Preis für herausragende Forschung 2022 an Prof. Dr. Dominikus Kittemann

Der Preis für herausragende Forschung 2022 der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wurde Prof. Dr. Dominikus Kittemann im Rahmen des 'Dies academicus' am 21. Juli 2022 verliehen.

Dr. Dominikus Kittemann ist Professor für Obstbau und Baumschule sowie wissenschaftlicher Leiter des HSWT-Standorts 'Versuchsstation für Obstbau Schlachters' in der Bodenseeregion.

Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer Prof. Dr. Markus Reinke hob in seiner Laudatio das enorme und fundierte Wissen von Prof. Kittemann hervor sowie seine Gestaltungskraft. Er sei dabei nicht nur in der Wissenschaft zuhause, sondern ein "forschungsaffines Multitalent". Als Vizepräsident, Leiter des Zentrums für Forschung und Wissenstransfer (ZFW) und auch persönlich freue er sich sehr, so jemanden wie ihn als Kollegen, Vorgesetzten, Forschenden, Lehrenden und als Mensch an der HSWT zu wissen. Jemanden, von dem alle viel in puncto Leistungsbereitschaft, Motivation und Kollegialität profitieren und lernen könnten.Der zudem ein "Eigengewächs" dieser Hochschule sei und seine wissenschaftliche Karriere mit einem Gartenbaustudium an der damaligen Fachhochschule Weihenstephan gestartet hatte.

Der Wissenschaftler

"Früher war ich in der Obstbauwissenschaft sicherlich noch mehr der 'Datenerheber', heute sehe ich mich mehr in der Funktion eines 'Forschungsmanagers'. Und wahrscheinlich ist eine der wichtigsten Aufgaben, die jeweils aktuellen Themen zu identifizieren und (leider) gleichzeitig erkennen zu müssen, für welche Themen davon es auch Fördermöglichkeiten gibt." So bringt Prof. Kittemann seine Rolle in der HSWT-Forschung auf den Punkt. Neben der Drittmittelakquise sind die Koordination der laufenden Forschung sowie die Führung der wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Beschäftigten eine der Hauptaufgaben des bedachten und sympathischen Wissenschaftlers. Besonders den letzten Punkt hält er für sehr wichtig: "Ich empfinde eine große Verantwortung für meine Mitarbeiter:innen und bin - besonders auch in Hinblick auf die Versuchsstation für Obstbau Schlachters - oft der 'Kommunikator' zwischen allen Beteiligten vor Ort." Neben der wissenschaftlichen Leitung der 'Versuchsstation für Obstbau Schlachters' in der Gemeinde Sigmarszell in der Bodenseeregion hat Professor Kittemann auch ein Lehr- und Versuchslager in Weihenstephan auf- und ausgebaut, in dem er zu Themen der Nacherntephysiologie und Lagerung forscht. Ganz besonders wichtig ist dem diesjährigen Preisträger, der seine Karriere an der HSWT-Vorgängerin 'Fachhochschule Weihenstephan' mit dem Abschluss Dipl.-Ing. (FH) Gartenbau startete, immer schon der Praxis-Fokus gewesen. "Es ist mir wichtig, dass wir tatsächlich die Herausforderungen und Themen der obstbaulichen Praxis mit unserer Forschung auf gute und wissenschaftlich fundierte Weise bearbeiten und eben nicht an der Praxis vorbei forschen", so Kittemann. Und weiter: "Speziell in der gartenbaulichen Produktion von Lebensmitteln gibt es sehr viele aktuelle und zukünftige ökologische, ökonomische und soziale Herausforderungen. Daher sehe ich unsere Aufgabe auch gesellschaftlich als sehr wichtig und bedeutungsvoll an. "Auch die Außendarstellung der Forschungsergebnisse soll seiner Ansicht nach realistisch und authentisch bleiben, "ohne die Dinge aufzublasen". Ein großer Wunsch an Politik und Fördergeber ist es, vor allem für Forschung an Dauerkulturen längere Förderperioden als die üblichen 3 Jahre zu ermöglichen. Dies ist notwendig, um tatsächlich nachhaltige Lösungen für die großen, gesellschaftlichen Herausforderungen zu finden.

Wissenschaftliche Kurz-Vita

  • 2001 – 2006 Gartenbaustudium an der Fachhochschule Weihenstephan, Abschluss als Dipl.-Ing. (FH) Gartenbau
  • August 2005: Diplomarbeit am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) zum Thema 'Reifeoptimierung von Birnen und Äpfeln zur Herstellung von Babynahrung' - das war der Einstieg in den Bereich Nacherntephysiologie und Lagerung.
  • 2006 – 2011: wissenschaftlicher Mitarbeiter am KOB in der Arbeitsgruppe Nacherntephysiologie und Lagerung
  • 2008 – 2011: Berufsbegleitende Promotion als externer Doktorand bei Prof. Dr. Dieter Treutter (TUM): 'Untersuchungen zu Fruchtfleischfestigkeit und Zellwandabbau von Apfelfrüchten während der Lagerung unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses von Ethylen.'
  • 2011 – 2015: Leiter des Arbeitsbereiches Nacherntephysiologie und Lagerung am KOB als Mitarbeiter der Universität Hohenheim
  • seit 2015: Professor für Obstbau und Baumschule an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), Fakultät Gartenbau und Lebensmitteltechnologie

Die hauptsächlichen Forschungsthemen am KOB waren moderne Lagerverfahren, Fruchtreife- und Reiferegulierung, Faktoren der Qualitätsbildung und Haltbarkeit, physiologische Lagerschäden, sensorische Qualität, wertgebende Inhaltsstoffe sowie Energieeinsparung in der Lagerung. In dieser Zeit konnte Dominikus Kittemann beruflich auch viele Länder bereisen und internationale Netzwerke knüpfen (von Südamerika bis Madagaskar sowie in vielen europäischen Ländern). "Ich freue mich, dass ich an der HSWT die Möglichkeit habe, mich im Bereich der Internationalisierung zu engagieren und auch hier mit Kolleg:innen aus verschiedensten Ländern zusammenarbeiten kann, auch wenn die zeitlichen Ressourcen dafür manchmal begrenzt sind", so der Preisträger. Es ist bezeichnend, dass Professor Kittemann seine Karriere 2001 mit einem Gartenbaustudium an der HSWT gestartet hatte - an der damaligen Fachhochschule Weihenstephan mit dem Abchluss Diplom-Ingenieur (FH) Gartenbau. "Ich habe ursprünglich Gartenbau studiert, weil ich damals in die Entwicklungszusammenarbeit wollte. Hat sich dann alles etwas anders entwickelt, auch wenn meine heutige Tätigkeit in der Lehre ja auch in gewisser Weise Entwicklungsarbeit ist, resümiert der Preisträger mit seinem ihm eigenen sehr sympathischen Humor. Mehr und bessere Werbung für die Studiengänge der HSWT und die daraus resultierenden Karrieremöglichkeiten geht eigentlich gar nicht. Und es verdeutlicht die Prägung durch die Ausbildung an der HSWT: Dominikus Kittemann ist ein praxis- und lösungsorientierter Wissenschaftler und Hochschullehrer mit einer hohen Sozialkompetenz und allein schon durch seine Person und seinen Weg ein Vorbild, vielleicht sogar ein Leuchtturm für viele Studierende an der HSWT.

Der Chef

Als Vorgesetzter eines großen Teams ist es ihm sehr wichtig, auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, den Umgang miteinander und auf gegenseitigen Respekt zu achten. "Wenn in einer Arbeitsgruppe der Umgang oder die Stimmung nicht passt, ist das schlecht für alle, für jede:n Mitarbeiter:in, die Vorgesetzten und für das Ergebnis." Und weiter: "Ich bin kein Freund von unnötigen Hierarchien. Jeder Mensch in unserer Gesellschaft leistet seinen Beitrag, das gilt auch für das Arbeitsleben, und nur dadurch funktioniert das ganze System. Insofern gibt es auch keine Arbeit, die mehr oder weniger wert ist."

Obstbauwissenschaftler der Bodenseeregion

Durch seine lange berufliche Zeit am Bodensee vor der Professur an der HSWT kennt Dominikus Kittemann die Obstbauwelt 'am See' sehr gut, was in seiner jetzigen Funktion als wissenschaftlicher Leiter der Versuchsstation sehr von Vorteil und die Basis für den engen Kontakt zwischen Forschung und obstbaulicher Praxis ist. Auch das große, in über 15 Jahren gewachsene länderübergreifende Forschungsnetzwerk am Bodensee und in anderen Anbauregionen sowie der gute Kontakt zur obstbaulichen Beratung sind bedeutsame Eckpfeiler seines Erfolgs und seiner hohen Reputation.

Engagement für den Freizeitgartenbau

"Ich war schon als Student im heimischen Gartenbauverein aktiv und habe dort Schnitt- und Veredelungskurse gegeben. Besonders schön finde ich dabei die Wissbegierigkeit und auch die Dankbarkeit der Teilnehmer:innen in den Kursen. Das macht einfach Spaß. Ich halte es vor allem in der heutigen Zeit für sehr wichtig, dass sich Menschen mit Pflanzenbau und landwirtschaftlichen Themen auseinandersetzen." Besonders positiv findet der beliebte Kursleiter, dass immer mehr junge Menschen und Familien an diesen Kursen teilnehmen. Doch auch aus Sicht der Hochschule hält Professor Kittemann die Beschäftigung mit dem Freizeitgartenbau für ein wichtiges und zukunftsträchtiges Thema. "Im Sinne eines politisch gewollten verstärkten Wissenstransfers aus den Hochschulen in die Gesellschaft sowie für die öffentliche Wahrnehmung bieten sich unsere Themen und langjährigen Expertisen im Freizeitgartenbau geradezu an. Und nicht zuletzt hat der Gartenmarkt in Deutschland in den letzten Jahren eine enorme Umsatzsteigerung erfahren und liegt aktuell bei einem Umsatz von über 20 Milliarden Euro pro Jahr", so Prof. Kittemann.

Der Mensch

Falls man nun vermuten würde, dass Dominikus Kittemann eigentlich gar keine Zeit mehr für ein Privatleben hat, so wird man erstaunt sein zu hören, dass der verheiratete Vater von zwei Kindern sich sogar noch als Kinder-Fußballtrainer engagiert und gerne selbst Musik macht. "Soweit es geht, versuche ich auf einen guten Ausgleich zu meiner Arbeit hier an der HSWT zu achten, auch wenn es nicht immer gelingt. Ich denke aber, dass das sehr wichtig ist, um langfristig körperlich und geistig gesund und zufrieden zu sein. Wenn dann noch Zeit bleibt, gehe ich auch gerne angeln. Da habe ich meine Ruhe!"

  • Vizepräsident Prof. Dr. Markus Reinke bei seiner Laudation (Foto: HSWT)
  • Der Preisträger für herausragende Forschung 2022 an der HSWT, Prof. Dr. Dominikus Kittemann, bedankt sich für die Ehrung. (Foto: HSWT)

Ähnliche Beiträge