In diesem Abschnitt stellen wir Ihnen einige unserer Diagnosen vor, die wir in den letzten Wochen zu eingelieferten Proben, Anfragen per E-Mail oder Brief oder auch zu Schäden, die uns selbst aufgefallen oder zugetragen worden sind, durchgeführt haben.
An Palmen (Arecaceae) und hier insbesondere an Phoenix-Arten (Phoenix camariensis und Phoenix dactylifera) kann häufiger der Blattfleckenpilz Graphiola phoenicis auftreten. Es beginnt mit kleineren bräunlichen Flecken, die sich leicht mit einem Kaliummangel verwechseln lassen. Im weiteren Verlauf treten dunkle, schwielenartige Sporenlager in einer Größe von 0,5-2 mm auf ("Graphiola-Blattschwielenkrankheit"), die gelbe Sporen beinhalten und je nach Entwicklungsstand bis zu 2 mm lange, dünne weiß bis gelb gefärbte Hyphen aufweisen (Abbildung). Über die abgegebenen Sporen erfolgt bei ausreichend Feuchtigkeit die spätere Infektion anderer Blätter über die Stomata. Die Inkubationszeit von etwa 10 Monaten ist für einen Blattfleckenpilz, die hier sonst eher im Wochenbereich liegt, außergewöhnlich lange.
Der nur an Abies-Arten auftretende Tannenkrebs (Melampsorella caryophyllacearum) ist ein Rostpilz mit einem Wirtswechsel zwischen Tannen-Arten und Nelkengewächsen (Caryophyllaceae: Namensgebung) und hier bevorzugt mit Stellaria-Arten, u.a. Stellaria nemorum (Berg-Sternmiere). Als mykologische Besonderheit ist zu vermerken, dass der Pilz in beiden Pflanzen perennierend ist, somit ein Wirtswechsel zum Erhalt nicht erforderlich ist. Die im Bild gezeigte Triebverdickung ist ein frühes Symptom, später kommt es zur Ausbildung von einem Hexenbesen, an dem die Nadeln am Austrieb mit Sporen besetzt sind, die dann den Wirtswechsel zu den Nelkengewächsen vollziehen. Wächst der Pilz über die Triebe in den Stamm hinein kann es auch zu auffälligen Wucherungen am Stamm kommen (erhöhte Bruchgefahr, Eintritt von Pilzen).
Auf den Blättern zeigen sich purpurfarbene bis zu 5 mm große Flecken, die später auch zusammenfließen können. Verursacht wird das Schadbild durch den Pilz Diplocarpon earliana. Im Gegensatz zur nahe verwandten Weißfleckenkrankheit bleibt das Innere der Flecken hier weiter rotbraun gefärbt. Befallen werden nur Blätter, die Früchte selbst bleiben befallsfrei (Kelchblätter können jedoch Schadsymptome zeigen). Die Überwinterung des Pilzes erfolgt im abgestorbenen Laub mit Hilfe der gebildeten Fruchtkörper (Apothecien). Im Vegetationsverlauf findet sich die Nebenfruchtform des Pilzes (Marssonina fragariae), die ihrerseits dann 0,1-0,2 mm große Acervuli als Fruchtkörper ausbilden, die auf der Blattoberseite innerhalb der Blattflecken auch mit bloßem Auge als dunkle Punkte erkennbar sind.
Peter Klug und Martina Lewald-Brudi: Holzzersetzende Pilze. Arbus Verlag, Bad Boll, 2012, ISBN: 978-3-934947-22-1, Preis: 17,00 Euro. Format: 12,5x19 cm
Das rund 120 Seiten umfassende Taschenbuch gliedert sich in drei Teile: Grundlagen (8 Seiten), Wurzelbürtige Pilze (37 Seiten), Stammbürtige Pilze (57). Es schließt mit einer kurzen Übersichtstabelle, einem Glossar und Angaben zur Literatur. Insgesamt werden 32 Baumpilze näher vorgestellt und artabhängig mit 3-10 Bildern illustriert. Die Textangaben zu den Pilzen umfassen jeweils eine Seite und beinhalten insbesondere Ausführungen zu Wirtskreis, Befallsort, Fruchtkörper, Fäuleart, Besonderheit und Verwechslungsmöglichkeiten.
Ein praxisnahes, gut bebildertes Taschenbuch, das als Einstieg in die Thematik Baumpilze sicher zu empfehlen ist.
Thomas Lohrer
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