Wolfgang Watermeyer
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Wolfgang Watermeyer

„Ich möchte die Studierenden stärken“

Wolfgang Watermeyer ist Herr über ganze Kolonien lebender Organismen – und über edelstahlglänzende, blitzblanke und ebenso schicke wie teure Gerätschaften. „Viele Studierende, die zum ersten Mal hier reinkommen, haben erstmal Angst, etwas kaputtzumachen“, erzählt der gutgelaunte Mann im Labormantel schmunzelnd, „aber sie lernen schnell, korrekt mit den Geräten umzugehen.“ Wolfgang Watermeyer ist Leiter des Biotechnikums der HSWT, und das schon seit 23 Jahren. An der Hochschule ist der Vater von zwei Kindern seit 1992. Bevor das Biotechnikum gebaut wurde, war er an der Fakultät Bioingenieurwesen ein paar Jahre im Bereich Zellkulturtechnik tätig.

Ein Arbeitsplatz voller Technik und Leben

Im Biotechnikum wird Bioverfahrenstechnik gemacht. „Wir züchten Biokulturen, also Bakterien, Hefen und Schimmelpilze, die Wirkstoffe produzieren, welche man beispielsweise in der Pharmazie oder Lebensmitteltechnik verwenden kann“, erklärt der gebürtige Westfale. Damit die Biokulturen ihre wertvolle Arbeit leisten können, muss man ihnen bestmögliche Bedingungen bieten. Dann vermehren sie sich in Windeseile. „Es ist faszinierend, dieses Wachstum zu sehen“, sagt Watermeyer: „Wir beginnen mit einer stecknadelgroßen Kolonie, die immer weiter heranwächst und ins nächstgrößere Gefäß kommt – bis hin zum Bioreaktor mit zehn Litern Nutzvolumen. Die Population wächst enorm an, so wie das auch in unserem Körper passiert, wenn wir uns zum Beispiel ein krankmachendes, pathogenes Darmbakterium wie E.coli einfangen.“ Die Entwicklung der Kolonien im Labor zu sehen, beeindrucke auch die Studierenden immer sehr. Krankheitserregende Biokulturen gibt es im Biotechnikum aber nicht.

Bei Watermeyer lernen Studierende, vor allem aus bioingenieurwissenschaftlichen Studiengängen, wie sie verschiedene Verfahren durchführen, sodass sie diese Anwendungen beim Eintritt ins Berufsleben beherrschen. „Unsere Anlagen haben Pilotstatus“, betont der 55-Jährige nicht ohne Stolz: „Das ist eine Vorstufe zu den Industrieanlagen: Sie sind etwas kleiner, aber die komplette Mess- und Regeltechnik ist identisch.“ Ein sogenannter Separator – eine kontinuierliche Zentrifuge – steht sogar im Industriemaßstab da, was an Hochschulen eine Seltenheit ist. Watermeyer hat ihn über seine guten Kontakte geangelt.

Ein soziales Netz vom Biotechnikum in die ganze Welt

Es ist ihm wichtig, die Studierenden mit einer fundierten Ausbildung gut vorbereitet ins Berufsleben zu schicken, und auch das Zwischenmenschliche ist dabei sehr wertvoll für ihn. „Ich möchte die Studierenden stärken, denen, die vielleicht am Anfang etwas unsicher sind, mehr Selbstbewusstsein geben“, sagt Watermeyer. „Ich selbst habe während meines Studiums eine sehr gute Ausbildung genossen, und das möchte ich weitergeben. Wissen zu vermitteln, ist mir wichtig, deshalb dürfen mich die Studierenden jederzeit auch per E-Mail mit Fragen bombardieren. Ich möchte, dass sie im Biotechnikum richtig viel lernen, dabei Spaß haben und hoffentlich gerne hier sind.“

Das scheint sehr gut zu funktionieren: Watermeyer und unzählige seiner ehemaligen Studierenden haben über die Jahre ein verlässliches soziales Netz gespannt. Seit 14 Jahren wird er von einer Gruppe Ehemaliger jeden Winter zu einem Hüttenwochenende eingeladen, regelmäßig erreichen ihn Anrufe von Alumnae und Alumni, die längst im Berufsleben stehen, und eine Absolventin, die mittlerweile in den USA ein Unternehmen gegründet hat, begrüßt immer wieder HSWT-Studierende aus Watermeyers Kursen für Praktika und Abschlussarbeiten – die „alten Hasen“ unterstützen den Nachwuchs. Und dann ist da natürlich die technische Komponente seines Jobs, die Geräte, elektropoliert und State of the Art: „Ich schraube ganz gerne rum, auch mit dem ganz großen Schraubenschlüssel. Wenn ein Gerät wieder läuft, nachdem man das Problem selbst analysiert und behoben hat, ist das einfach ein tolles Gefühl.“ Die Verbindung der verschiedenen Aspekte macht für ihn die Arbeit im Biotechnikum aus: „Mir gefällt die Synergie zwischen Biotechnologie, Technik und Zwischenmenschlichem, hier kann ich mich verwirklichen.“

Wenn er nicht gerade in Labormantel und Schutzbrille im Biotechnikum Lehrveranstaltungen gibt oder Fortbildungsveranstaltungen für die Industrie leitet, verbringt Wolfgang Watermeyer viel Zeit mit seinen beiden Kindern. Und wenn dann noch etwas vom Tag übrig ist, widmet er sich dem Lesen und der Fotografie oder veranstaltet auch schon mal ein Entenessen für das komplette Dorf und ehemalige Weggefährten aus der Hochschule. Das Motorrad wartet allerdings schon seit längerer Zeit in der Garage auf seinen nächsten Einsatz. „Aber es läuft mir ja nicht weg“, lacht der pragmatische Optimist.