• Laufzeit: 01.07.2015 – 28.02.2017
  • Schwerpunkt: Umweltvorsorge
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Wissenschaftliche Begleitung - Teilbereiche Fauna/Flora und Akzeptanz für das Projekt "Biotopverbindendes Trassenmanagement unter Freileitungen - Naturschutzfachlicher Mehrwert für bundesweit bedeutsame Trocken- und Wald-Lebensraumkorridore durch ökologisches Management anhand von Beispielen in Rheinland-Pfalz"

Abb. 3: In dunklen Waldbeständen (a) finden sich völlig andere Arten als in den lichten, niederwaldartigen Beständen (b).

Planungsgrundlagen und konzeptionelle Ansätze

Wie sich gezeigt hat, besteht im Bereich der Verfügbarkeit von Planungsgrundlagen und konzeptioneller Vorgaben durchaus noch Optimierungspotenzial. Zu den festgestellten Defiziten zählen u. a. das Fehlen von aktuellen flächendeckenden Unterlagen über Bestand und den naturschutzfachlichen Zustand aller Trassen, ein flächendeckendes Zielkonzept bzw. ein Abgleich mit bestehenden Flächenzielen sowie flächendeckende Erfolgskontrollen. Bestehende naturschutzfachliche Zielformulierungen in der praktizierten Trassenpflege werden nicht in jedem Fall berücksichtigt. Auf den untersuchten Trassen des Projektgebietes gab es beispielsweise keine flächendeckende Biotoptypenkartierung. Im Biotopkataster des Landes Rheinland-Pfalz werden selektiv nur ökologisch wertvolle Flächen (z. B. nach § 30 BNatSchG geschützte Biotoptypen) aufgeführt. Hier zeigte sich, dass einzelne dieser Biotope in ihrer Flächenausdehnung reduziert waren bzw. nicht mehr als solche angesprochen werden konnten. Wie sich im Projektgebiet gezeigt hat, bestehen zum Teil Pflege- und Entwicklungspläne, die aber nicht in jedem Fall aktuell sind und auch nicht alle zu pflegenden Flächen abdecken. Generell erfolgt die Pflege auf den Trassenleitungen sehr dynamisch. So werden in der Praxis Entscheidungen zur Pflege nicht selten vor Ort getroffen. Es konnte auch festgestellt werden, dass die in den Plänen festgelegten Pflegetypen in einigen Fällen von der praktizierten Pflege abweichen (z. B. flächendeckende Kappung anstelle Einzelbaumentnahme). Durch Pflege- und Entwicklungskonzepte bzw. -pläne können klare sowie flächenscharf abgegrenzte Maßnahmenvorschläge festgelegt werden. Aus diesem Grund ist die Erstellung bzw. die Aktualisierung (bzw. Anpassung) von entsprechenden Konzepten wesentliche Grundlage für ein ökologisch ausgerichtetes Trassenmanagement.

Kommunikation

Im Frühjahr 2016 wurde eine Befragung der Stakeholder durchgeführt. Im Sinne eines ökologischen Trassenmanagements ist grundsätzlich ein Austausch über Pflegeziele, die sowohl den Anforderungen des Trassenmanagements (u. a. ungestörter Betriebsablauf) als auch den forstlichen, naturschutzfachlichen und ggf. touristischen Zielen entsprechen, anzustreben. Des Weiteren muss ein Austausch über die Durchführung von Pflegemaßnahmen für die Sicherstellung einer reibungslosen Organisation erfolgen. Wesentliche Kommunikationspartner sind die betroffenen Behörden (Forst, Naturschutz, Naturparkverwaltungen) im Trassenverlauf sowie ggf. die zuständigen Tourismusgesellschaften. Bei parallel verlaufenden Freileitungen ist eine Abstimmung mit den übrigen Netzbetreibern ebenfalls sinnvoll. Obwohl die Trassenbetreiber aufgrund der gesetzlichen Lage angehalten sind, ihre Bewirtschaftung strikt voneinander zu trennen, werden dennoch Ansatzpunkte für gemeinsame Abstimmungsprozesse gesehen. Im Bereich Zusammenarbeit und Kommunikation bestehen bereits gute Ansätze. Trotzdem lassen sich aus der Befragung eine Reihe von Hinweisen ableiten, die zu einer Optimierung der bisherigen Kommunikation zwischen den Stakeholdern führen könnten. Ablesbar ist eine Staffelung nach Arbeitsphasen: » Abstimmung über die Zielsetzung der Trassenpflege » Organisation sowie Durchführung der Pflege/Pflegemaßnahmen und » Auswertung der Pflegeergebnisse

Für das Verbundvorhaben „Biotopverbindendes Trassenmanagement unter Freileitungen - Naturschutzfachlicher Mehrwert für bundesweit bedeutsame Trocken- und Wald-Lebensraumkorridore durch ökologisches Management anhand von Beispielen in Rheinland-Pfalz“ übernahm das Institut für Ökologie und Landschaft (IÖL) der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf als eigenständigen Teilbeitrag die wissenschaftliche Begleitung zu den Themenbereichen Fauna, Flora und Akzeptanz. Schwerpunkte des Teilbeitrags „Flora und Fauna“ waren die Erfassung der floristischen und faunistischen Ausgangssituation auf ausgewählten Trassenabschnitten bzw. Probeflächen sowie die Lokalisierung geeigneter zukünftiger Maßnahmenflächen. Beides dient u.a. als Grundlage für die Optimierung bestehender Pflegemaßnahmen.

Abb. 1: Themenbereiche der Empfehlungen und Optimierungshinweise aus dem Projekt.
Abb. 2: Lichte Trassenflächen (Biotoptyp Schlagflur) ohne Gehölz und insbesondere Totholzstrukturen sind für xylobionte Käfer wenig interessant.

Die Untersuchungen der Studie haben gezeigt, dass auch in der Gehölz dominierten Vegetation unter Freileitungen, die den Hauptanteil der Vegetation unter Freileitungen ausmacht, hohe naturschutzfachliche Potenziale vorhanden sind, obwohl diese Lebensräume seitens des Naturschutzes bislang wenig Beachtung fanden. Die untersuchten Flächen wiesen hinsichtlich der für naturschutzfachlich wertgebende Artengruppen relevanten Strukturparameter vielfältige Ausprägungen auf. Untersucht wurden Vegetation, xylobionte Käfer, Schnecken, Vögel und Wildkatzen. Die Untersuchungen zeigen, dass beispielsweise durchaus hohe Totholzmengen bis über 40 m³/ha in hoher Diversität erreichbar sind. Dies wird durch das Vorkommen von rund einem Drittel der xylobionten Käferarten reflektiert. Aus den Untersuchungen wird deutlich, dass Trassenabschnitte ohne Gehölzvegetation demgegenüber ein geringes naturschutzfachliches Potenzial für diese Artengruppe aufweisen. Von herausragender Bedeutung ist die Präsenz von Totholz in unterschiedlichen Besonnungssituationen, von vollsonnig bis voll-beschattet, da hier unterschiedliche ökologische Nischen bestehen. Bei der besonders strukturabhängigen Artengruppe der Vögel zeigt sich, dass die Strukturierung des Gehölzbestandes eine zentrale Rolle für das Vorkommen wertgebender Arten hat. Ein regelmäßiger Pflegeturnus, der mindestens alle 15 Jahre erforderlich ist und mindestens die Hälfte der Fläche unter einer Freileitungstrasse betrifft, gewährleistet das Vorkommen wertgebender Vogelarten. Wichtig im Zusammenhang mit Trassen ist eine Verbindung mit angrenzenden Waldgebieten. Aufbauend auf den Untersuchungsergebnissen des Projektes konnten verschiedene Steuerungsansätze und Optimierungsvorschläge für ein naturschutzfachlich ausgerichtetes Trassenmanagement unter Stromleitungstrassen abgeleitet werden. Dabei geht es sowohl um Verbesserungsvorschläge hinsichtlich Flächenpflege und Kommunikation für das konkrete Untersuchungsgebiet als auch um Empfehlungen mit genereller Aussagekraft, die auch auf nicht untersuchte Abschnitte und im größeren Kontext auf andere Gebiete sowie zukünftige Planungen übertragbar sind.

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