• Laufzeit: 01.09.2011 – 31.05.2014
  • Schwerpunkt: Landnutzung
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Heimat erkennen - Identität bewahren. Aufbau einer ehrenamtlichen Kulturlandschaftsinventarisierung

Zum 31. Mai 2014 endete die geförderte Phase des Projektes "Heimat erkennen – Identität bewahren. Aufbau einer ehrenamtlichen Kulturlandschaftsinventarisierung". Förderer dieses Projektes waren neben Leader1 die Heidehof Stiftung und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

Abb. 1: Der Grenzstein im Freisinger Forst markierte früher die Grenze zwischen dem Hochstift Freising und Bayern. Er zählt zu den historischen Kulturlandschaftselementen. Bildautor: Friedrich Keydel
Abb. 2: Die Pappelallee auf der Nordseite des Weihenstephaner Berges führte einst bis hoch zur Magdalenenkapelle gegenüber dem Bräustüberl Weihenstephan. Bildautorin: Chris Loos

Anlass und Zielsetzung

ANLASS Anlass für die Initiative war der stark beschleunigte Wandel unserer Kulturlandschaften. Durch landschaftsverändernde Prozesse, wie z.B. zunehmende Landschaftszerschneidung durch Infrastrukturtrassen, Siedlungsausdehnungen oder Nutzungsintensivierungen in der Landwirtschaft sind Kulturlandschaften und ihre historischen Elemente zunehmend von einer unumkehrbaren Zerstörung bedroht. Die als historische Kulturlandschaftselemente bezeichneten Strukturen, wie Altstraßen, Alleen, Feldhäuschen oder Kopfweiden, sind ein Zeugnis vom Umgang früherer Generationen mit Natur und Landschaft. Sie dokumentieren frühere Lebensstile sowie wissenschaftliche und technische Entwicklungen und liefern damit anschauliche Bilder von Kultur und Geschichte. Historische Kulturlandschaftselemente prägen das Landschaftsbild und tragen entscheidend zur Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Heimat bei. Die Landschaften verarmen in ästhetischer und erlebnisorientierter Sicht. Identifikationsmöglichkeiten im Sinne der Verankerung regionaler Identität und historischen Bewusstseins an gewachsenen räumlichen Strukturen verschwinden. Darüber hinaus verliert die Landschaft ihre Bedeutung als Archivalie. Um Kulturlandschaften und ihre Elemente entsprechend der gesetzlichen und planerischen Vorgaben erhalten und entwickeln zu können, ist es notwendig, durch eine Einzelobjekterfassung Kenntnis über ihren Bestand und ihre Wertigkeit zu erlangen. Doch obwohl seit nunmehr 30 Jahren der Schutz von Kulturlandschaften gesetzlich verankert ist, existiert in keinem Bundesland eine flächendeckende Bestandserfassung. Dadurch gehen aus Unkenntnis unablässig Elemente der historischen Kulturlandschaft verloren. Lediglich für wenige Gebiete in Bayern liegen solche Erfassungen vor, die im Rahmen von Einzelprojekten erstellt wurden. ZIELSETZUNG Mit dem zum 1. September 2011 gestarteten Projekt verfolgten die Projektbearbeiterinnen Veronika Stegmann und Dr. Chris Loos unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Reinke deshalb folgende Ziele: Zum einen sollte zum Erhalt und zur Inwertsetzung der historischen Kulturlandschaft eine Erfassung historischer Kulturlandschaftselemente durch Ehrenamtliche aufgebaut werden. Zum anderen sollte durch die Einbindung von Bürgern das Heimatbewusstsein und die Identifikation der Bevölkerung gestärkt werden. Zur Realisierung dieser Hauptziele wurden u. a. folgende Teilziele definiert: 1. Erarbeiten der fachlichen und methodischen Grundlagen für eine Kulturlandschaftsinventarisierung (Beschreibung der Landschaftsgenese, Katalog historischer Kulturlandschaftselemente, Inventarisierungsleitfaden). 2. Bewusstseinsbildung der Öffentlichkeit und Schulung/Qualifizierung von Ehrenamtlichen (Information, Aktivierung, Schulung, Exkursionen, gezielte Pressearbeit). 3. Schaffung der personellen und institutionellen Strukturen für eine langfristige Kulturlandschaftsinventarisierung durch Ehrenamtliche unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege. 4. Übertragung der Projektergebnisse in andere Regionen.

Abb. 3: Eine Grabstelle in einem kleinen Waldstück nahe Erching

Durchführung des Projekts

PROJEKTREGION Das Projekt wurde in den beiden Leader-Regionen Mittlere Isar und Altmühl-Jura durchgeführt. Zur Region Mittlere Isar zählen fünf Gemeinden aus dem Landkreis Freising (Hallbergmoos, Langenbach, Marzling, Neufahrn und Stadt Freising) und vier Gemeinden aus dem Landkreis Erding (Berglern, Eitting, Langenpreising und Oberding). Die Region Altmühltal-Jura hat Flächenanteile in den drei Landkreisen Eichstätt, Neumarkt in der Oberpfalz und Roth. Zur Region gehören insgesamt elf Gemeinden (Altmannstein, Beilngries, Berching, Breitenbrunn, Denkendorf, Dietfurt, Greding, Kinding, Kipfenberg, Titting und Walting). ERARBEITEN FACHLICHER GRUNDLAGEN FÜR EINE KULTURLANDSCHAFTSINVENTARISIERUNG Als fachliche Grundlage wurde eine Beschreibung der Kulturlandschaftsentwicklung und -prägung in der Region Mittlere Isar erarbeitet. Dabei wurden naturräumliche, nutzungsgeschichtliche, kirchliche und gesellschaftliche/politische Einflüsse berücksichtigt. Die erarbeiteten Inhalte dienten als Grundlage für eine Wanderausstellung, die der Öffentlichkeit an 15 Standorten in der Region Mittlere Isar präsentiert wurde. In der Region Altmühl-Jura wurde analog von einem kleinen Team an Ehrenamtlichen eine Posterausstellung (siehe Anhang 7.8) erarbeitet, die an drei Orten gezeigt wurde. Für die Region Mittlere Isar wurden die Einflüsse auf die Entwicklung der Kulturlandschaft zusammen mit charakteristischen Objekttypen zusätzlich in einer 64-seitigen Broschüre "Historische Spuren in der Kulturlandschaft der Region Mittlere Isar. Einflüsse auf die Landschaftsentwicklung mit einem Katalog ausgewählter typischer historischer Kulturlandschaftselemente" veröffentlicht und in der Bevölkerung verteilt. Die erarbeiteten Informationen dienten zum einen der Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema "Kulturlandschaft" und damit der Werbung und Gewinnung von Ehrenamtlichen und zum anderen als Arbeitsgrundlage zur Ermittlung der charakteristischen Elementtypen, nach denen in der Region gesucht werden sollte. Im Rahmen einer Steckbriefserie wurden charakteristische Elemente der Region anschließend in der lokalen Presse veröffentlicht. Ziel war es, die breite Öffentlichkeit über die typischen Kulturlandschaftselemente der Region zu informieren und zu ermutigen, weitere bedeutende Kulturlandschaftselementtypen an das Projektmanagement zu melden bzw. Anmerkungen zu den beispielhaft veröffentlichten Porträts zu machen. ERARBEITEN DER METHODISCHEN GRUNDLAGEN FÜR EINE KULTURLANDSCHAFTSINVENTARISIERUNG Für die Durchführung und Qualifizierung einer ehrenamtsbasierten Inventarisierung historischer Kulturlandschaftselemente muss eine Methode entwickelt werden, die organisatorische und konzeptionelle Vorgaben, Erfassungsstandards, sowie Anleitungen und Materialien beinhaltet. Bereits bei der Antragstellung wurden gewisse Angaben zur Vorgehensweise bei der Erfassung der historischen Kulturlandschaftselemente gemacht. So wurde bspw. festgelegt, dass Ehrenamtliche historische Kulturlandschaftselemente mit der Online-Anwendung KLEKs erfassen sollen. Doch darüber hinaus waren viele methodische Details zu klären, um die Projektziele zu erreichen und ein qualitativ hochwertiges Kulturlandschaftsinventar zu erhalten. Folgende Fragen wurden im Rahmen der Methodenentwicklung aufgeworfen: » Wie können möglichst viele Personen für eine Mitarbeit im Projekt gewonnen werden? » Wie kann die Vernetzung der Bürger untereinander gefördert werden? » Welche Anleitungen und Arbeitsunterlagen werden für die Erfassung benötigt? » Welche Schulungen benötigen die Ehrenamtlichen und wie werden diese durchgeführt? » Welche Objekte werden erfasst und welche Informationen sollen erhoben werden? » Wie kann eine möglichst flächendeckende und umfassende Kartierung der Kulturlandschaftselemente erreicht werden? » Wie kann die Qualität und die Homogenität der Datensätze gewährleistet werden? » Wie kann der Einsatz der Ehrenamtlichen organisiert werden, damit sie sich gerne und erfolgreich am Projekt beteiligen und ihre Betreuung sichergestellt werden kann? » Wie kann das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit für das Thema "Kulturlandschaft" entwickelt werden? Basierend auf diesen Fragestellungen wurde im Projekt ein Gesamtkonzept entwickelt, das folgende Komponenten umfasst: » Räumliche und personelle Organisationsstruktur » Qualitätssicherung » Akquise und Beteiligungsmethoden » Erfassungs- und Erhebungsmethoden » Tools für die Durchführung und Qualifizierung der Erfassung Kernstück der erstellten Materialien ist das Handbuch zur Erfassung historischer Kulturlandschaftselemente. In einer Kurzeinführung werden neben der allgemeinen Zielsetzung und der Vorgehensweise im Projekt die möglichen Aufgabenfelder für ehrenamtliche Mitarbeiter und die Organisationsstruktur beschrieben. Anschließend wird erläutert, was konkret kartiert werden soll und wie historische Kulturlandschaftselemente bei der Erfassung typisiert werden. In Kapitel drei folgt eine detaillierte Anleitung für die Erfassung historischer Kulturlandschaftselemente. Fragen, die hierin beantwortet werden sind: Wie organisiert man sich bei der Erfassung? Wie findet man Objekte? Welche Informationen zu den Objekten sind wichtig? Wie erfasst man das Objekt in der Datenbank? Als allgemeine Hilfestellung beinhaltet Kapitel 4 wichtige Informationsquellen, wie z. B. einschlägige Literatur, Internet-Adressen, Planwerke etc. Das Handbuch soll die Ehrenamtlichen in die Lage versetzen, weitestgehend selbständig an der Erfassung mitzuwirken. Gleichzeitig soll es helfen, die Erfassung zu vereinheitlichen und qualitativ hochwertige Ergebnisse zu erzielen. In diesem Zusammenhang haben insbesondere die methodischen Hinweise zur Kulturlandschaftsinventarisierung eine hohe Bedeutung. Weitere Materialien sind u. a. ein Erfassungsbogen für die Aufnahme der Objektinformationen, eine Redaktions-Checkliste für die Qualitätsprüfung der eingetragenen Daten und ein Schulungskonzept für die Anleitung interessierter Mitarbeiter. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT/BEWUSSTSEINSBILDUNG/GEWINNUNG VON EHRENAMTLICHEN Neben der Erfassung historischer Kulturlandschaftselemente mit Ehrenamtlichen war die Bewusstseinsbildung einer breiten Öffentlichkeit ein Hauptziel des Projektes. Damit kam der Öffentlichkeitsarbeit im Projekt eine große Bedeutung zu. Um die Bürger der Regionen zu informieren, zu sensibilisieren und für die Mitarbeit im Projekt zu gewinnen, wurden folgende Instrumente und Medien im Verlauf des Projektes eingesetzt: » Medienberichte (Presse, Zeitschriften, Hörfunk) » Wanderausstellung "Gemeinsam auf Spurensuche" » Infoveranstaltungen und Projektpräsentationen » Vortragsreihe/Exkursionen » monatliche Vorträge bzw. Exkursionen » Steckbriefe historischer Kulturlandschaftselemente in der Lokalpresse » Internetseite und Facebook » Information über verschiedene Newsletter-Verteiler (auch von Projektpartnern) » Kulturlandschafts-Stammtisch » Mundpropaganda/Netzwerken Während der gesamten Projektlaufzeit wurden unterschiedliche Disziplinen und Interessensvertreter (z. B. Vertreter von LfU, LfD, LfL, Bayerischer Bauernverband, Untere Naturschutzbehörde, HSWT, Heidehofstiftung) informiert. Bestehende Kontakte wurden intensiviert und neue Verbindungen mit und unter Vereinen, Institutionen und Ehrenamtlichen durch die gemeinsame, interdisziplinäre Arbeit im Projekt geschaffen. KONTAKTAUFNAHME MIT DEN GEMEINDEN/AKQUISE VON MITARBEITERN In der Region Mittlere Isar erfolgte die erste Kontaktaufnahme zu den Gemeinden über direkte Anfrage der Bürgermeister und vereinzelt über Ortssprecher oder einen Verein. Insgesamt zeigte sich, dass über die Medienberichte, Veranstaltungen sowie die Wanderausstellung (immer verbunden mit einem Aufruf zur Mitarbeit) in der Bevölkerung bereits ein relativ hoher Informationsstand erreicht worden war, so dass in der persönlichen Ansprache zügig Anknüpfungspunkte hergestellt werden konnten. Die persönliche Ansprache der einzelnen Bürger - sei es durch das Projektmanagement selbst als auch durch bereits Aktive - erzielte denn auch den größten Erfolg bei der Akquise. Auf diese Weise konnten die meisten Ehrenamtlichen für die Mitarbeit im Projekt gewonnen werden. Um die Gemeinden für die Beteiligung am Projekt zu motivieren, wurde eine gemeinsame Publikation von ausgewählten Erfassungsergebnissen in Form einer kleinen Broschüre oder eines Plakates vorgeschlagen. Mit dieser Zielsetzung war die Erwartung verbunden, die Kartierung voranzubringen und innerhalb eines abgestimmten Zeitrahmens zu leisten. Außerdem wurde dadurch die Möglichkeit gegeben, den Abschluss der Kartierung und die Publikation im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung in der Gemeinde zu begehen und damit wiederum eine größere Öffentlichkeit für das Thema Kulturlandschaft zu sensibilisieren. In der Region Altmühl-Jura steht das Leader- und Regionalmangement in intensivem Kontakt mit den Bürgermeistern, den Ortssprechern und den Kreisheimatpflegern. Diese Kontakte wurden für die Information und Akquise von Mitstreitern genutzt. Zusätzlich wurden weitere bekannte Einzelpersonen eingebunden, zu denen aus früheren Projekten bereits Kontakte bestanden. Diese Personen wurden direkt schriftlich und mündlich angesprochen. Darüber hinaus wurde in den lokalen Medien über die Erfassung historischer Kulturlandschaftselemente und die Mitwirkungs-möglichkeiten informiert. ERFASSUNG HISTORISCHER KULTURLANDSCHAFTSELEMENTE IN DEN GEMEINDEN Pilotgemeinde Oberding Nachdem im Sommer 2012 mit der Wanderausstellung im Gemeindehaus Oberding großes Interesse bei den Bürgern geweckt wurde, beschloss der dortige Gemeinderat, sich am Projekt zu beteiligen. Nach einer Informationsveranstaltung vor Ort fanden sich zwei Bürger, die als Koordinatoren die Erfassung steuern wollten. Ihnen gelang es, ein Team ehrenamtlicher "Spurensucher" zusammenzuführen und gemeinsam mit dem Projektmanagement eine Schulung zu organisieren, bei der die wichtigsten Kenntnisse für die Erfassung vermittelt wurden. Nach einer kurzen Anlaufphase werden seither gemeinschaftlich historische Kulturlandschaftselemente erforscht und in die Datenbank aufgenommen. Erfassung in Freising Nachdem in Oberding der Prozess ins Laufen gekommen war, wurden Überlegungen angestellt, wie man im Stadtgebiet Freising vorgehen könnte, um Bürger zu aktivieren und in Teams zu organisieren. Um in der 50.000 Einwohner-Stadt die richtigen Ansprechpartner zu finden und Interessierte zusammenzubringen, wurde ein offener Kulturlandschafts-Stammtisch eingerichtet, bei dem einmal im Monat Kulturlandschaftselemente oder ein Thema der Kulturlandschaftsentwicklung vorgestellt wurden. Der Stammtisch wurde sehr interessiert aufgenommen, und es hat sich ein Netzwerk von Hobby-Heimatforschern gebildet. Im Rahmen eines Stammtisch-Treffens fand eine Schulung zur Erfassung von Kulturlandschaftselementen mit der Online-Datenbank KLEKs statt. Da nicht alle Teilnehmer gleichermaßen an der aktiven Erfassung interessiert waren, wurde der Stammtisch in einen Arbeitskreis mit einem klar definierten Tätigkeitsbereich überführt. Mit den zunächst ca. zehn Mitgliedern konnte die Erfassung im Stadtgebiet von Freising erfolgreich in Gang gebracht werden. Einige Mitglieder des Arbeitskreises stammen aus anderen Gemeinden der Region Mittlere Isar, in denen eine Erfassung zwar angeregt, jedoch noch nicht in Gang gebracht werden konnte. Um diese Interessenten nicht zu frustrieren, aber auch um sie nicht als "Ankerpunkte" in ihrer Heimatgemeinde zu verlieren, wurden sie in den Arbeitskreis integriert. Erfassung im übrigen Projektgebiet der Region Mittlere Isar Jeweils eine Infoveranstaltung mit zeitnaher Schulung einschließlich Exkursion fand in Haindlfing, Hallbergmoos und Gaden statt. Obwohl das starke Interesse am Thema an der hohen Teilnehmerzahl bei allen Veranstaltungen deutlich ablesbar war, muss zunächst noch ein geeigneter Gemeindekoordinator gefunden werden, um vor Ort die nötige Erfassungsstruktur zu etablieren. Einzelne interessierte Bürger beteiligen sich derweil im Freisinger Arbeitskreis. Sie bleiben als "Ankerpunkte" für die weitere Erfassung in ihrer Heimatgemeinde wichtige Ansprechpartner. Erfassung in der Region Altmühl-Jura Einzelne Ortschaften im Gebiet der LAG Altmühl-Jura hatten sich bereits vor Projektbeginn intensiv mit ihrer (Kultur-)Geschichte auseinandergesetzt und diese in Heimatbüchern oder Ortschroniken niedergeschrieben. Darüber hinaus wurde 2010 von der LAG das Projekt "Kleinode der Kulturlandschaft" initiiert, bei dem in allen Gemeinden wichtige Kulturlandschaftselemente, vor allem Marterl, Bildstöcke und Kapellen, aber auch Naturdenkmäler und archäologische Befunde flächendeckend aufgenommen und dokumentiert wurden. Da dieses Projekt mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit verbunden war, war die Bevölkerung bereits gut über die Bedeutung der Thematik informiert und sensibilisiert. Dementsprechend gut konnten die Voraussetzungen für die Gewinnung von engagierten Ehrenamtlichen zur Erfassung der historischen Kulturlandschaftselemente mit der Online-Datenbank KLEKs eingeschätzt werden. Das Projektmanagement in der Region Altmühl-Jura wurde von der LAG-Geschäftsstelle übernommen. Aufbauend auf die erprobten Strukturen, Erfahrungen und Kontakte aus dem Projekt "Kleinode der Kulturlandschaft" wurden die Kreisheimatpfleger der LAG in die Werbung von Interessenten eingebunden. Die positive Resonanz spiegelte sich in der der hohen Teilnehmerzahl der beiden Schulungen, die vom Freisinger Team in Beilngries durchgeführt wurden. Es waren jeweils 20 Ortssprecher, Heimatpfleger und Interessenten anwesend, die in ihren Ortschaften als Koordinatoren fungieren und weitere Mitstreiter gewinnen sollen. Bereits kurz nach der ersten Schulung am 15. Juni 2013, waren die ersten Objekte in die Datenbank eingegeben worden. Binnen kurzer Zeit wurden insbesondere in der Gemeinde Greding und Umgebung 50 Objekte eingetragen. Eine zweite Schulung fand im 18. November 2013 statt. Trotz dieser guten Voraussetzungen konnte bislang keine feste Erfassungsstruktur etabliert werden. Die LAG-Geschäftsstelle konnte das Projektmanagement für die Region und die damit verbundene Koordination der Ehrenamtlichen aus Zeitgründen nicht leisten. Ein personeller Wechsel erschwerte die Situation. Das Freisinger Team versuchte, die Ehrenamtlichen aus der Distanz mit zu betreuen, konnte aber aus Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten ein in der Region verankertes Projektmanagement nicht ersetzen. Dennoch wird die Erfassung der historischen Kulturlandschaftselemente in der Region weiter verfolgt.

Ergebnisse

Im Projekt wurden die fachlichen und methodischen Grundlagen für eine Kulturlandschaftsinventarisierung durch Bürger erarbeitet. Über die öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen konnten ca. 350 Bürger erreicht und für das Thema sensibilisiert werden. Das Netzwerk an aktiven Ehrenamtlichen umfasst ca. 50 Personen. Im Rahmen der finanzierten Projektlaufzeit wurden in beiden Regionen bislang ca. 500 Objekte in der digitalen Online-Datenbank (kleks-online.de) erfasst. Der aus dem Kulturlandschaftsstammtisch erwachsene Freisinger Arbeitskreis konnte über monatliche Zusammenkünfte mit einem festen Stamm an Mitgliedern gut etabliert werden. Seitens des Vereins für Stadtheimatpflege e.V. bestand Interesse, den Arbeitskreis in die "AG Landschaft" zu integrieren, was mit Vorstandsbeschluss vom 11.06.2014 umgesetzt wurde. Der Verein für Stadtheimatpflege e.V. verfügt in der Region über ein starkes und gut funktionierendes Netzwerk. Zudem sieht der Verein einen starken Handlungsbedarf im Themenfeld Kulturlandschaft. Mit der Angliederung ist die langfristige Etablierung und Fortführung der ehrenamtlichen Erfassung auf regionaler Ebene gewährleistet. Überdies bietet sich die Möglichkeit eines größeren Wirkungskreises verbunden mit der Gewinnung weiterer aktiver Erfasser. In der Kooperationsregion Altmühl-Jura sind einzelne Bürger in der Erfassung historischer Kultu-landschaftselemente aktiv. Da noch keine langfristige Zuständigkeit aufgebaut werden konnte, kann derzeit nicht beurteilt werden, wie sich die Erfassung dort weiterentwickelt. Es ist vorgesehen, dass die beteiligten Kreisheimatpfleger nach Abschluss einer derzeit in Arbeit befindlichen Publikation die Erfassung weiter vorantreiben. Um auch in anderen Regionen Bayerns ehrenamtliche Kulturlandschaftsinventarisierungen zu ermöglichen, hat sich der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e.V. bereit erklärt, die erarbeiteten Materialien interessierten Bürgern und Gemeinden zur Verfügung zu stellen. Das Projekt hat gezeigt, dass in der Erfassung von Kulturlandschaftselementen durch Ehrenamtliche ein großes Potenzial liegt. Folgende positive Faktoren sind damit verbunden: » Durch die Beschäftigung der Bevölkerung mit ihrer Umwelt und ihren kulturhistorischen Wurzeln kann eine Bewusstseinsschaffung und Identitätsbildung im Sinne der Europäischen Landschaftskonvention in Gang gesetzt werden. Eine Bevölkerung, die sich mit ihrer Landschaft identifiziert, ist bereit, Verantwortung für diese zu übernehmen. » Durch die Beteiligung der Öffentlichkeit an Erfassungen und Entscheidungen zum Thema Kulturlandschaft kann eine breite Akzeptanz der Ziele und Maßnahmen zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Kulturlandschaft erreicht werden. » Zudem bietet eine gemeinschaftliche ehrenamtliche Erfassung von Kulturlandschaftselementen zahlreiche Chancen für die Vernetzung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Akteure. Neben vielen Einflussfaktoren ist für die erfolgreiche Arbeit mit Ehrenamtlichen vor allem die zur Verfügung stehende Zeit entscheidend. Aufbau und Festigung der Strukturen sind abhängig von der zeitlichen Kapazität der Ehrenamtlichen. Für bestimmte Aufgaben, für die ausgewählte Personen gebraucht werden, wie etwa die Koordination der Erfassung in einem Ort oder einer Gemeinde, kann es schwierig sein unter Zeitdruck Freiwillige zu finden. Gegebenenfalls muss ein Erfassungsstart solange zurückgestellt werden, bis geeignete Personen gefunden wurden.

Fazit

Das Projekt hat gezeigt, dass in der Erfassung von Kulturlandschaftselementen durch Ehrenamtliche ein großes Potenzial liegt. Folgende positive Faktoren sind damit verbunden: Durch die Beschäftigung der Bevölkerung mit ihrer Umwelt und ihren kulturhistorischen Wurzeln kann eine Bewusstseinsschaffung und Identitätsbildung im Sinne der Europäischen Landschaftskonvention in Gang gesetzt werden. Eine Bevölkerung, die sich mit ihrer Landschaft identifiziert, ist bereit, Verantwortung für diese zu übernehmen. Durch die Beteiligung der Öffentlichkeit an Erfassungen und Entscheidungen zum Thema Kulturlandschaft kann eine breite Akzeptanz der Ziele und Maßnahmen zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Kulturlandschaft erreicht werden. Zudem bietet eine gemeinschaftliche ehrenamtliche Erfassung von Kulturlandschaftselementen zahlreiche Chancen für die Vernetzung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Akteure. Neben vielen Einflussfaktoren ist für die erfolgreiche Arbeit mit Ehrenamtlichen vor allem die zur Verfügung stehende Zeit entscheidend. Aufbau und Festigung der Strukturen sind abhängig von der zeitlichen Kapazität der Ehrenamtlichen. Für bestimmte Aufgaben, für die ausgewählte Personen gebraucht werden, wie etwa die Koordination der Erfassung in einem Ort oder einer Gemeinde, kann es schwierig sein, unter Zeitdruck Freiwillige zu finden. Gegebenenfalls muss ein Erfassungsstart solange zurückgestellt werden, bis geeignete Personen gefunden wurden.

Fortführung der Initiative durch ein Folgeprojekt

Mehrere andere Regionen hatten bereits während der Projektlaufzeit Interesse an der Erfassung historischer Kulturlandschaftselemente bekundet (Cham, Ammersee, Rosenheim, Hof). In zwei Fällen informierte das Projektmanagement in den Regionen interessierte Bürger über die Vorgehensweise, stellte die Materialien bereit und vermittelte zum Administrator der Online-Datenbank KLEKs. Basierend auf diesen Erfahrungen im Projekt "Heimat erkennen-Identität bewahren" wurde ein Folgeprojekt "KulturlandschaftsKompetenz! Ausbildung und Etablierung von ehrenamtlichen Kulturlandschaftsbeauftragten" entwickelt und erfolgreich gestartet (Laufzeit: 1.12.2013 bis 30.09.2015). Die Ausbildung von ehrenamtlichen Kulturlandschaftsbeauftragten bietet langfristig die Chance, in allen Regionen Bayerns Bürger in Projekte zum Erhalt der Kulturlandschaft einzubinden und auch die Inventarisierung historischer Kulturlandschaftselemente voranzutreiben.

Literatur

Schenk, W. (2001): Kulturlandschaft in Zeiten verschärfter Nutzungskonkurrenz: Genese, Akteure, Szenarien. In: Die Zukunft der Kulturlandschaft zwischen Verlust, Bewahrung und Gestaltung/ARL; ÖGR - Hannover: Akademie für Raumforschung und Landesplanung, 2001 (Forschungs- und Sitzungsberichte/ARL; Bd. 215) SRU (2002): Sondergutachten des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen: Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes, Berlin Wöbse (2002): In: Wiegand, C.: Spurensuche in Niedersachsen. Historische Kulturlandschaftsteile entdecken. Hrsg.: Niedersächsischer Heimatbund.

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