Einsatz von Körnererbsen und Rapsextraktionsschrot in der intensiven Broilermast
Insgesamt wurden 2014 in Deutschland 972 Tsd. t Hähnchenfleisch, bezogen auf das Schlachtgewicht, erzeugt. Hierfür wurden von Seiten der Mischfutterindustrie 2,73 Mio. t Futter produziert (FEFAC, 2015). Überwiegend handelt es sich dabei um getreidebasierte Alleinfuttermischungen, welche mit proteinreichen Komponenten sowie Mineral- und Wirkstoffmischungen möglichst nahe am jeweiligen Bedarf der Tiere in den einzelnen Produktionsabschnitten (Phasen) ergänzt werden. Während die Getreidekomponenten vielfach aus deutscher bzw. europäischer Produktion stammen, erfolgt der Proteinausgleich derzeit überwiegend aus importierten Sojabohnen oder Sojaextraktionsschroten aus Südamerika, welche als Nebenprodukte der Ölgewinnung anfallen.
Problemstellung
Vor allem von Seiten weltweit agierender Umweltverbände wie Greenpeace oder dem WWF werden aber die in Südamerika praktizierten Anbausysteme für Soja hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit massiv in Frage gestellt (Greenpeace, 2005; WWF, 2014). Dies führte auch zu einer wachsenden Sensibilisierung sowohl der deutschen Konsumenten als auch des Lebensmitteleinzelhandels für diese Thematik. Hieraus erwachsen Forderungen an die Erzeugerstufe, die Geflügelfütterung insgesamt nachhaltiger zu gestalten. Eine Alternative kann dabei der vermehrte Einsatz heimischer Proteinfuttermittel sein. Hierfür kommen derzeit in erster Linie weitere eiweißreiche Nebenprodukte der Ölgewinnung, wie Rapsextraktionsschrot, und die Eigenerzeugung von Körnerleguminosen (z. B. Körnererbsen) in Frage. Das durchgeführte Projekt sollte für die Broilermast weitere Erkenntnisse zu den Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes dieser Sojasubstitute liefern.
Vorgehensweise
In einem Fütterungsversuch mit insgesamt 1296 männlichen Broilern der Herkunft Ross308 wurde in zwei identischen Versuchsdurchgängen der teilweise Ersatz von Sojaextraktionsschrot (SES) entweder durch Rapsextraktionsschrot (RES) in Mischungsanteilen von 10 % (Variante V2) oder 15 % (V3) bzw. durch Körnererbsen in Anteilen von 10 % (V4) oder 20 % (V5) sowie Kombinationen aus den oben genannten Anteilen (V6: 10 % RES/10 % Erbsen, V7: 10/20, V8: 15/10, V9:15/20) geprüft. Als Kontrolle diente eine RES- und Erbsen-freie Mischung (V1). Die Mast war in die drei Phasen P1 (Starter, 0.-10. Masttag), P2 (Mast, 11.-24. Masttag) und P3 (Endmast, 25.-35. Masttag) untergliedert. Die Anteile der jeweiligen SES-Substitute waren in P1 halbiert. Die Zusammenstellung der Mischungen erfolgte anhand der Vorgaben von Aviagen auf Basis der standardisierten ilealen Aminosäurenverdaulichkeit (SID; nach Evonik Aminodat 4.0). Kokkzidiostatika wurden den Futtermischungen nicht zugesetzt. Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mit dem Programm SAS 9.4 (Prozedur GLM).
Ergebnisse
Die Variante übte sowohl auf die Futteraufnahme in P1, P2 und P3 wie auch auf die Gesamtfutteraufnahme P1-P3 einen signifikanten Effekt aus. Dabei unterscheidet sich die Kontrolle in der Gesamtfutteraufnahme (3.769 g) aber nur von V2 (3.588 g) und V3 (3.604 g) signifikant. V4 (3.820 g) und V7 (3.822 g) weisen nummerisch die höchsten Werte auf. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in den Mastendgewichten wieder, wo V4 (2.596 g) und V7 (2.590 g) die höchsten Werte erreichten und V2 (2.430 g) und V3 (2.457 g) die niedrigsten. Die Kontrolle unterschied sich ebenfalls wieder nur von V2 und V3. Die Schlachtkörpergewichte verhielten sich analog. Der Futteraufwand je kg Lebendmassezuwachs wurde von der Fütterungsvariante nicht beeinflusst. Bei den Schlachtparametern konnten hinsichtlich der prozentualen Anteile der wertvollen Teilstücke am Schlachtkörper keine gesicherten Unterschiede nachgewiesen werden. Die beobachteten Unterschiede könnten mit einer Überschätzung der SID im Rapsschrot und einer Unterschätzung der SID in den Erbsen begründet werden, da die Kombinationsvarianten mit RES bessere Leistungen erbrachten als die reinen RES-Varianten.
Schlussfolgerung
Für den durchgeführten Fütterungsversuch kann folgende Schlussfolgerung gezogen werden. RES-Anteile bis 15 % in Kombination mit Erbsenanteilen bis 20 % sind auch bei schnellwachsenden Ross309-Broilern ohne Leistungseinbußen einsetzbar, wenn deren Rationen bedarfsgerecht ergänzt werden.