Wissenstransfer in Weihenstephan: 22. Fachseminar Pflanzenschutz an der HSWT

  • Datum: 07.10.2019
  • Autor: Thomas Lohrer | Rita Meixner
Blick in den gut gefüllten Vortragsraum beim diesjährigen Fachseminar Pflanzenschutz      Foto: Thomas Lohrer, HSWT

Mit rund 90 Teilnehmern aus Deutschland, Italien und der Schweiz war das diesjährige Fachseminar Pflanzenschutzberatung − wie auch in den Vorjahren − ein gut besuchter Treffpunkt für das Fachpersonal aus dem gartenbaulichen Dienstleistungssektor mit den Schwerpunkten GaLaBau, Baumschule und Gartencenter. Mit insgesamt sieben Fachvorträgen bot der Veranstaltungstag, der auch als Weiterbildung für die Sachkunde anerkannt ist, ein intensives und vielfältiges Programm. Darüber hinaus wird der Tag gerne zum fachlichen Austausch unter Kollegen genutzt. In diesem Jahr wurde das Tagesseminar zur Begrüßung und in den Pausen musikalisch durch das Singer-Songwriter Duo „Apollon´s Smile“ umrahmt, was ausgesprochen positiv aufgenommen wurde.

Biologischer Pflanzenschutz bei Rosen

Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung zum Seminar durch Prof. Dr. Birgit Zange und Thomas Lohrer (beide Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) eröffnete Heiko Hübscher, Leiter des Rosengartens in Zweibrücken, mit seinem Vortrag die Veranstaltung. Das Thema „Biologischer Pflanzenschutz bei Rosen: Schadursachen, Maßnahmen und Wunschgedanken“ transportierte er praxisnah und zeigte auf wie und in welcher Form der biologische Pflanzenschutz im Rosengarten erfolgt und welche Erfahrungen er im Laufe der Jahre gesammelt hat. Die intensive Diskussion, die auch während der Pause weitergeführt wurde, belegt das große Interesse an dem Thema für die Praxis.

Die Welt der Spinnen

Es ist bereits gute Tradition in jedem Jahr auf dem Seminar eine Nützlingsgruppe näher vorzustellen. In diesem Jahr übernahm Stephan Lauterbach aus Essen mit seinem Vortrag „Achtbeiner in Haus und Garten: Eine Einführung in die Welt der Spinnen“ diese Aufgabe. Fachlich kompetent und anschaulich präsentierte er die Inhalte. Angereichert mit zahlreichen Fakten zu den Merkmalen der Tiere, ihren Lebensräumen, dem Netzbau und Beutefang, aber auch zur ökologischen Bedeutung nahm er die Zuschauer in die Welt der Achtbeiner mit. Ein informatives Skript mit exzellenten eigenen Zeichnungen rundete den Vortrag ab.

Blühstreifen: Bestäuber und Nützlinge fördern

Auch im nächsten Vortrag von Katja Jacot aus der Schweiz ging es um ökologisch-biologische Aspekte. Als Mitarbeiterin der Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, präsentierte sie kompetent und charmant zugleich, ihre mehrjährigen Erfahrungen zum Thema „Blühstreifen: Fördermöglichkeiten für Bestäuber und Nützlinge“. Anhand zahlreicher Versuchsergebnisse zu ein- und mehrjährigen Blühstreifen konnte sie die Aussage „Blühstreifen sind nicht nur schön – sie leisten auch etwas“ klar untermauern. Ein Merkblatt über Blühstreifen der Agrocope steht kostenlos zum Download zur Verfügung.

Biostimulantien − alternative Wege zwischen Pflanzenschutz und Düngung

Dr. Josef Haber von der Consilia Agri Business Consulting, Limburgerhof, griff mit seinem Vortrag „Biostimulanzien – alternative Wege zwischen Pflanzenschutz und Düngung“ ein aktuelles, viel diskutiertes Thema auf. Nach einer Einleitung zur europäischen Düngemittelverordnung, mit Hinweisen zur Definition von Biostimulanzien und deren Abgrenzung zu anderen Produkten, stellte er exemplarisch mehrere Versuchsergebnisse vor. Mit einem ersten CE-zertifizierten Produkt aus der Gruppe der Biostimulanzien ist nach seinen Aussagen erst ab Juli 2022 zu rechnen.

Quarantäneschaderreger

Das Auftreten von Quarantäne-Schaderregern im eigenen Betrieb führt in Konsequenz nicht nur zum Verlust von Pflanzenbeständen, sondern kann in Abhängigkeit der erforderlichen Maßnahmen auch große finanzielle Probleme bereiten. Eine mögliche Abhilfe ist der Abschluss einer Versicherung. Dazu referierte Diana Pietruska von der Gartenbau-Versicherung VVaG unter dem Titel „Versicherungsschutz für die Folgen von Quarantäneschaderregern“. Anhand praxisnaher Fallbeispiele ging die Referentin detailliert auf jährlich zu zahlende Beiträge (beispielweise für das Freiland 100 € Beitrag pro 100.000 € Versicherungssumme), den Versicherungsschutz sowie die zu erwartenden Leistungen, die sich u. a. aus Wertschöpfungs- oder Ertragsverlusten ergeben, ein. Mehrere Tausend bereits abgeschlossener Quarantäne-Versicherungen lassen indirekt auf die Bedeutung einer solchen Versicherung in der Praxis schließen.

Rußrindenkrankheit am Ahorn

Ludwig Straßer von der LWF (Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft) brachte die Teilnehmenden mit seinem Vortrag über die „Rußrindenkrankheit am Ahorn: Diagnose, Biologie und aktuelle Handlungsempfehlungen“ auf den neuesten Wissensstand zu dieser Pilzkrankheit, die intensiv von der Öffentlichkeit verfolgt wird. Gerade der Bergahorn ist besonders von der Rußrindenkrankheit betroffen. Symptomatisch beginnt das Schadbild mit einer verstärkten Bildung von Wasserreisern und einem vermehrten Totholzanteil in der Krone, dem häufig erste Rindenabplatzungen folgen. Bei abgestorbenen Bäumen löst sich die Rinde zu großen Teilen und setzt die schwarzen Sporenlager des Pilzes Cryptostroma corticale frei, die bei einem vermehrten Einatmen zu einer Lungenbläschenentzündung führen können – bei allen Arbeiten ist somit ein Atemschutz erforderlich.

Aktuelles: Pflanzenschutzrecht, Literatur, Internet

Im letzten Vortrag referierte Thomas Lohrer, der die Veranstaltung auch organisierte, über „Aktuelles: Pflanzenschutzrecht, Literatur, Internet“. Der Schwerpunkt lag auf den rechtlichen Aspekten, zu denen u.a. die Umsetzung der Pflanzengesundheitsverordnung der EU zum 14. Dezember 2019 gehört, die deutliche Veränderungen beim Pflanzenpass zur Folge haben wird. Angesprochen wurden auch neue Anwendungsbestimmungen sowie Entscheidungen gerichtlicher Urteile zu den vom Umweltbundesamt geforderten „Biodiv“-Auflagen. Neben einigen Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt zum Pflanzenschutz wurde abschließend auch auf einen ab Dezember online abrufbaren online-Kurs zum Pflanzenschutz hingewiesen. Angeboten wird dieser Kurs mit dem Titel „Pflanzenschutz – gefährlich, sinnlos und überflüssig – Eine Einführung in die Welt der Schaderreger an Pflanzen“ als kostenlos nutzbarer Kurs auf den Seiten der Virtuellen Hochschule Bayern.  Ein kurzes Teaser-Video zum Kurs steht bereits online zur Verfügung.

Nach einer kurzen Abschlussbesprechung konnte Prof. Dr. Birgit Zange (HSWT) die Veranstaltung offiziell beenden, den Teilnehmern noch einen guten Weg nach Hause wünschen und verwies bereits auf den Termin am 24. September 2020 im nächsten Jahr.

 

  • Auch nach dem Vortrag von Heiko Hübscher (2. von links) zeigten die Teilnehmenden großes Interesse am Thema Rosen   Foto: Thomas Lohrer, HSWT
    Auch nach dem Vortrag von Heiko Hübscher (2. von links) zeigten die Teilnehmenden großes Interesse am Thema Rosen Foto: Thomas Lohrer, HSWT
  • Diana Pietruska berichtet über den möglichen Versicherungsschutz bei Quarantäneschaderrregern   Foto: Thomas Lohrer, HSWT
    Diana Pietruska berichtet über den möglichen Versicherungsschutz bei Quarantäneschaderregern Foto: Thomas Lohrer, HSWT

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