Mit der Zunahme hydroklimatischer Extreme wie Starkregen und Dürren gewinnt die Speicherung und nachhaltige Nutzung von Wasser in Landschaften an Bedeutung. Das Projekt SCHWAMMBOX untersucht, wie naturbasierte Lösungen (NbS) – hier als „Schwammflurmaßnahmen“ bezeichnet – zur Regulierung des Wasserhaushalts im ländlichen Raum beitragen können. In vielen Fällen fehlen aber konkrete Kennzahlen des Wasserhaushalts, um solche Maßnahmen umzusetzen. Eine wesentliche Komponente dieses Projekts ist die Citizen-Science-Kampagne, bei der hydrologische Daten durch die ansässige Bevölkerung erhoben werden. Ziel ist es, die Effekte solcher Maßnahmen auf Wasserverfügbarkeit und -speicherung zu dokumentieren und zu analysieren. Ziele und Methodik der Kampagne Die Citizen-Science-Kampagne sammelt kontinuierlich Wasserstandsdaten sowie qualitative Informationen wie Bodenfeuchte und das Trockenfallen von Gräben. Die Teilnehmenden tragen diese Daten mithilfe der CrowdWater-App ein. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Rekrutierung und Schulung der Teilnehmenden. Durch die Zusammenarbeit mit einer benachbarten Schule und einem ortsansässigen Stammtisch konnte eine diverse Gruppe an Citizen Scientists gewonnen werden. Empfehlungen lokaler Akteure, wie des Stadtbaumeisters, sowie Rückmeldungen aus einer Bürgerwerkstatt spielten eine entscheidende Rolle bei der Identifikation geeigneter Messstellen und der Ansprache potenzieller Citizen-Science-Engagierter. Herausforderungen und erste Erkenntnisse Die Implementierung der Kampagne brachte Herausforderungen mit sich, insbesondere bei der langfristigen Motivation der Teilnehmenden. Feedbacks und die Visualisierung von Zwischenergebnissen stellten sich als hilfreich heraus, um das Engagement zu fördern und die Teilnehmenden zu motivieren. Erste Erkenntnisse zeigen, dass durch die Zusammenarbeit mit Schulen, wie einer Schul-AG der 5. und 6. Klassenstufe, das Verständnis für Wasserkreisläufe und die Akzeptanz naturbasierter Lösungen gestärkt werden. Die Verwendung der CrowdWater-App, die es den Schulkindern ermöglichte, eigene mobile Geräte zu nutzen, förderte dabei die Teilnahmebereitschaft und steigerte die Datenqualität. Schwierigkeiten in der Einordnung der Messwerte wurden durch zusätzliche Erklärungen und Online-Sitzungen adressiert. Zudem zeigte sich, dass der Enthusiasmus und die Motivation der Forschenden eine wichtige Rolle spielten, um das Engagement der Teilnehmenden aufrechtzuerhalten. Wissenstransfer und Sensibilisierung Die Kampagne fördert nicht nur die Datenerhebung, sondern auch den Wissenstransfer und die Sensibilisierung für nachhaltiges Wassermanagement. Durch eine altersgerechte Anpassung der Sprache und eine gezielte Aufbereitung der Projektthemen wird ein breites Bewusstsein für die Bedeutung des Wasserkreislaufs und die Effekte der Versiegelung und Bodenverdichtung auf die Wasserverfügbarkeit geschaffen. Dies zeigte sich auch in der positiven Resonanz der Teilnehmenden, die sich vermehrt mit dem Einfluss des lokalen Wassermanagements auf die regionale Resilienz auseinandersetzten. Ausblick und zukünftige Schritte Die gesammelten Daten fließen in ein hydrologisches Modell ein, das die Wasserspeicherwirkung der Schwammfluren quantifiziert. Langfristig soll eine frei verfügbare Toolbox entstehen, die anderen Gemeinden ermöglicht, ähnliche NbS-Maßnahmen zu planen und durch Citizen Science zu evaluieren. Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen das Potenzial der Bürgerforschung im Wassermanagement und Klimaanpassung. Zukünftige Arbeitsschritte umfassen eine umfassende Datenanalyse und die Weiterentwicklung der Maßnahmen, um die Resilienz der Landschaften gegenüber den Folgen des Klimawandels nachhaltig zu erhöhen.
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Korinna Schmitz
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Kristian Förster
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Nejc Bezak
Naturbasierte Lösungen für Wasser in der Hochschullehre: Ein Überblick (2025) Poster auf dem Tag der Hydrologie, März 2025 .
Naturbasierte Lösungen (NbS) sind vielversprechende Ansätze, um die Resilienz des Wasserhaushalts gegenüber Hochwasser, Trockenheit und Hitze zu stärken. Doch wie stark sind diese Konzepte bereits in der Hochschullehre verankert? Im Rahmen der Forschungsdekade HELPING (Hydrology Engaging Local People IN one Global world) der IAHS (International Association of Hydrological Sciences) wird im Arbeitskreis „Akzeptanz von naturbasierten Lösungen und deren Implementierung in Richtlinien“ eine systematische Erhebung zu NbS-bezogenen Lehrinhalten durchgeführt. Ziel ist es, einen Überblick darüber zu gewinnen, in welchen Studiengängen und Kursen an Hochschulen NbS gelehrt werden und wie diese Inhalte in der akademischen Ausbildung vermittelt werden. Die Untersuchung umfasst Hochschulen in über 30 Ländern weltweit, wobei der Fokus des vorliegenden Beitrags auf Deutschland liegt. Durch eine detaillierte Analyse verschiedener Fachbereiche wie Geographie, Bau- und Umweltingenieurwesen sowie Landschaftsarchitektur wird beleuchtet, welche Disziplinen das Thema aufgreifen und wie es in die Lehrpläne integriert wird. Dabei wird nicht nur die Häufigkeit von NbS-Themen in der Hochschullehre untersucht, sondern auch die Qualität der Lehrinhalte bewertet: Sind die Kurse theoretisch oder beinhalten sie auch praktische Anwendungen? Wird das Thema interdisziplinär beleuchtet? Darüber hinaus wird die sprachliche Vielfalt berücksichtigt, indem unterschiedliche Begrifflichkeiten wie Schwammstadt, Blau-Grüne-Infrastruktur oder Renaturierung in die Analyse einbezogen werden. Die Analyse erfolgt als Review, wobei Informationen aus öffentlich zugänglichen Lehrplänen und Umfragen mit Dozierenden genutzt werden. Aufgrund der Vielzahl an Hochschulen in Deutschland erhebt die Untersuchung keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bietet jedoch einen repräsentativen Einblick in den aktuellen Stand. Erste Ergebnisse zeigen, dass das Thema naturbasierte Lösungen zunehmend in der Hochschullehre an Bedeutung gewinnt, jedoch noch Lücken bestehen. Besonders die praktische Anwendung und die Interdisziplinarität der Kurse variieren stark zwischen den Fachbereichen und Institutionen. Dieser Beitrag liefert eine Momentaufnahme des Status quo der Verankerung von naturbasierten Lösungen in der Hochschullehre und bietet eine Grundlage für den Austausch zwischen Hochschulen und Fachdisziplinen. Die Ergebnisse können Anregungen für die Weiterentwicklung von Lehrinhalten geben, als Inspiration für die Gestaltung neuer Kurse dienen und die Vernetzung zwischen Institutionen fördern. So trägt die Analyse indirekt dazu bei, die Rolle von NbS im akademischen Diskurs zu stärken und die nächste Generation von Fachkräften auf die Herausforderungen im Wassermanagement vorzubereiten.
Wenn Wasser nicht versickern kann – Versickerung, Versiegelung und ihre Rolle bei Hochwasser (2025) Experimenteller Workshop für Schülerinnen und Schüler am Hochfranken-Gymnasium in Naila am 08.04.2025 .
Korinna Schmitz
Von der Wolke zum Fluss: Die Wissenschaft des Regens und der Pegelstände (2025) Vortrag für Schülerinnen und Schüler am Hochfranken-Gymnasium in Naila am 30.01.2025 .
In diesem Projekt sollen Schwammflurmaßnahmen bzw. deren Umsetzung in der Landschaft aus hydrologischer Sicht begleitet werden, um eine Toolbox für die zukünftige Planung solcher Maßnahmen zu …
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