Studentin schafft Kunst mit Mikroorganismen: Erster Platz in einem internationalen Wettbewerb geht an Team der HSWT

  • Datum: 14.12.2021
  • Autor: Christine Dötzer
Photo beach embankment, multi-storey houses in background

Weihenstephan - Die HSWT-Studentin Sonja Borndörfer aus dem Bachelorstudiengang 'Biotechnologie' hat gemeinsam mit Labor- und Technikumsingenieur Michael Lanzinger und Projektbetreuer Prof. Dr. Norbert W. Hopf beim 'Agar Art Contest' der 'American Society for Microbiology' den ersten Platz in der Kategorie "Professional" belegt. Seit 2015 prämiert die Vereinigung bei diesem Wettbewerb jährlich in fünf Kategorien Kunstwerke, die mit lebenden Mikroorganismen auf einer Agar-Basis geschaffen wurden. Ziel ist es, der Öffentlichkeit die Welt der Mikroorganismen in ihrer Vielfalt und Schönheit näherzubringen. Insgesamt wurden dieses Jahr 300 Kunstwerke aus 31 Ländern eingereicht. 

Borndörfer hatte ihr nun ausgezeichnetes Werk 'Microlilies', eine Darstellung von Seerosen, im Zuge einer Projektarbeit innerhalb der von Hopf geleiteten Studiengruppe 'Microbiology Infects Art' (MIA) erstellt und auf Anraten des Professors beim Wettbewerb eingereicht. "Es fasziniert mich sehr, was für eine große Reichweite mein Kunstwerk durch den ersten Platz beim 'Agar Art Contest' erlangt hat. Teilgenommen habe ich aus reinem Interesse, etwas Neues auszuprobieren und plötzlich wird mein Bild auf der anderen Seite des Atlantiks veröffentlicht", sagte Borndörfer zur Auszeichnung.

Bei der Erstellung ihres Kunstwerks konnte sie auf den Erfahrungsschatz der seit 2014 bestehenden MIA-Studiengruppe zurückgreifen. Diese entwickelt Plattformtechnologien, um mit Methoden der Mikrobiologie und Biotechnologie Kunstwerke zu erschaffen. Im Laufe der Jahre haben Studierende in zahlreichen Studienarbeiten untersucht, welche Keime auf welcher Agar-Grundlage unter welchen Bedingungen - also pH-Bereich, Salz- und Zuckergehalt sowie Temperatur - in welcher Farbe wachsen. So entstand eine Sammlung von Mikroorganismen, die Borndörfer nun zur Verfügung stand. Ein mikrobiologischer "Tuschkasten" quasi, denn um eine 'Agar-Art-Zeichnung' zu erschaffen, benötigt man Mikroorganismen in unterschiedlichen Farben und muss wissen, wie diese mit dem als Nährboden verwendeten Agar-Typ reagieren.

Wie aus Mikroorganismen Bilder entstehen

Der erste Schritt besteht darin, verschiedene Kombinationen auszuprobieren. Anschließend trägt man mit einer winzigen Öse Mikroorganismen der entsprechenden Farbe gemäß der Bildvorlage - in Borndörfers Fall Fotos von Seerosen - auf die Agar-Basis auf. Dabei muss höchst präzise und hygienisch einwandfrei gearbeitet werden. "Man muss die Öse zwischendurch immer wieder desinfizieren und sehr aufpassen, dass man nicht zwei verschiedene Mikroben-Stämme vermischt. Falls das passiert, wird das Bild unbrauchbar", berichtet Borndörfer. Hinzu kommt: Während man die Mikroorganismen aufträgt, sieht man von dem Bild nichts, denn ihre Anzahl ist noch zu gering als dass ihre Farbe sichtbar wäre. "Erst wenn sich die Organismen in der Petrischale unter geeigneten Wachstumsbedingungen vermehrt und eine gewisse Anzahl erreicht haben, wird das kreierte Bild sichtbar", erklärt Borndörfer. An diesem Punkt stoppt man den Wachstumsprozess, indem man die Petrischale in den Kühlschrank verlagert. "Schon als ich das im Rahmen eines Seminars zum ersten Mal im kleinen Stil ausprobieren durfte, fand ich es total faszinierend", erzählt Borndörfer. Die Arbeiten der Studiengruppe erfolgen ausschließlich mit gesundheitlich unbedenklichen Mikrobenstämmen.

Unterstützt wurde die 21-Jährige durch Michael Lanzinger, Labor- und Technikumsingenieur an der Fakultät Bioingenieurwissenschaften. Er kümmerte sich um die notwendige Labor-Infrastruktur und übernahm teilweise das komplexe und zeitsensitive Ansetzen von Agar-Nährböden. Hopf stand als Studiengruppenleiter mit Rat und Tat zur Seite und unterstützte insbesondere auch bei der Komposition der Bilder für den Wettbewerb.

Medizin und Lebensmittelbereich: Farben als Indikator

Die Tatsache, dass Mikroorganismen auf bestimmten Nährböden gewisse Farben annehmen, wird zum Beispiel bei der Keimidentifizierung im medizinischen und im Lebensmittel-Bereich genutzt. So wachsen bestimmte Bakterien auf einem Agar-Typ in Blau - was sich Fachleute zu Nutze machen, um in entsprechenden Proben beispielsweise Hinweise auf eine Blasenentzündung einer Patientin oder eines Patienten zu entdecken oder im Rahmen einer Hygieneprüfung Verunreinigungen in Lebensmitteln auf die Spur zu kommen.

  • Photo beach grass in foreground, beach, multi-storey houses in background
    HSWT-Studentin Sonja Borndörfer (Foto: privat) hat das Kunstwerk geschaffen. Den Preis gewann sie gemeinsam mit ihren Unterstützern...
  • Photo group of students
    ..., Labor- und Technikumsingenieur Michael Lanzinger (Foto: HSWT) ...
  • Photo lecturer, students in the background
    ... und Projektbetreuer Prof. Dr. Norbert W. Hopf. (Foto: HSWT)