Mundgefühl, das durch die in vielen Versuchen optimierte Rezeptur und die Verwendung von Cashewmus statt Sonnenblumenöl, Palmöl oder -fett entsteht. Zum anderen durch den Gesundheitsaspekt: Yammbits Fruit Balls sind vegan, roh, ohne Zusatz von Zucker, Aromastoffen oder Konservierungsmitteln. Auch ihr buntes Aussehen spricht für sie, zum Beispiel leuchtendes Orange bei Mango-Aprikose oder knalliges Rot bei Granatapfel-Cassis-Himbeere. Ein weiterer Aspekt ist ihre Nachhaltigkeit, die wir gewährleisten, indem wir Bio-Rohstoffe verarbeiten, eine Verpackung aus recyceltem Kunststoff verwenden und bewusst auf Palmöl verzichten. Praktisch sind sie auch: einfach zum Mitnehmen und zum Portionieren, sie schmelzen nicht, kleben nicht und müssen nicht gekühlt werden.

Wie kamt Ihr auf diese Idee?

Meine Frau Elena und ich hatten nach der Geburt unserer Zwillinge Elternzeit und haben sie in unserem Haus in Griechenland, genauer gesagt in der Region Pilio, verbracht. Die Gegend ist bekannt für ihren Obst- und Gemüseanbau. Zu dieser Zeit kamen wir kaum dazu, eine Banane zu schälen, geschweige denn, uns gesund zu ernähren, und wir wussten auch, dass es nicht anders werden würde, wenn wir wieder im Job sind. Gleichzeitig waren die Bäume voll mit Aprikosen, Pflaumen, Kirschen und anderen tollen Obstsorten. Zu viele, um sie alle zu essen. Da wir das Problem „gesunde Ernährung für zwischendurch“ aus unserem Leben kannten, haben wir angefangen, an Alternativen zu Trockenobst herumzuprobieren. So entstanden die ersten Fruchtsnacks in unserer Küche in Griechenland in Sichtweite der Obstbäume der Familie. Die Rückmeldungen waren so positiv, dass wir entschieden haben, daraus eine Firma zu machen und Fruchtsnacks zu verkaufen. Für alle, die gerne leckere Snacks essen und sich trotzdem gesund ernähren möchten.

Welcher Aspekt ist Euch bei Eurem Produkt, bei dessen Verpackung oder Vertrieb besonders wichtig - auch im Hinblick darauf, dass es evtl. einmal auf den Markt kommt?

Das Allerwichtigste bei einem Food-Produkt ist, dass es gut schmeckt. Punkt. Dafür haben wir lange probiert, getestet und entwickelt. Dann war uns der Nachhaltigkeitsaspekt unheimlich wichtig. Wir wollten nicht nur ein „Clean Label“, also möglichst wenige Inhaltsstoffe, sondern Bio-Qualität und absolut keine Zusatzstoffe. Also keinen zugesetzten Zucker oder sonstige Süßstoffe. Keine Aromastoffe oder Konservierungsmittel. Keine Verwendung von Palmöl. Und auch mit der Verpackung wollen wir die Umwelt möglichst wenig belasten.

Welche Schwierigkeiten musstet Ihr im Prozess der Produktentwicklung überwinden?

Wir waren ja relativ fachfremd, also wäre die eigentliche Frage, welche Schwierigkeiten wir nicht überwinden mussten. Die Zusammenarbeit mit dem Institut für Lebensmitteltechnologie an der HSWT, besonders die technologische Entwicklung mit Unterstützung durch zwei Bachelorandinnen aus dem Studiengang Lebensmitteltechnologie, waren Gold wert. Aber zurück zur Frage. Die größte Schwierigkeit war die Übertragung der Rezeptur von kleinen Mengen von fünf bis zehn Kilogramm zu industriellen Mengen von einigen hundert Kilogramm. Da merkt man dann, wie schwierig das ist - vor allem, wenn natürliche Produkte involviert sind, deren Inhaltsstoffe wie Fruchtzucker und Pektin von Mal zu Mal schwanken.

Wie habt Ihr Euch motiviert, wenn es mal nicht so rund lief?

Ablenkung. Sich vergegenwärtigen, dass die eigene Firma zwar supertoll und megaspannend ist, aber am Ende doch nur ein Job. Freunde treffen, etwas mit der Familie unternehmen oder einfach mal in den Biergarten gehen - das hilft schon, um ein bisschen Abstand und Kraft zu gewinnen, um am nächsten Tag wieder anzugreifen.

Die Zusammenarbeit im Team war bzw. ist sicherlich auch nicht immer einfach, oder? Wie habt Ihr diese gestaltet, so dass es gut funktioniert?

Das Kernteam sind ja meine Frau Elena und ich. Und wir haben zwei kleine Kinder. Da ist die Zusammenarbeit in der Tat nicht immer einfach, vor allem, weil man ja auf mehreren Ebenen ein Team ist. Ich glaube, klare Verantwortlichkeiten und Kommunikation sind am wichtigsten. Wer ist für was zuständig? Wer entscheidet am Ende? Und wenn etwas nicht gut läuft: Woran liegt es? Was kann man das nächste Mal besser machen?

Was war für Euch der triumphalste bzw. emotionalste Moment bislang?

Da wir erst diesen Oktober unsere ersten Produkte verkaufen werden, ist das relativ zu sehen. Wir haben ja noch nichts erreicht. Aber uns fallen da spontan zwei Momente ein: Einmal der Abbau auf der weltweit größten Snackmesse ISM in Köln heuer im Januar. Da haben wir realisiert, dass wir innerhalb von vier Wochen Marke, Logo, Claim, Website und Video produziert und nebenbei noch 20 große Tüten Messemuster am Institut für Lebensmitteltechnologie der HSWT hergestellt haben. Und der zweite Moment war, als wir nach einem Jahr Suche nach der optimalen Produktionslösung - inklusive Entscheidung zwischen Eigen- und Fremdfertigung sowie Produktauswahl mit Rezepturoptimierung - endlich die ersten Fruit Balls verbindlich bestellt haben. Unser Partner, ein professioneller Hersteller von Bio-Produkten aus Deutschland, wird diese sogar noch vor unserem Auftritt auf der weltgrößten Lebensmittelmesse Anuga (Allgemeine Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung, Köln; Anm.d.Red.) im Oktober liefern.

Tauscht Ihr Euch mit anderen Start-ups aus bzw. vernetzt Euch? Wie?

Klar, und das ist auch ganz wichtig. Es gibt Messen, Netzwerkveranstaltungen oder jemand, den man kennt, kennt jemand anderes. Zwei Dinge sind uns aufgefallen. Erstens: Alle Gründer waren immer superoffen und hilfreich. Und zweitens: Redet über Eure Idee. Mit jedem. Das Feedback ist so wertvoll, dass es das Risiko, kopiert zu werden, klar übertrifft. Normalerweise hat sowieso jeder seine eigenen Ideen und die Gefahr, dass jemand Eure Idee klaut, geht gegen Null.

Welche Tipps könnt Ihr anderen Start-up-Gründern - ob in der Lebensmittelbranche oder in einem anderen Bereich - geben?

Schwierige Frage. Eigentlich stehen wir noch so sehr am Anfang, dass es uns anmaßend erscheint, anderen Tipps zu geben. Aber gut, eine Sache: Jeder kennt es, man hat eine Geschäftsidee aber irgendwie hat man nicht die Zeit, den Mut oder das Geld, sie umzusetzen. Unser Tipp: einfach machen. Selbst wenn es am Ende doch nichts wird, hat man unbezahlbare Erfahrungen gemacht und wahrscheinlich eine Menge Spaß gehabt.

Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft Eures Start-ups?

Kurzfristig werden wir vom 24. September bis 29. Oktober beim StartinFOOD Crowdfunding auf der Crowdfunding Plattform Startnext mitmachen. Und da brauchen wir jede Menge Unterstützer. Danach stellen wir wie gesagt unser erstes Produkt vom 5. bis 9. Oktober auf der Anuga aus. Und dann schauen wir, was passiert.

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Info: Food-Start-up-Inkubator der HSWT

Anfang Juni 2019 hat die HSWT den Food-Start-up-Inkubator Weihenstephan (FSIWS) ins Leben gerufen. Dieser ermöglicht es Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der HSWT und der am Campus Weihenstephan verbundenen Einrichtungen, ihre Unternehmensideen im Lebensmittelbereich zur Marktreife zu bringen. Hochschulexterne Gründerinnen und Gründer können über den FSIWS fachkompetente Studierende aus allen Bereichen der Lebensmittelwertschöpfungskette als Partner oder Mitarbeiter gewinnen, etwa im Rahmen von Abschlussarbeiten oder mit den Studierenden als Mitgründende.

Das ALENION-Team im Januar auf der ISM in Köln, der weltweit größten Snackmesse. (Foto: Alenion GmbH)

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