• Laufzeit: 01.12.2015 – 31.03.2021
  • Schwerpunkt: Landnutzung
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Rückstandsarme Obstproduktion - Modellanlagen zur Weiterentwicklung des Integrierten Pflanzenschutzes

  • Verbundprojektleitung: Dr. Christian Scheer

Sowohl Handel als auch Konsumenten fordern rückstandsarme und qualitativ hochwertige Lebensmittel. Gleichzeitig führen sich stetig ändernde Rahmenbedingungen dazu, dass die Landwirtschaft effiziente Strategien entwickeln muss, um ökologisch und ökonomisch nachhaltig produzieren zu können. In einem Projekt wird deshalb an der Versuchsstation für Obstbau in Schlachters untersucht, inwieweit sich Pflanzenschutzmittel respektive Fungizide einsparen lassen und welchen Nutzen eine Folienüberdachung dabei hat. Die Folie befindet sich etwa zwei Meter breit über dem Baumstreifen und ist auf ein Hagelnetz aufgenäht. Als Kontrolle wird unter dem Hagelnetz der betriebsübliche Standard durchgeführt. Unter der Folienabdeckung wird, sobald sie geschlossen ist, auf Fungizide verzichtet. Vor Schließen der Folie werden auch hier alle erforderlichen Pflanzenschutzanwendungen durchgeführt.
In einer Topaz-Anlage (Bio, Pflanzjahr 2016) wird das Auftreten der Regenfleckenkrankheit beobachtet, in einer Gala-Anlage (IP, herbizidfrei, Pflanzjahr 2017) das Auftreten von Schorf. Weitere Parameter, die 2018 erfasst wurden, sind: Bodenfeuchte, Niederschlagsverteilung in der Baumkrone und am Boden, Blattnässedauer; Unkrautbewuchs; Stammdurchmesser, Blühstärke, Fruchtbehang, Fruchtwachstum; Klopfproben, Schädlingsbonituren; Rückstands- und Mineralstoffanalysen, Streif-Index, Ertrag und Fruchtqualität. Im Folgenden erden die Ergebnisse für wenige Parameter herausgegriffen.

Abb 1. Volumetrischer Wassergehalt (%) bei 'Topaz' in 12 cm Tiefe

Wassergehalt im Boden: Für die Messung des Wassergehaltes wurden im Baumstreifen auf beiden Seiten der Baumreihe (Nordwestseite, Südostseite) jeweils fünf Messungen pro Variante und Reihe vorgenommen. Der Wassergehalt im Boden ist unter der geschlossenen Folie geringer als unter einem praxisüblichen Hagelnetz. Dabei ist unter Folie ein deutlicher Unterschied zwischen den Folienseiten zu sehen (siehe Abb. 1). Aufgrund des relativ trockenen Sommers im Jahr 2018 wurden sehr niedrige Wassergehalte gemessen. Der niedrigste Gehalt wurde Ende Oktober erreicht mit etwa 12 Vol.-% auf der südöstlichen Seite der Folie. Anzeichen eines Wasserdefizits der Bäume zeigte sich bei deren Früchten hin zu kleineren Fruchtkalibern (nicht dargestellt). Der niedrige Wassergehalt unter Folie wirkte sich stark auf den Unkrautbewuchs im Baumstreifen aus, sodass signifikante Unterschiede zwischen Folie und Hagelnetz errechnet werden konnten. 2019 soll diese Erkenntnis genutzt werden, um unter Folie eventuell Durchfahrten für die Unkrautregulierung reduzieren zu können.

Abb. 2: Unkrautbewuchs unter Hagelnetz (links) und unter Folie (rechts) in 'Gala'
Abb. 3: Aufsummierte Blattnässedauer unter Hagelnetz und Folie sowie Niederschlag in ‚Gala‘, Ausschnitt

Die Messung der Blattnässedauer hat gezeigt, dass unter Hagelnetz erwartungsgemäß beim Einsetzen der Niederschläge Blattnässe zu verzeichnen war, während unter Folie verzögert Blattnässe erfasst wurde. Dabei spielt die Breite der Folie (zwei Meter über dem Baumstreifen) sicherlich eine große Rolle, da trotzdem Niederschlag in den äußeren Bereich der Baumkrone gelangen kann, etwa als Dunst.

Unter Hagelnetz können die Blätter bei trockener Witterung wieder rasch abtrocknen, was unter Folie verzögert geschieht, da die Sensoren unter Folie weiterhin Blattnässe erfassen (siehe Abb. 3). Auch in längeren Perioden ohne weiteren starken Niederschlag zeichnen die Sensoren unter Folie Blattnässe auf. Die Zunahme der Blattnässedauer findet überwiegend in den Morgenstunden statt. Dies lässt vermuten, dass unter Hagelnetz kein oder wenig Morgentau entsteht, während Morgentau unter Folie sogar einige Stunden lang auf den Blättern vorhanden ist und so Pilzinfektionen begünstigt. Dies führte 2018 dazu, dass (entgegen der Erwartung, unter der Folienüberdachung sei es deutlich trockener) für den gesamten Zeitraum von Ende April bis zum Ernteabschluss Mitte September die Sensoren unter Hagelnetz lediglich 16 Stunden länger nass waren als die Sensoren unter Folie.

Trotz des geringen Unterschieds bezüglich der gesamten Blattnässedauer haben die Folienüberdachung sowie die Fungizidspritzungen vor Schließen der Folie ausgereicht, um einen nennenswerten Schorfbefall der Gala-Anlage zu verhindern. In der Kontrolle unter Hagelnetz wurden 17 Pflanzenschutzbehandlungen durchgeführt, davon zwei ohne Fungizide, neun Kombinationen von Fungiziden und Insektiziden und sechs reine Fungizidspritzungen; unter geschlossener Folie konnten also sechs Durchfahrten, bzw. 15 Fungizidanwendungen eingespart werden. 2019 soll die gleiche Strategie gefahren werden.

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