Prof. Dr. Wolfgang W.P. Gerlach verstorben - ein Nachruf

Dr. Tim Eickenscheidt, Projektleiter beim Forschungsprojekt MOORuse, bei einer Demonstration der Versuchsanlage im Freisinger Moos

Weihenstephan - Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) trauert um Prof. Dr. Wolfgang W.P. Gerlach, der vergangene Woche im Alter von 73 Jahren von uns gegangen ist. Wir verlieren mit ihm einen leidenschaftlichen und engagierten Hochschullehrer und Wissenschaftler, der stets die leisen Töne mochte und ein Befürworter für praxisnahe Lösungen war. Professor Dr. Wolfgang Gerlach lehrte bis zu seinem Ruhestand 2012 in den Fachgebieten Botanik und Pflanzenschutz der Fakultät Gartenbau und Lebensmitteltechnologie.

In der Welt zuhause

Ein besonderes Interesse von Wolfgang Gerlach galt den tropischen gartenbaulichen Kulturen. Bevor er nach Weihenstephan berufen wurde, war er in verschiedenen tropischen Ländern tätig. Nach seinem Studium und der Promotion in den USA verbrachte er viele Jahre in Syrien, West-Samoa und auf den Philippinen, wo er auf die Pflanzenschutzprobleme der tropischen und subtropischen Landwirtschaft stieß und intensiv darüber forschte. Diese Reisen prägten nicht nur seine wissenschaftliche Arbeit, sondern auch ihn als Mensch. Von den dort gewonnenen Kenntnissen und praktischen Erfahrungen im Anbau der wichtigsten Obst- und Gemüsekulturen in diesen Ländern konnten die Studierenden in seiner Lehrveranstaltung "Tropischer Gartenbau" profitieren.

Der Dozent und Forscher

Im Frühjahr 1988 wurde Wolfgang Gerlach an die HSWT berufen. Zusätzlich zur Lehre übernahm er die Leitung des Instituts für Botanik und Pflanzenschutz, bis das Institut im Rahmen der Umstrukturierung 2002 in das neu geschaffene Institut für Gartenbau integriert wurde. Sein umfangreiches Wissen nutzte er, um den Studierenden einen abwechslungsreichen und praxisnahen Unterricht zu bieten. Nach dem Motto "Was man selbst untersucht hat, bleibt besser im Gedächtnis" gestaltete er seine Lehre und Praktika. Auch die Forschung lag ihm sehr am Herzen. So initiierte er zahlreiche interdisziplinäre Projekte und schloss diese erfolgreich ab. Sein besonderes Interesse galt den Pilzen und hier vor allem der Gattung Phytophthora. Innovativ war sein Engagement für den Einsatz der in vitro-Kultur im Pflanzenschutz, wie beispielsweise bei der Bekämpfung des Befalls mit Stängelnematoden. Prägend für die Forschung im grünen Bereich waren seine Erkenntnisse bei der Virusfreimachung und in vitro-Vermehrung des Bayerischen Meerrettichs sowie weiterer Pflanzenschutzfragen an dieser Kultur. Darüber hinaus sind seine Arbeiten zu Krankheiten und Schädlingen an Orchideen, der Reduzierung des Trauermückenbefalls bei Topfpflanzen sowie der Identifizierung von Krankheitsursachen bei Johanniskraut hervorzuheben. Weiterhin hat er unzählige Schaderreger an Stauden gesammelt und bestimmt. Diese veröffentlichte er auf einer CD-ROM über "Krankheiten und Schädlinge an Stauden", die über 1100 farbige Abbildungen von rund 380 Schadursachen enthält. Im Ruhestand widmete er sich insbesondere der anatomischen Betrachtung von Blütenblättern und deren Farben, die er auch fotografierte.

Der Praktiker

In vielen Vorträgen zeigte Wolfgang Gerlach Schadursachen und mögliche Bekämpfungsmethoden auf. Seine Zuhörer kamen überwiegend aus der Praxis, aber auch bei den Freizeitgärtnern war er gut bekannt und geschätzt. Als echter „Pflanzendoktor“ war ihm bei seiner Arbeit stets die Nähe zur Praxis wichtig. Daher hielt er intensiven Kontakt zu den Beratungsringen und hatte immer ein offenes Ohr für die Pflanzenschutzprobleme in den Betrieben. Die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ermöglichte in vielen Fällen eine genaue Erregerbestimmung. Seine vielfältigen und weitreichenden Erfahrungen flossen darüber hinaus in die Weiterbildung ein. Ende der 1990er Jahre rief er das "Fachseminar Pflanzenschutzberatung" ins Leben, das seit nunmehr über 20 Jahren viele Fachkollegen und Interessierte jährlich nach Weihenstephan lockt.

Wir werden Prof. Dr. Wolfgang W.P. Gerlach als Mensch und Persönlichkeit vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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