Nachhaltige Wertschöpfungsketten bei Zierpflanzen (Graduiertenkolleg)

Die Bruttowertschöpfung der Wirtschaftssektoren in Deutschland, die sich mit der Erzeugung und Vermarktung sowie Dienstleistungen im Zusammenhang mit Zierpflanzen beschäftigen, beträgt jährlich 6,6 Milliarden Euro und ist damit ein bedeutender Faktor in der gärtnerischen Produktion. Jedoch sind im Zierpflanzenbau in manchen Bereichen der Wertschöpfungskette (WSK) Nachhaltigkeitsdefizite zu beobachten, wobei unter „Nachhaltigkeit“ das gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzen von umweltbezogenen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen verstanden wird. Die drängendsten Nachhaltigkeitsdefizite finden sich in der zu untersuchenden WSK aus Produktionssicht vornehmlich in den Bereichen Rohstoffe (Düngung, Torf), Betriebsstoffe (Heizenergie/Strom) und der späteren Verwendung der Produkte. Die Konsumentensicht auf Nachhaltigkeitsdefizite im Bereich Zierpflanzen ist bisher noch weitgehend unbekannt.

Ziel des Projektes
Das Ziel des Projektes ist es, einen Beitrag zur Lösung spezifischer Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit (Nachhaltigkeitsdefizite) bei essentiellen Teilen der Wertschöpfungskette (Ressourcen, Produktion/Handel, Verwendung, Konsum) im Zierpflanzenbau zu leisten. Das Projekt ist als Graduiertenkolleg angelegt, d. h. in den einzelnen Teilprojekten promovieren mit Hilfe einer strukturierten Doktorandenausbildung junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der HSWT in Kooperation mit der TU München. Die Koordination des Graduiertenkollegs übernimmt Prof. Dr. Klaus Menrad und sein Fachgebiet.
Teilprojekt "Ressourcen"
Prof. Dr. Elke Meinken vom Fachgebiet Pflanzenernährung des Instituts für Gartenbau der HSWT betreut dieses Teilprojekt. Ihr Doktorand Daniel Hauck beschäftigt sich mit der Frage, ob Sekundärphosphate als innovative Phosphat-Dünger (P-Dünger) dienen können. Auf Basis seiner Forschungen kommt er zu dem Schluss, dass Fällungsprodukte meist eine vergleichbare Düngewirkung wie wasserlösliche P-Dünger haben, thermisch behandelte Produkte auf Klärschlammbasis oft eine deutlich verminderte Wirkung und thermochemisch aufgeschlossene Produkte eine sehr variable P-Düngewirkung haben.
Teilprojekt "Produktion/Handel"
Dieses Teilprojekt wird von Prof. Dr. Heike Mempel, die als Fachgebiet u. a. "Qualitätserhaltung in der Nachernte" hat. Ihre Doktorandin Nirit Havardi-Burger analysiert in ihrer Arbeit Nachhaltigkeitskriterien für die Wertschöpfungskette blühender Topfpflanzen für den deutschen Absatzmarkt. Bisheriges Fazit der Arbeit: Vermehrungsmaterial wie Saatgut und Stecklinge wird weltweit produziert, Jungpflanzen und Fertigware innerhalb Europa. Die Wertschöpfungskette ist fragmentiert und damit bekommt die Koordination zwischen den Akteuren eine besondere Bedeutung. Die Macht des Handels gegenüber den Produzenten ist hoch.
Teilprojekt "Verwendung"
Dieses Teilprojekt bearbeitet die Doktorandin Laura Stratopoulos unter der Betreuung von Prof. Dr. Swantje Duthweiler, Fachgebiet Pflanzenverwendung. Die Promovendin beschäftigt sich mit dem städtebaulichen Thema: Welche Konsequenzen hat eine angepasste Arten- und Sortenwahl für die Kühlleistung von Straßenbäumen. Dabei hat sie die Blattflächendichte und die Kronendimension als die bedeutendsten Einflussparameter für die Kühlleistung identifiziert. Zusammenfassung Neben der Notwendigkeit, das städtische Mikroklima durch urbanes Grün zu regulieren, ist es in Zeiten des Klimawandels ebenso wichtig, Arten und Sorten zu finden, die sich durch eine hohe Trockenheitstoleranz auszeichnen. In einer zweijährigen Messkampagne in der städtischen Baumschule München-Laim wurde untersucht, was die Verwendung so genannter „Klimabäume“ als Ersatz für etablierte heimische Baumarten für die zu erwartenden Verschattungs- und Verdunstungsleistungen bedeuten kann. Dafür wurden Wasserverbrauch, Belaubung und Wachstum von sechs Straßenbaumarten und -sorten untersucht, wobei drei davon in ihren Habitaten häufiger Wassermangel ausgesetzt sind, und dadurch als trockenheitstoleranter gelten. Im ersten Versuchsjahr zeigten die „Klimabäume“ 1,24-fach höhere Maximalwerte des täglichen Saftflusses, bis zu 7-fach höhere Wachstumsraten und eine höhere Wassernutzungseffizienz. Standardisiert auf die Blattfläche waren ihre mittleren Transpirationsmengen jedoch niedriger (0,21 und 0,31 kg H2O m-2 Tag-1). Unter atmosphärischer Trockenheit zeigten sie eine stärkere Regulation der Wasserverluste und bei gezielter Austrocknung im zweiten Jahr höhere oberirdische Wachstumseinbußen zugunsten stärkerer Feinwurzelproduktion, wodurch ihre relativ hohen Transpirationsmengen teilweise erklärt werden könnten. Die heimische Winterlinde zeigte die schlechteste Resistenz mit deutlich verfrühtem Blattfall. Da nur gesunde Vegetation ihre Wohlfahrtswirkungen entfalten kann, sind die „Klimabäume“ – insbesondere am Extremstandort Straße – eine gute Alternative für etablierte Baumarten, die zunehmend unter den schwierigen Wuchsbedingungen zu leiden haben. Im Forschungsbericht 2017 der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erschien ein ausführlicher Beitrag zum Projekt - siehe rechts unter Weblinks!


Teilprojekt "Konsumenten"
Dieses Teilgebiet wird am Fachgebiet Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe am TUM Campus Straubing unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Menrad bearbeitet. Der Doktorand Daniel Berki-Kiss hatte in seinen bisherigen Marktforschungsstudien herausgefunden, dass für Käufer von Zierpflanzen vorwiegend soziale Nachhaltigkeitsaspekte wie faire Arbeitsbedingungen und der Verzicht auf Kinderarbeit zählten. Im Hinblick auf ökologische Werte seien diesen Ressourcenschonung und Plastikeinsparung wichtig.
Publikationen
Promotionen
Ökosystemleistungen und ihre ökonomische und gestalterische Bedeutung für die Pflanzenverwendung in der Stadt
- Promovierende Person
- M.Sc. Laura Stratopoulos
- Forschungsschwerpunkt
- Landnutzung
- Zeitraum
- 01.10.2015 – 20.07.2020
- Wissenschaftlich betreuende Person (HSWT)
- Prof. Dr. Swantje Duthweiler
- Einrichtung
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Fakultät Landschaftsarchitektur
Standort Straubing für nachhaltige Ressourcennutzung - Wissenschaftlich betreuende Person (extern)
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Prof. Dr. Stephan Pauleit
Technische Universität München
Bewertung von Sekundärphosphaten als alternative Phoshordünger im gärtnerischen Kultursubstrat Weißtorf bei Zierpflanzen aus der Sicht der Pflanzenernährung
- Promovierende Person
-
Dipl.-Biol. Daniel Hauck
daniel.hauck@hswt.de - Forschungsschwerpunkt
- Landnutzung
- Zeitraum
- 01.09.2016 – 30.06.2023
- Einrichtung
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Fakultät Gartenbau und Lebensmitteltechnologie
Standort Straubing für nachhaltige Ressourcennutzung - Wissenschaftlich betreuende Person (extern)
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Prof. Dr. Urs. Schmidhalter
Technische Universität München
Verbraucheraspekte bei nachhaltig erzeugten Zierpflanzen
- Promovierende Person
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M.Sc. Daniel Berki-Kiss
daniel.berki-kiss@hswt.de - Forschungsschwerpunkt
- Landnutzung
- Zeitraum
- 01.04.2016 – 17.10.2022
- Wissenschaftlich betreuende Person (HSWT)
- Prof. Dr. Klaus Menrad
- Einrichtung
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Fakultät Gartenbau und Lebensmitteltechnologie
Standort Straubing für nachhaltige Ressourcennutzung - Wissenschaftlich betreuende Person (extern)
-
Technische Universität München