Große Resonanz auf den 21. Triesdorfer Pferdetag der HSWT

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Das Interesse am 21. Triesdorfer Pferdetag der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) am 12. Februar 2022 war auch bei der zweiten Online-Veranstaltung nach 2021 mit mehr als 150 pferdebegeisterten Teilnehmenden sehr groß. Organisiert wurde der Tag von Prof. Dr. Ulrike Machold von der Fakultät Landwirtschaft, Lebensmittel und Ernährung, Mitveranstalter waren Klaus Eikermann, Pferdezentrum Ansbach und Torsten Große-Freese, staatlicher Zuchtleiter an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Prof. Dr. Ellen Kienzle, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, verdeutlichte in ihrem Vortrag „Kann man Heu für Pferde ersetzen?“ die Wichtigkeit von Heu für das Pferd und dessen Verdauung. Neben der Befriedigung des Kaubedürfnisses ist dabei die Anregung des für die Verdauung wichtigen Speichelflusses besonders wichtig. Dieser schützt die Pferde z.B. vor gefährlichen Magengeschwüren. Fehlt Heu, so stehe bei der Auswahl von Alternativen die Frage im Vordergrund, bei welchem Pferd und womit das Heu ersetzt werden soll. Anhand von erprobten Praxisbeispielen verglich sie dazu klassisches Heu u.a. mit Heulage, Luzerneheu, Weidegras, Grünfutter und Stroh-Heugemischen. Die Fütterungsspezialistin betonte dabei ausdrücklich, dass Heu von minderwertiger Qualität, das z.B. stark verschmutzt oder mit Giftpflanzen versetzt ist, wesentlich schlechter als jedes Ersatzfuttermittel sei. So kann z.B. ungenügend abgelagertes Heu aufgrund des hohen Keimgehalts Krämpfe und Blähkoliken verursachen und darf nicht verfüttert werden. Rege Diskussionen schlossen sich an, die weitergeführt wurden, als Frau Drebes von der Firma Josera in der Mittagspause einen Kurzbeitrag zum Einsatz von Grascobs beitrug.

Dr. med.vet. Wolf-Dieter Wagner, Fachtierarzt für Pferde und Chiropraktiker referierte zum Thema „Moderne Therapien in der Pferdeorthopädie“. Er erläuterte das Vorgehen bei der Lahmheitsdiagnostik, von der Untersuchung im Stehen und in der Bewegung über die Anästhesie bis zur bildgebenden Diagnostik. Dann beschrieb er in sehr anschaulicher Weise gerade für den pferdehaltenden Laien, welche modernen Behandlungsmethoden es bei Gelenk-, Sehnen- und Bänderschäden gebe. Als erstes Verfahren nannte die Interleukin Rezeptor Antagonisten Protein (IRAP)-Therapie und beschrieb die Gewinnung sowie die Verabreichung des Proteins in das erkrankte Gelenk. Bei Sehnenschäden kommt heute die PRP-Therapie (Platelet Rich Plasma) zum Einsatz, die ebenfalls körpereigene Stoffe für die Therapie verwendet. Verletzte Sehnen, Knorpel und Bänder lassen sich mit entsprechenden Stammzellen therapieren. Anschließend ging Dr. Wagner auf die Lasertherapie ein, eine völlig schmerzfreie Therapieform, die die Regenerationszeit nach Sehnen- und Bänderschäden deutlich verkürzen hilft. Er machte jedoch auch deutlich, dass jede Therapie nur so gut ist wie die anschließende Betreuung und das weitere Management, das ebenso Nachuntersuchungen umfasst wie die entsprechend abgestimmte Aufbauphase im Training.

Nach der Mittagspause folgten zwei Vorträge zum Thema "Exterieur versus Sport" von Torsten Große-Freese, dem Zuchtleiter an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Ausgehend von der Anatomie des equiden Bewegungssystems erläuterte dieser die Grundlagen der Exterieurbeurteilung beim Pferd. Hierbei ging er v.a. auf die Ausprägung des Halses sowie die Stellung und Winkelung von Schulter, Vorder- und Hintergliedmaßen ein. Der bayerische Zuchtleiter machte aber auch klar, dass Exterieur nicht alles ist. Er betonte mit Verweis auf bekannte Pferde nachdrücklich, dass das sog. „Seitenbild“ immer in der Gesamtheit mit Interieur und der Leistung des Pferdes zu sehen ist. Die Stute Halla, die Weltmeisterin und Olympiasiegerin unter Hans Günther Winkler war, wies kein überzeugendes Exterieur auf, dafür aber ein schnelles Vorderbein und eine umso größere Leistungsbereitschaft und Einstellung zum Sport. Auch Hengste wie Gotthard waren aus züchterischer Sicht zunächst nicht gewünscht und konnten erst mit leistungsstarken Nachkommen im Sport überzeugen. Im praktischen Teil des Vortrages zeigte Herr Große-Fresse mehrere Beispiel-Videos aus Sport und Zucht, auf denen neben der bayerischen Landessiegerin 2021 unter anderem auch ein Haflinger zu sehen war der zwar kein überragendes Exterieur aufweist, aber sich gerade auf einem erfolgreichen Weg zur S-Dressur befindet.

Im kommenden Jahr soll der 22. Triesdorfer Pferdetag nach aktuellem Stand am 11.02.2023 wieder in Präsenz stattfinden.

Siegerstute Antoinette (Besitzer: Josef Zunterer; Züchter: Haupt-und Landgestüt Schwaiganger) der Landesschau Bayern 2021 (Foto: Landesverband Bayerischer Pferdezüchter e.V.)

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